Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 94
können über all diese Dinge in die Diskussion
eintreten. Da bin ich ganz offen. Was ich mir nur von dieser
sicherheitspolitischen Debatte wünsche, ist, dass sie mit etwas mehr Seriosität
geführt wird, als ich das bei den vergangenen Wortmeldungen hören konnte.
(Beifall bei der ÖVP.)
Wir haben Missstände in den Bereichen der kommunalen
Kriminalprävention. Es ist nicht so, dass im öffentlichen Raum alles in Ordnung
ist. Da könnte man sehr viel machen. Ich glaube, das sollte man auch wirklich
tun. Man würde damit den öffentlichen Raum lebenswerter gestalten. Es entsteht
der Eindruck, dass die soziale Kontrolle nicht verloren gegangen ist. Wir
wollen ganz einfach gewisse Ordnungswidrigkeiten nicht im öffentlichen Raum
haben. Wie kommen Passanten dazu, dass sich immer der Stärkere und Brutalere
und Egoistischere auf Kosten der Lebensqualität der Schwächeren durchsetzt? Der
öffentliche Raum gehört allen und da sollen sich nicht die durchsetzen, die die
stärkeren Ellbogen haben.
Zuletzt möchte ich schon noch auf den
Mehrparteienantrag eingehen, der erfreulicherweise zu Stande gekommen ist. Ich
glaube, dass da ganz klare Worte gefunden worden sind. Selbstverständlich geht
es jetzt darum, mit Vernunft an die Auseinandersetzungen, die es gegeben hat,
heranzugehen. Ich bin sehr froh, dass es eine klare Absage an Extremismus jeder
Art gibt. Wir müssen dem gewaltbereiten Extremismus eine Absage erteilen, ganz
egal, ob es sich um einen politischen Extremismus oder einen religiösen
Extremismus handelt. Gewalt und Gewaltbereitschaft haben bei uns sicherlich
nichts verloren. Ich glaube, dass hier das Gespräch nicht in der Art und Weise
gesucht worden ist, wie man sich das in der Brigittenau hätte wünschen können.
(GR Dr Herbert Madejski: Monatelang!) Ich glaube, dass da sicherlich auch vom
Bezirksvorsteher Fehler begangen worden sind. Das sieht man auch daran, dass es
dann in der Bezirksvertretung eine Resolution gegen den eigenen
Bezirksvorsteher gegeben hat, die schließlich notwendig war (GR Dr Herbert
Madejski: Weil monatelang nichts geschehen ist!), damit dann doch der Prozess
des Gespräches in Gang gesetzt wird und jetzt hoffentlich weitergeführt wird.
Denn es geht darum, diesen Prozess in der Brigittenau zu begleiten,
Ansprechpartner auf beiden Seiten zu haben, sich mitzuteilen, wie die
Entwicklung passieren soll und einfach im Gespräch und im Dialog zu bleiben.
Ich freue mich, wenn die Stimme der Vernunft und der
Besonnenheit nun siegt. [GRin
Mag (FH) Tanja Wehsely: Wir freuen uns genauso!] Ich glaube, es ist sehr im
Interesse aller Wienerinnen und Wiener. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr
Kollege Mag Ebinger gemeldet. - Bitte.
GR Mag Gerald Ebinger
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Das Thema Islamismus ist nicht nur für uns, sondern
für ganz Europa ein enorm wichtiges und existenzielles Thema, die Diskussion,
wie eine weltoffene tolerante Gesellschaft auch mit Intoleranz umgeht, wie
emanzipierte Frauen unter dem Titel Religionsfreiheit die Unterdrückung der
Frau hinnehmen können (GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi: Wovon sprechen Sie?), wie sich
die Scharia mit den Menschenrechten vereinbaren lässt. Es ist für uns das Thema
existenziell, ich glaube für ganz Europa, wie ich schon gesagt habe, und es ist
ein sehr emotionales Thema.
Wenn ich mir die Zeitung anschaue und drinnen steht:
„Terrorist plante Attentat auf Fußball-EM, US-Terrorspezialisten behaupten
das.", und wenn ich mir im „profil" anschaue: „Mahmut war alles
andere als ein Schläfer. Schon seit Längerem war er als auffälligster Propagandist
in der Szene unterwegs.", dann irritiert mich das, das sage ich Ihnen ganz
offen. Wenn ich darunter Ihre Stellungnahme lese: „Wir hatten mit ihm oft
Schwierigkeiten", heißt „oft Schwierigkeiten", Sie kennen ihn seit
Langem. Und oben steht: „Er war ein auffälliger Propagandist." Das
irritiert mich zutiefst. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Was ist das für eine
tatsächliche Berichtigung?)
Allerdings habe ich dann in der Emotion ein Wort
verwendet, was ich auch nicht verwenden sollte, weil ich niemanden persönlich
beleidigen will. Deswegen nehme ich das Wort „Terroristenfreund", auf Sie
bezogen, selbstverständlich zurück. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster ist Kollege Schuster am Wort. - Bitte.
GR
Godwin Schuster (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte
Kolleginnen und Kollegen!
Ich habe mir vorgenommen, in einer ruhigen, doch auch
sehr sachlichen Form zu diesem Thema Stellung zu nehmen, weil ich glaube, dass
in den letzten Tagen und Wochen in dieser Stadt sehr viel Porzellan zerschlagen
wurde.
Ich habe selbst die Demonstration
mit der Gegendemonstration im 20. Bezirk nicht miterleben können, weil ich
nicht in Wien war. Ich habe mir nur die Berichterstattung darüber in den
verschiedenen Medien angeschaut. Ich kann dazu nur sagen, was offensichtlich
auch viele Anrainer gesagt haben, zumindest ist es in den Medien so abgedruckt
worden. Hätten sie gewusst, was dort passiert, hätten sie eine derartige
Kundgebung nicht durchgeführt. Ich habe einer Berichterstattung im „Puls TV“
zugeschaut, die vor Ort waren und habe dann einen so genannten Live-Einstieg
gesehen. Nachdem man das in diesem Programm mehrmals sieht, war das ungefähr um
Mitternacht an diesem Tag. Ich habe den Redakteur gehört, der gesagt hat: „Sie
ist jetzt schon vorbei, aber mir ist speiübel." Er hat es dann auch
erklärt, warum ihm speiübel ist. Ich glaube, das soll uns dann doch ein
bisschen zu denken geben, ob diese Form von Agitation in der Öffentlichkeit
tatsächlich die richtige Form ist. (StR Johann Herzog: Ein typischer Fall von
Verdrängung!) Wir sollten uns überlegen, ob wir nicht dem Klima, das wir in
Wien aus tiefer Überzeugung gepflegt haben und
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular