Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 112
(Wiederaufnahme um 9.01 Uhr.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Wir nehmen die Sitzung des Gemeinderates wieder auf.
Entschuldigt für den ganzen Tag, und ich sage das
sehr bewusst dazu, weil einzelne Mitglieder des Gemeinderates temporär
entschuldigt sind, ist GR Schreuder.
Die Beratung des Voranschlagsentwurfs der
Bundeshauptstadt Wien für das Jahr 2008 und des Gebührenprüfungsantrages
wird fortgesetzt.
Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe
Umwelt. Ich weise darauf hin, dass wir in der Präsidialkonferenz vereinbart
haben, dass der Erstredner jeder Partei 25 Minuten, die übrigen Redner
15 Minuten Zeit zur Verfügung haben, um ihren Debattenbeitrag
einzubringen.
Zum Wort gemeldet ist Herr GR Blind. Ich erteile es
ihm.
GR Kurth-Bodo Blind (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Guten Morgen, Herr Vorsitzender! Frau Stadtrat! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Ja, die Klimaerwärmung, des ist a Luada, wie man so
schön sagt in Wien, nicht das ist ein Luder, sondern des ist a Luada. Dies fürs
Protokoll. Jetzt haben wir gerade die Klimaerwärmung und wie man sieht, haben
wir den frühesten und, wie viele Experten sagen oder besser gesagt, weissagen,
auch einen der strengsten Winter der letzten Jahrzehnte. Zumindest sagen sie,
dieser Winter wird einer der strengsten werden. Und ich sage deswegen
Weissagungen, denn die einen Experten meinen - sie sagen, sie sind Experten und
sogar Wissenschafter -, dass eine drohende Erderwärmung bevorstehe, und die
anderen Wissenschafter, man kann das mit Expertisen genauso beweisen, sagen, es
komme die neue Eiszeit. Vor ein paar Monaten hatten gerade die mit der
Klimaerwärmung die Nase vorne, aber ich muss schon sagen, ein, zwei Winter wie
dieser, und wenn eintritt, was die Weisen sagen, dann hat die andere Seite halt
wieder die Nase vorne.
Von den selbst ernannten Experten halte ich
inzwischen nicht besonders viel, und von den Vorzügen, Vorteilen, die die WTO
und die EU angeblich haben, von diesen Vorzügen halte ich inzwischen auch nicht
besonders viel. Was sind denn diese Vorzüge, die uns diese WTO und die EU
bescheren sollen? Wir können jetzt vergiftetes Spielzeug aus China kaufen, nun
ja, wir können kalifornischen Wein statt österreichischen kaufen, wir können
sogar Teebutter aus Irland erwerben und Holz aus Russland für
Biomassekraftwerke. Aber bei all diesen Vorzügen, die wir von WTO und EU haben,
das verursacht alles Verkehr, Verkehr und nochmals Verkehr, und angeblich ist
ja der Verkehr so unheimlich giftig, der verpestet und ruiniert uns das
Weltklima.
Dazu ein Leserbrief aus der „Kronen Zeitung" vom
6. November 2007: „Wozu EU-Beitritt? – In Anbetracht des gefährdeten
Klimas sollten wir unser Konsumverhalten drastisch ändern. Das weiß nun
mittlerweile jedes Kind. Der Kauf heimischer Produkte verringert den CO2-Ausstoß,
fördert unsere Wirtschaft, allen voran unterstützen wir damit unsere Bauern,
Vermeidung von Flugreisen hilft der Natur und schont sie. Ich frage mich dann
nur, wozu war der EU-Beitritt eigentlich gut? Wozu der offene Handel und
Warenverkehr, wenn die Vorteile desselben nicht genutzt werden sollen, da
dieser mitverantwortlich für den klimatischen Exitus ist."
Nun ja, es ist wirklich solchen „Kronen Zeitung“-Lesern
schwer zu erklären, wo denn diese Vorzüge sind, wenn das dann im Effekt alles
schadet. Ja, früher, ohne EU, hätten wir bestimmen können, ob der Transit über
den Brenner vielleicht durch eine höhere Maut eingedämmt werden könnte. Das
geht aber jetzt natürlich nicht. Ja, früher hätten wir bestimmen können, ob wir
genmanipulierten Mais anbauen wollen oder ob wir den vielleicht nicht anbauen
wollen, ob wir die Einfuhr wollen oder ob wir so etwas nicht wollen. Heute geht
das auch nicht mehr ganz so leicht.
Dazu ist zu sagen, dass Wien unter der StRin Sima
sich wehrt, so gut es geht und so gut es eigentlich möglich ist. Darum arbeiten
wir ja auch durchaus konstruktiv am KliP mit, aber so wirklich bestimmen können
wir Wiener halt da auch nicht besonders viel.
In Wirklichkeit bestimmen die Lobbyisten der
Genindustrie, der Finanz-, der Atom- und der Wasserbaulobby, wo es lang geht.
In Deutschland werden die Laufzeiten der Atommeiler verlängert und Dänemark hat
gerade den sechsten Atommeiler gebaut und freut sich schon, dass bald der
siebente kommt. Man kann es sich ja im Fernsehen anschauen, wie begeistert die
Leute sind, weil denen der Arbeitsplatz viel wichtiger ist als das Weltklima
oder die Gefahr von Atomkraftwerken.
In Österreich denkt Wirtschaftskammerpräsident Leitl
über den Ausbau der Wasserkraft nach und siehe da, nicht einmal Hainburg ist
ihm da irgendwie peinlich, das lässt er nicht aus. Und da sieht man, dass die
Wasserbaulobby eigentlich relativ heftig agiert, weil Hainburg - nun ja, eigentlich
müsste sogar dem Leitl aufgefallen sein, dass Hainburg in Österreich nicht
leicht den Leuten unterzujubeln ist.
In ganz Österreich, aber speziell in Brüssel, geht es
gar nicht - das ist mein Eindruck - um die Umwelt oder um die Bürger. Nein, es
regiert einzig und allein das Geld und es werden Ozonloch, Waldsterben,
Feinstaub und jetzt eben CO2 und Klimawandel vorgeschoben.
Im Umweltausschuss haben wir am Donnerstag den
Entwurf zum KliP II besprochen. Darin wurden Vor- und Nachteile von
Maßnahmen bewertet. Auf meine Frage, wo denn der Wasserdampf, ein ungeheuer
großer Klimabeeinflusser, geblieben sei, hat mir der Ausschussvorsitzende, GR
Valentin, erklärt, Wasserdampf wird nicht bewertet. Wir können ja auch nicht
verhindern, dass das Meer Wasserdampf abgibt. Recht hat er der GR Valentin. (GR
Erich Valentin: Das habe ich ja erklärt!) Ja, haben Sie mir schon erklärt, o
ja. Nun gut, dann habe ich es mitgeschrieben, dann habe ich das nur gehört,
mitgeschrieben habe ich es, aber soll schon recht sein.
Es ist jedenfalls im KliP II
von mir gefragt worden, ob
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