Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 120
sein wird -, wird sich mit der Schuldenpolitik herumschlagen müssen, die Sie den Bezirken umgehängt haben. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Smolik. Ich erteile es ihr.
GRin Claudia Smolik (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Vizebürgermeisterin! Meine
Damen und Herren!
Normalerweise spreche ich zur Wissenschaft und zur
Forschung in der folgenden Geschäftsgruppe, aber dieses Mal hier. Denn wie
vielleicht einige von Ihnen wissen, wurde ja am 6. November die neue
Strategie von Wien zu Forschung, Technologie und Innovation präsentiert.
Offensichtlich ist dieser Bereich jetzt gänzlich in das Ressort der Frau
Vizebürgermeisterin gewandert, was ich grundsätzlich für positiv halte, da der
zuständige Stadtrat bis jetzt eigentlich sehr, sehr wenig Engagement in diesem
Bereich gezeigt hat.
Diese Strategie kommt spät, aber doch; ich bin sehr
froh, dass es jetzt eine gibt. Wir haben ja schon Jahre gefordert, dass es eine
Strategie für Wien braucht, wo es hingeht, welchen Herausforderungen sich Wien
in diesem Bereich stellen muss und stellen sollte. Diese Strategie liegt nun
vor. Einige KollegInnen waren ja bei der Präsentation dabei beziehungsweise
auch bei den öffentlichen Veranstaltungen, die es in diesem Jahr der Diskussion
gegeben hat.
Trotzdem glaube ich, dass man auch hier im
Gemeinderat über diese Strategie debattieren sollte. Mich hat es etwas
gewundert, dass von Ihnen, Frau Vizebürgermeisterin, heute in Ihrer Rede dazu
ein Satz oder ein zweiter Satz gefallen ist, aber eigentlich nicht mehr. Wenn
es ein Ergebnis dieser Strategie ist, dass wir Awareness-Kampagnen machen
sollen, so glaube ich, dass man hier im Gemeinderat, unter den Kolleginnen und
Kollegen, die hier sitzen, einmal damit beginnen sollte, um klarzumachen, wie
wichtig dieser Bereich für die Stadt ist, sodass auch alle das nach außen
tragen. Hier wäre anzusetzen, statt sich gleich wieder zu überlegen - auch wenn
das wichtig ist -, wie man an die Bürgerinnen und Bürger herankommt. Denn ich
glaube, dass hier auch sehr viele MultiplikatorInnen sitzen, die wir mit einer
Awareness-Kampagne erreichen können sollten.
Der Ablauf dieser Strategiedebatte war vom Konzept
her partizipativ angelegt. Das haben wir sehr begrüßt. Nur, wenn man sich
ansieht, wie die Partizipation dann erfolgt ist, so glaube ich, dass man hier
einiges hätte verbessern können. Es sind sehr, sehr viele Menschen,
ForscherInnen, WissenschafterInnen aus den alten - jetzt lasse ich die Old Boys
weg -, aus den bekannten Netzwerken eingebunden gewesen, sehr viele honorige
Professoren und Rektoren. Aber eigentlich ist dieser Prozess bei den jungen
WissenschafterInnen und vor allem bei den Frauen nur sehr peripher angekommen
beziehungsweise haben sie sich nicht eingeladen gefühlt.
Die Frage ist schon, wie viel von den Ergebnissen,
die über die Web-Plattform gekommen sind und die dort vor allem von jungen
WissenschafterInnen eingebracht wurden, in diese Strategie eingeflossen ist.
Ich glaube, wenn man einen partizipativen Prozess macht, dann muss man das
ernst nehmen und versuchen, alle einzubinden. Es gab wahrscheinlich auch den
Versuch, das zu machen, aber trotzdem: Schaut man sich die Liste der Menschen
an, die in den Panels mitgearbeitet haben, die in den Workshops dabei waren, so
sind es eben diejenigen, die in den großen Einrichtungen sitzen. An die Jungen
ist man nicht herangekommen, beziehungsweise man hat sie vielleicht auch
bewusst außen vor gelassen.
Die Frauen waren in diesem Prozess meiner Meinung
nach unterrepräsentiert. Das finde ich schade, wenn man sich gerade bei diesem
Prozess Gender Mainstreaming und auch die Stärkung der Frauen als einen
Schwerpunkt gesetzt hat beziehungsweise dies als ein Ergebnis präsentiert
wurde, vor allem bei der Präsentation am 6. November. Da sollte schon auch
darauf geachtet werden, dass nicht nur Männer sprechen.
Bei der Podiumsdiskussion sind drei Frauen gesessen,
und moderiert wurde es von einer Frau, aber eigentlich haben die Männer gesprochen.
Die Männer haben die Panels geleitet, die Männer haben die Workshops geleitet.
Die eine Frau, die einen Panel geleitet hat, wurde abgeworben; aber das war
eben nur eine, und wenn diese weggeht, ist es natürlich ein Problem, wenn dann
übrig bleibt, dass eigentlich bei der Präsentation wieder einmal die Männer das
Sagen haben.
Wenn man sich die Liste der Mitwirkenden ansieht, so
glaube ich schon, dass man auch an die Frauen mehr hätte herantreten können.
Denn wenn 116 Mitwirkende angeführt sind und dann nur 42 Frauen dabei
sind, so halte ich das für ein Armutszeichen für eine Strategie, die in dieser
Stadt für die Forschung, Technologie und Innovation stehen sollte.
Das Ergebnis ist nicht uninteressant, sage ich
einmal. Es gibt ja die gebundene Form, und im Internet ist auch die etwas
umfangreichere Form nachzulesen, dort steht aber nicht sehr viel mehr drin. Es
bleiben in dieser Strategie doch einige Fragen offen, vor allem die konkreten
Fragen, nämlich: Wie schaut es mit dem Budget aus? Es ist dann auch in der
Presseaussendung gestanden, dass es 14 Millionen für die Stadtprojekte
gibt. Aber mit welchen wird gestartet werden?
Wie schaut es aus, wenn dann von den Bedürfnissen
gesprochen wird? Wien geht also auf die Bedürfnisse ein, und es werden die
Bedürfnislagen der BürgerInnen erhoben. Wie wird das konkret erhoben? Wann wird
damit begonnen?
Oder: Es wird eine Geschäftsstelle eingerichtet. Wo?
Bei wem? Mit welchem Budget? Es gibt eine Wien-Akademie, Forschungswerkstatt,
oder sie soll eingerichtet werden. Wo? Mit welchem Budget?
All das sind gute Ansätze, glaube ich, aber auf dem
Konkretheitsstand doch etwas unkonkret. Wir haben deswegen auch heute eine
Anfrage zu dieser Strategie eingebracht, um hier vielleicht doch mehr und
konkretere Dinge zu erfahren.
Es wird in der Strategie auch sehr
viel auf CENTROPE eingegangen. Ich finde das ganz, ganz wichtig, und ich
glaube, dass Wien hier auch vieles bewegen kann.
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