Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 112 von 120
wir dieses Anliegen unterstützen. Was wir nicht unterstützen können, sind Sätze wie „nachhaltige Vermeidung integrationspolitisch bedingter Konfliktpotenziale“. Abgesehen davon, dass das auf Deutsch etwas seltsam klingt, ist das auch eine Verbindung zum nächsten Antrag, nämlich „Maßnahmen zur Qualitätssteigerung von Sprachkursen". Diese Formulierung „nachhaltige Vermeidung integrationspolitisch bedingter Konfliktpotenziale" bedeutet oder behauptet, dass Konfliktpotenziale durch die Integrationspolitik bedingt seien. So viel zur Forderung der ÖVP zur Verbesserung der Deutschkurse. Da kann man nur sagen, manche Kollegen und Kolleginnen sollten wahrscheinlich einen Deutschkurs besuchen.
Zum Antrag „Maßnahmen zur Qualitätssteigerung von
Sprachkursen“ möchte ich erwähnen, dass es so etwas wie europaweit anerkannte
Qualitätsstandards nicht gibt, sondern dass der Europarat gerade daran
arbeitet, einheitliche Standards zu entwerfen, aber es gibt keine fertigen
Standards, die übernommen werden könnten.
Wir können das Anliegen im Prinzip unterstützen, dass
die angebotenen Deutschkurse oder Sprachkurse von der Stadt Wien regelmäßig
evaluiert werden und dass man auch schaut, dass diese mit guten Methoden
stattfinden. Aber wir fragen uns, wie es die ÖVP machen will, wo es diese
europaweit anerkannten Qualitätsstandards nicht gibt.
Last but not least halten wir überhaupt nichts von
der Beschränkung des Anteils von SchülerInnen, die einen Sprachförderbedarf
oder Förderbedarf haben. Das war hier im Haus mehrmals Thema. Aber ich möchte
zur Erinnerung noch einmal betonen, dass in Wien von knapp 50 Prozent der
Schüler und Schülerinnen in den Volksschulen beziehungsweise in den
Hauptschulen die Muttersprache nicht Deutsch ist. Wenn man dieses Konzept der
FPÖ verwirklicht, würde es heißen, dass man reine AusländerInnen
beziehungsweise MigrantInnen-Klassen machen könnte. (GR Dr Herbert
Madejski: Die gibt es ja schon! Das ist ja Realität!) Das wäre nicht wirklich
ein Integrationskonzept, sondern eigentlich ein Konzept, dass Leute auf Grund
ihrer Muttersprache oder aus dem Grund, dass sie nicht sehr gut Deutsch
beherrschen, diffamieren würde. Dem werden wir ganz sicher nicht zustimmen.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Ekici. Ich bitte darum.
GRin Mag Sirvan Ekici (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Es ist ein sehr schwieriger Job, als vorletzte
Rednerin heute am Rednerpult zu stehen. Ich habe mir natürlich viel vorbereitet
gehabt, aber ich werde mich so kurz wie möglich fassen.
Auf die Ausführungen von meiner Kollegin Korun komme
ich dann noch. Zum Budget in Ziffern hat schon meine Kollegin Barbara Feldmann
einiges gesagt. An dieser Stelle sei gesagt, dass Wien auf einer
integrationspolitischen Zeitbombe sitzt. Das Problem ist nur, dass man dieser
Gefahr, diesem Risiko, nicht entgegensteuert und sich auch im Budgetvoranschlag
keine Ansätze finden, die Situation zu verbessern. Die Ausgaben für Integration
werden einfach nur fortgeschrieben. Was aber viel schlimmer wirkt, ist der
Umstand, dass in diesem Budget keine wie auch immer gearteten Schwerpunkte zu
erkennen sind. Ein Konzept ist auch nicht erkennbar. Ansätze, eine vernetzte
und ressortübergreifende Integrationspolitik zu betreiben, gibt es allem
Anschein auch nicht. Dabei wäre eine koordinierte Vorgehensweise, die Anwendung
eines landeseigenen Integrationsstrategieplans beziehungsweise
Integrationskonzepts bitter nötig, denn die aktuellen Ereignisse, meine sehr
geehrten Damen und Herren, verdeutlichen uns dies nämlich, warum so ein
Integrationskonzept wichtig ist. Integration ist und bleibt eine
Querschnittsmaterie, und man darf nicht in den Kategorien der jeweiligen
Geschäftsgruppen denken. Es muss eine gesamtheitliche Auseinandersetzung damit
erfolgen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn man sich
meine Reden von den letzten paar Jahren ansieht, dann wird man merken, dass ich
auf uns zukommende Szenarien auf Grund einer falschen Integrationspolitik schon
angekündigt und darauf aufmerksam gemacht habe und mir gewünscht hätte oder
gewünscht habe, dass die Stadt Wien diese Bedenken ernst nimmt und auch
dringend erforderliche Maßnahmen setzt. Was ist geschehen? Nichts ist
geschehen.
Wenn wir uns in einer Situation befinden, wo es in
einzelnen Bezirken Spannungen gibt und Konflikte gibt – das gibt es, Frau
Kollegin Korun, Sie können auch da nicht ihre Augen verschließen –, dann sind
diese Ausdruck der vielen Fehler, die im Bereich der Integrationspolitik in den
letzten Jahren gemacht wurden. (Beifall bei der ÖVP.) Die mangelnden
schulischen Rahmenbedingungen, die bescheidene wirtschafts- und
arbeitspolitische Situation und die falsche Stadtplanung: Sie alle haben jene
Berichte mit verursacht, meine sehr geehrten Damen und Herren von der
Stadtregierung, die nun in allen Medien kursieren.
Dass es im Gemeindewohnbereich Probleme gibt, wurde
auch schon von meiner Vorrednerin angesprochen. Ich erinnere nur an dieser
Stelle an die Schussattentate im Gemeindbau im 10. Bezirk. Ich hätte gerne
gewusst, was seit dem vom zuständigen Wohnbaustadtrat unternommen worden ist. Es
gab viele Ankündigungen, aber mehr habe ich dann nicht mehr wahrgenommen. Auch
wird das von vielen Forschungszentren wie von der Stadt- und Regionalforschung
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften bestätigt, dass es in Wien
Verabsäumungen gibt und auch die erforderlichen Integrationsmaßnahmen im
Wohnbereich nicht gesetzt wurden. Wir wissen alle, dass wir Ballungszentren
haben und dass dieser Trend seit Jahren erkennbar ist. Es ist nichts Neues, wir
haben das seit Jahren. Aber leider hat die Stadt Wien da nicht die Initiativen
gesetzt, die im Stadtplanerischen so wichtig und essentiell gewesen wären und
noch immer sind.
Ich könnte jetzt viele, viele
Bereiche nennen, aber heute hat die Frau Vizebürgermeisterin den Bereich
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