Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 94
die uns die ÖVP-Bundesregierung in sieben Jahren
hinterlassen hat.
Als Buchhalter – als Kulturpolitiker spreche ich Sie
nicht mehr an, denn das können Sie nicht, das ist offensichtlich klar – sage
ich Ihnen: Schauen wir uns einmal Vergleichszahlen von Subvention pro Besucher
an! Das könnten Sie vielleicht verstehen. Das Klagenfurter Stadttheater – eine
wunderbare Bühne, ein tolles Theater, da gibt es überhaupt nichts zu sagen –
hat pro Zuseher eine Subvention von 118 EUR. Das Zürcher Schauspielhaus
lieben wir sehr, schätzen wir sehr, ist eines der besten Theater Europas. Es
hat 100 EUR Subvention pro Zuschauer. Das Linzer Landestheater – wir
schätzen es sehr – hat 92 EUR Subvention pro Zuschauer. Das Volkstheater
hat 58 EUR Subvention pro Zuschauer. Das heißt, das Volkstheater hat
tatsächlich zu wenig Geld. Es macht ein tolles Programm, spielt genauso viele
Vorstellungen wie im Burgtheater, hat ein Viertel der Subventionen, hat viel
weniger als in Basel, in Klagenfurt, in Linz und in Zürich.
Und das ist der Grund, warum wir sagen, es ist
berechtigt, dass das Volkstheater für seine wichtige Arbeit mehr Geld braucht,
und da sind wir sehr pingelig im Verhandeln. Da wird nicht gesagt, wir geben
einfach das her, was uns irgendwer zuruft, sondern das wird ganz genau geprüft,
und der Stadtrat und seine Beamten in der MA 7 schauen sich das ganz genau
an. Daher haben wir nicht gesagt, wir geben ihnen 1 Million EUR oder
irgendetwas, sondern wir haben gesagt, wir geben ihnen 613 068 EUR.
Es wurde auch ganz genau angeschaut, was das Volkstheater heuer noch braucht,
um den Spielbetrieb in dieser Saison aufrechterhalten zu können. Und weil wir
das Theater langfristig absichern wollen, bekommen sie einen 3-Jahres-Vertrag,
sowohl für das Haupthaus als auch für die Außenbezirke. Das ist gut so, denn
damit können sie ihre Arbeit fortsetzen und das Volkstheater ist nicht
gefährdet.
Ich bin eigentlich sehr froh, dass die Opposition so
klar sagt, was sie will und was sie nicht will. Wir werden das den Wienerinnen
und Wienern sagen. Wahlen werden jetzt entschieden, daher bin ich so froh über
diese Vorgangsweise. Wir werden uns guten Gewissens hinstellen und sagen
können: Wir haben die Arbeit des Volkstheaters ermöglicht, wir haben alles
getan, dass das Volkstheater arbeiten kann. Die Opposition steht fürs
Zusperren, fürs Kaputtsparen, und dafür werden wir nicht zu haben sein. Wir
werden mit großer Überzeugung diesem heutigen Antrag auf Förderung des
Volkstheaters zustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr Wolf.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich gehe nicht auf jene Punkte meines Vorredners ein,
die teilweise persönliche Angriffe über den Wohnort – sehr geschmackvoll,
möglicherweise ist auch ein bisschen Neid dabei – ausdrücken. Ich gehe auch
nicht auf die Argumentation ein und darauf, dass Sie sozusagen nichts von dem,
was hier gesagt wurde, entkräften konnten. Ich halte nur Zweierlei fest – und
wenn ich Sie intellektuell überfordert habe, tut es mir leid, ich werde die nächste
Rede einfacher halten. Ich lege nur Wert auf die Feststellung, dass weder ich
noch meine Fraktion das Zusperren des Volkstheaters und auch nicht das
Kaputtsparen verlangt haben. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Herr StR
Dr Mailath-Pokorny.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich habe mich wirklich nur zu Wort gemeldet, weil ich
im Grunde auch mein größtes Bedauern und meine Verwunderung und Enttäuschung
kundtun wollte, dass es bei einer Frage, die doch eine so zentrale ist – das
Volkstheater ist eine wichtige Säule der Wiener Kulturlandschaft –, keine
Zustimmung von Seiten der Opposition zu diesem Vorschlag gibt. Wir haben das
zur Kenntnis zu nehmen. Trotz Ihrer Berichtigung, Herr GR Wolf: Würde man dem
nicht zustimmen, dann müsste das Volkstheater eher früher als später zusperren.
Das ist halt die Alternative. Und wir haben versucht, in einer sehr sachlichen
Form auch mit den Partnern vom Bund eine Lösung zu finden, und ich halte das im
Übrigen für eine sehr gute Lösung für die Stadt Wien. Erstmals haben wir wieder
halbwegs Parität zwischen den Fördereinheiten.
Ich denke, mit der Begründung und mit dem hämischen
Unterton, das sei ein Ex-Gewerkschaftshaus, da ist der rote Stern, und mit dem
Durchschlagargument, immer die Großen und nicht die Kleinen, kann man nicht
Kulturpolitik machen, meine Damen und Herren von der Opposition! Das sind
hanebüchene Argumente! Wenn Ihre Aussage ist, Sie stimmen da nicht zu und diese
sollen sich damit selbst beschäftigen, dann sage ich dazu, dass ich es für
erwähnenswert und sehr bedauerlich halte, dass sich jene Parteien, von denen
ich bisher den Eindruck hatte, dass sie sich halbwegs verantwortungsvoll, halbwegs
mit Vernunft über die Wiener Theaterlandschaft Gedanken machen, jetzt völlig
ausklinken.
Wir werden unsere Politik weitermachen, aber die
interessierte Öffentlichkeit wird jedenfalls ausreichend davon Kenntnis zu
nehmen haben, dass sich die drei Oppositionsparteien
im Wiener Rathaus von einer halbwegs konstruktiven Kultur- und Theaterpolitik
verabschiedet haben. – Danke sehr. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Eine weitere
Wortmeldung liegt mir nicht vor.
Wir
kommen zur Abstimmung, wobei ich getrennt abstimmen lassen werde.
Zunächst
gelangt zur Abstimmung der Punkt 1 der Post, nämlich die Subvention an die
Volkstheater GmbH.
Wer
für diese Subventionierung ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. –
Hier stelle ich die Zustimmung nur bei der SPÖ fest. Der Antrag ist
diesbezüglich mehrstimmig angenommen.
Ich
lasse nun die Subvention betreffend Volkstheater in den Bezirken abstimmen, das
ist der Punkt 2 der Post.
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