Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 108
nahestehen, wissen, dass es darum geht, in den
Schnittstellen mit gemeinsamen Standards zu arbeiten, um die Durchlässigkeit zu
erhöhen. Viele Lehrerinnen und Lehrer wissen, dass die Abbruchsquoten in den
berufsbildenden mittleren und höheren Schulen deswegen so hoch sind, weil viele
die polytechnische Schule umgehen wollen. Viele wissen, dass hier Veränderungen
angesagt sind. Aber Veränderungen nicht, indem man Türschilder montiert,
sondern Veränderungen, indem man Inhalte und Ziele reformiert, indem man hier
für entsprechende Weiterentwicklungen und für horizontale und vertikale
Durchlässigkeit sorgt.
Schule ist ein Dienstleistungsberuf, und wenn Sie permanent provozieren, sodass Lehrerinnen und Lehrer ihren bildungspolitischen Ideologien nicht folgen können, dann provozieren sie auch schlechten Unterricht, denn Lehrerinnen und Lehrer müssen überzeugt sein von dem, was sie tun sollen. Wir bieten daher an, entwickeln wir gemeinsam die Ziele, entwickeln wir gemeinsam die Inhalte, entwickeln wir gemeinsam die Standards, die die Leistung und die soziale Kompetenz in den Mittelpunkt rückt, und entwickeln wir danach die organisatorischen Maßnahmen, die notwendig sind, um vielfältige Schulen und Schulangebote sicherzustellen und vielfältige Begabungen zu fördern und zu fordern.
Gehen wir es gemeinsam an, nicht mit blinden Augen,
sondern mit offenen Augen, die die derzeitigen Probleme ansprechen und nicht
verleugnen und verdrängen. Ein erster Schritt ist heute getan, wir hoffen, dass
es nicht wieder Jahre dauert, bis der nächste Schritt getan wird. Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die Frau Stadträtin hat die von der Geschäftsordnung
vorgesehene Zeit ausgenützt. Ebenfalls 40 Minuten hat Herr GR Vettermann.
Ich erteile ihm das Wort.
GR Heinz Vettermann
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich werde mich nicht in dem Sinn revanchieren, dass
ich auch 40 Minuten schaffe. Ich möchte aber doch, gerade heute, zu den drei
Vorrednern kurz was sagen und dann zu einem Antrag, den ich einbringen möchte,
und auch zum eigentlichen Geschäftsstück vielleicht in aller Kürze ein paar
Worte.
Das eine, zum Kollegen Gudenus: Ich meine, ich
probiere es ja auch immer wieder, aber wir kommen – ah, er ist gar nicht da,
also dann sage ich das mit Finnland gar nicht, sondern nur, dass es um eine
gemeinsame Mittelstufe der Vielfalt geht, und dass wir natürlich eine
wienerische Lösung vorhaben. Was er über Finnland sagt, stimmt natürlich, es
ist wirklich dort in der Schule, sagen wir, ein Migrationshintergrund. Und
gerade deshalb, müssen wir sagen, haben wir eigene Modelle entwickelt, weil wir
ja wissen, dass bei den neuen Absolventen 50 Prozent diesen Hintergrund
haben, und dass wir daher auf alle Probleme, Schwierigkeiten, ich sage immer
auch Herausforderungen dazu, entsprechend reagieren können. Das wäre mit der
vorschulischen Förderung bis zu den Kursen für die Quereinsteiger, ja, bis zu
den speziellen Betreuungen auch mit muttersprachlicher Begleitlehrerin.
Also, es gibt eine breite Palette, und wir haben auch
noch zwei, drei Dinge zusätzlich geplant. Wir werden darauf reagieren und es
wird keine Kopie von irgendeinem Land sein, sondern wir wollen eben eine Lösung
in Österreich, insbesondere für Wien, weil wir als Großstadt hier ganz
spezielle Möglichkeiten brauchen.
Zur Kollegin Jerusalem: Ja, genau, darum geht es uns
ja, um soziale Benachteiligung wegzubringen. Darum werden wir auch diesen
Antrag heute einbringen, um die Förderung entsprechend in den Mittelpunkt zu
stellen.
Zur Frau Stadträtin eine einzige inhaltliche
Anmerkung: Man kann auch fördern, wenn entsprechende heterogene Gruppen
arbeiten, das müssen nicht immer nur Leistungsgruppen sein, auch diese
heterogenen Gruppen und auch gemischten Gruppen werden ja durchaus sehr gut von
den Eltern nachgefragt. Da gibt es eigentlich mehr Nachfrage in den Volksschulen,
wo Eltern ihre Kinder dort hingeben wollen, als Angebote vorhanden sind,
weswegen diese auch laufend erweitert werden.
Also, ich bin sehr dafür, hier Förderung zu
betreiben, aber das geht eben auf verschiedene Arten und Weisen, und die
Eltern, muss man sagen, entscheiden sich in einem wesentlich stärkeren Ausmaß
für entsprechend heterogene Gruppen.
Wir haben das letzte Mal, da kann ich mich erinnern,
weil ich selbst mitdiskutiert habe, schon diesen etwas merkwürdigen Wettlauf
der ÖVP, was die Schulsanierung betrifft, besprochen. Ich wiederhole es auch
hier in der Kurzform, um nicht zu lang zu sein: Die ÖVP hat bei
120 Millionen gestartet und sich bis 240 Millionen vorgearbeitet und
dann schaut sie, was wird rauskommen. Dann hat es in Rust ein Schulprojekt
gegeben, wo 600 Millionen investiert werden, das hat die ÖVP dann eine
Zeit lang anscheinend total verblüfft, und hat nach dem ersten Reflex - es muss
halt immer mehr sein - jetzt einfach gesagt, eine Milliarde, wurscht, was
kommt, und sei es noch so ausgewiesen für die Bezirke, wir legen noch was
drauf.
Ich meine, ich verstehe es als Oppositionspolitik
vielleicht, aber ich finde, sehr seriös ist es nicht, und die eigenen
Berechnungen der ÖVP dürften ja nie dort hingekommen sein, sonst hätten sie es
ja schon vorher gefordert, das war aber nie der Fall. Also, was man davon
halten soll, richtet sich ja sozusagen von selbst. Wir werden die Mittel, die
notwendig sind, auch bereitstellen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Es gibt aber auch in der ÖVP
durchaus Bewegung, wenn man sich zum Beispiel an einige steirische
Parteifreunde erinnert, wie die über gemeinsame Schulsysteme denken und reden,
so dass man sagen muss, auch hier ist kein klares Bild gegeben. Wir selbst
bilden diese gemeinsame Mittelstufe der Vielfalt - und ich möchte persönlich
hinzufügen – unter individueller Förderung, und da geht es nämlich darum, dass
wir hier einen
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