Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 112
am Margaretengürtel, den spielt es aber auf alle
Fälle bei der Donau City nicht.
Und jetzt nur ganz kurz zum Fluglärm: Lieber Erich,
ich weiß, das ist dein Leib- und Leben-Thema, aber eine Kleinigkeit möchte ich
dazu schon sagen, nachdem ich vor einiger Zeit, und nachdem wir alle gemeinsam
herausgefunden haben, dass die Salzamts-Nummer die Nummer des Flughafens Wiens
ist, wo man sich darüber beschweren kann, dass es so laut ist:
Es gibt hier eine andere Neuerung am Flughafen, und
ich habe das wirklich irgendwie mit Schmunzeln lesen müssen, und zwar gibt es
das Umgebungslärmschutzgesetz. Das teilt den Tag in drei verschiedene
Abschnitte, und zwar den Tag, den Abend und die Nacht. Und die Nacht beginnt
für alle Österreicher und Österreicherinnen um 22 Uhr und endet um
6 Uhr in der Früh.
Eigentlich sinnvoll. Das ist die Nacht, von
22 Uhr bis 6 Uhr, macht acht Stunden Schlaf, ist vielleicht ein
bisschen viel, andere Leute kommen mit weniger aus, mit sechs Stunden vielleicht
oder mit sieben Stunden. Und für Kinder ist es ja durchaus so, dass die vor
22 Uhr in der Regel schlafen gehen und vielleicht um 6 Uhr schon wach
sind, manche auch ein bisschen früher. Wenn man größere Kinder hat, so wie ich,
dann muss man sie in der Früh ein bisschen rausstampern, weil sonst würden sie
noch länger schlafen. Gut, okay.
Aber der Flughafen, der hat sich etwas Besonders
einfallen lassen. Also zunächst einmal hat er den Menschen da draußen versprochen,
es gibt ein Nachtflugverbot. Eine interessante Errungenschaft. Nun denkt sich
jeder, super, Nachtflugverbot, endlich ist eine Ruhe. Ungefähr der Süden und
der Westen und der Nordosten Wiens freuen sich, wenigstens in der Nacht kein
Fluglärm. Na gut, aber nun stellt sich heraus, dass die Nacht nicht die Nacht
ist, weil der Flughafen eine Spezialnacht erfunden hat. Das muss man sich
einmal vorstellen: Die Nacht am Flughafen ist nicht von 22 Uhr bis
6 Uhr morgens wie es im Gesetz steht, sondern die Nacht beginnt um
23.30 Uhr und endet um 5.30 Uhr.
Also, alle Kinder im Süden, Westen und Nordosten
Wiens schlafen kürzer, weil die Nacht einfach dort anders ist, und in dieser
Nacht - (Zurufe von GR Erich Valentin.) Erich, du kannst nachher gerne dazu etwas
sagen -, in dieser verkürzten Nacht, da gibt es natürlich ein Nachtflugverbot.
Und wie schaut das Nachtflugverbot aus?
Das Nachtflugverbot schaut so aus, dass
3 000 Landungen durchgeführt werden dürfen. Das heißt, es gibt ein
Nachtflugverbot, wo 3 000 Landungen stattfinden dürfen - das ist
nicht schlecht – und es gibt eine Nacht, die eigentlich kürzer ist als die
Nacht. Das heißt laut Orwell „new-speak“, Neusprache. Nicht schlecht.
Das heißt, der Flughafen erzählt den Leuten allen
Ernstes, es gäbe ein Nachtflugverbot, obwohl gleichzeitig von oben
3 000 Flüge daherkommen und in Schwechat landen und ein bisserl einen
Lärm machen, und das immerhin zu Zeiten, wo Menschen zu Hause sind, nämlich vor
allem am Wochenende, vor allem im Sommer, wo Leute Urlaub haben und ihr Leben
genießen wollen und es eigentlich nicht so gerne laut haben, vielleicht auch
draußen sitzen und etwas trinken wollen, grillen wollen oder sonst was. Also,
wie gesagt, dem Flughafen gratuliere ich zu der Neusprache, es wurde die Spezialnacht
erfunden und der Lärmschutz, der eigentlich ein Nachtflugverbot umfasst, das es
gar nicht gibt. Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zu
einer tatsächlichen Berichtigung hat sich GR Valentin gemeldet. Ich erteile ihm
das Wort.
GR Erich Valentin (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe
Frau Stadträtin!
Dinge soll man gleich ausräumen, wenn sie kommen,
besonders wenn sie nicht richtig sind.
Nachzulesen und auch nicht durch ständiges
Wiederholen falschzureden ist, dass Wien die Nachtflugregelung in einem
zivilrechtlichen Verfahren erzielt hat, weil Wien weder Kompetenz im
internationalen noch im nationalen Flugrecht hat. Wahr ist, dass diese Nachtflugregelung,
die es in Wien gibt, ja auch im Internet nachgelesen werden kann und auch
mittels eines Evaluierungsberichtes nachprüfbar ist, von 21 Uhr am Abend
bis 7 Uhr in der Früh dauert, und für die Bereiche West-Wien, Mitte-Wien
und Süd-Wien die Nachtruhe gilt. Da gibt es Ausnahmeregelungen, die nicht
3 000 Stück sind, sondern im letzten Jahr unter 50 waren, und das
sind – auch nachlesbar – Ambulanzflüge. Es wird niemand akzeptieren wollen,
dass irgendjemand, der schnell ins Spital muss und in Wien eingeliefert wird,
einen Umweg fliegen muss. Es sind Organspenderflüge, es sind Flüge, wenn eine
Maschine einen Notfall meldet, sprich, einen Defekt hat, und es sind dann Flüge
über den Westen Wiens von 21 Uhr abends bis 7 Uhr in der Früh gestattet,
wenn die andere Piste gesperrt ist. Da der Flughafen in Wien Schwechat zwei
Pisten hat und es hin und wieder vorkommen kann, dass eine Piste aus
verkehrstechnischen Gründen gesperrt werden muss - beispielsweise wenn im
Winter Schnee geräumt wird – wird man nicht sagen können, dass die Maschine,
die anfliegt, nicht landen darf.
Das sind die Ausnahmen, die werden genau
protokolliert, da gibt es nichts, was versteckt wird, da existiert ein
offizielles Radarbild, das kann jeder anschauen, da gibt es einen offiziellen
Evaluierungsbericht, der steht im Internet. Ich würde mir wünschen, dass andere
Dinge so transparent wären wie diese. Tatsächlich, diese Fluglärmregelung in
der Nacht gibt es, und wir werden dafür europaweit beneidet. Dass es die GRÜNEN
anders sehen, ist ihr Problem.
Tatsache ist jedenfalls und besteht: Tatsache ist, es
wird evaluiert und Tatsache ist, dass die Wienerinnen und Wiener eine
Verbesserung davon haben. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Es
gibt zur tatsächlichen Berichtigung eine tatsächliche Berichtigung. GR Mag
Maresch hat das Wort, drei Minuten Maximum.
GR Mag Rüdiger Maresch
(Grüner Klub im
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular