Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 71
locker machen können, um
eine bei Schönwetter wegnehmbare Probebühne zu schaffen und so weiter. Da fällt
mir schon auch ein, dass es gerade diese Stadtpartei war, die nicht müde wurde,
sich in Zeiten einer blau-schwarzen Regierung als Retter der Kultur
aufzuspielen und allen Vereinen, die auch nur irgendwie gegen Schwarz und Blau
– eher Blau als Schwarz, agiert haben, Subventionen zu geben.
Dafür war immer Geld da, für
den jüdischen Friedhof hat man sich immer mit Formalismen aus der Affäre
gezogen. Offensichtlich ist dies, wie ich auch schon gesagt habe, keinerlei
Herzensangelegenheit. Man schiebt diese Dinge von sich.
Aber bei der Geschichte des jüdischen Friedhofs geht
es nicht nur um den erhaltenen kleinen Teil des jüdischen Friedhofs Währing, wo
wir nach wie vor vehement für die sofortige Renovierung und Öffnung für die
Öffentlichkeit eintreten, sondern es geht auch um den Teil, der im Dritten
Reich zu einem Löschwasserbecken gemacht wurde, wo praktisch der Friedhof
nachhaltig zerstört wurde und wo dann anschließend, 1948 beginnend, die Kultusgemeinde
den Antrag auf Rücküberstellung eingereicht hat bei der Stadt Wien. Es hat
immerhin sieben Jahre gedauert, bis die ach so aufgeschlossenen Sozialisten der
Kultusgemeinde diesen verbliebenen Teil zurückgegeben haben mit der
gleichzeitigen Auflage, dass der gesamte zerstörte Teil nunmehr als Grünland
der Stadt Wien gehört hat.
Damals ist auch festgestellt worden, dass dort nichts
gebaut werden darf. Das gibt es auch schriftlich seitens der Stadt Wien, dass
man das als Luftreservoir erhalten will, noch dazu, wo ja der verbliebene Teil
schon im Dritten Reich von einem Magistratsbeamten zum Vogelschutzgebiet
erklärt wurde.
Entgegen diesen Abmachungen wurde dann, ich glaube,
1959 auf dem zerstörten Teil des jüdischen Friedhofs der Arthur-Schnitzler-Hof
errichtet. Das war in meinen Augen – das habe ich auch schon gesagt – eine
Bereicherung, war eindeutig ein Unrecht, eindeutig gegen die Abmachung, die
hier getroffen wurde. Nichtsdestoweniger hat es die Sozialistische Partei Wien
nicht der Mühe wert gefunden, das auch nur in irgendeiner Weise zu
thematisieren.
Deswegen, meine Damen und Herren, erlauben Sie mir,
hier einen Beschlussantrag einzubringen, der da lautet:
„Die Stadt Wien wird aufgefordert, eine Gedenktafel
am Arthur-Schnitzler-Hof zu gestalten, die auf die historische Bedeutung des
Areals des Währinger jüdischen Friedhofs verweist.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung dieses
Antrags an den amtsführenden Stadtrat für Kultur und Wissenschaft beantragt.“
Das habe ich handschriftlich dazu geschrieben, weil
mich die Kollegin Straubinger gebeten hat. Sie hat gemeint, Sie könnten nicht
zustimmen, wenn wir es nicht zuweisen. Verstehen tun wir das nicht, warum man
da nicht zustimmen kann, wenn wir gleich abstimmen. Ich habe das
handschriftlich mit „korrigiert Ebinger" dazu geschrieben. Ich darf den
Antrag einmal weitergeben.
Wie gesagt, verstehen kann ich das nicht, aber
vielleicht ist es auch gut, wenn wir länger über diese Dinge diskutieren, denn
wenn ich Ihnen jetzt sozusagen einen Antrag abverlange, wo eine Tafel errichtet
wird, da steht dann vielleicht auch wieder nur drauf, dass das früher im
Dritten Reich ein Löschwasserbecken war, und kein Wort über die Umwidmung in
Bauland entgegen der Abmachung, kein Wort über das Verschulden, das die Stadt
Wien daran gehabt hat.
Ich würde mir wünschen, meine Damen und Herren von
der SPÖ, dass Sie die Größe zeigen, nach so vielen Jahrzehnten – 50 Jahre;
1960, also 47 Jahre – zu sagen: Ja, wir haben da einen Fehler gemacht.
Dann muss man das auch draufschreiben auf diese Tafel.
Wenn ich noch einen Wunsch äußern darf – wir werden
das im Kulturausschuss auch thematisieren –, dann wünsche ich mir eine Tafel
aus Stein, denn Sie werden vielleicht wissen, dass man erstens nichts baut auf
einem Friedhof, zweitens dass ein jüdischer Friedhof für ewig bestehen soll,
dass man dort auch keine Blumen hingibt, weil die vergänglich sind, sondern
dass man Steine auf die Gräber legt. Deswegen wäre auch der Stein ein gutes
Zeichen für die Unvergänglichkeit.
In diesem Sinne bitte ich um die Zustimmung zu
unserem Antrag. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Lasar. Ich erteile es ihm.
GR David Lasar (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich möchte vielleicht eine kleine Vorbemerkung machen
über ein jüdisches Grab oder einen jüdischen Friedhof. Nach der Halacha gehört
ein jüdisches Grab ausschließlich dem Toten. Es ist auf ewig unantastbar, und
dem religiösen Gebot folgend müssen daher ein jüdisches Grab und ein jüdischer
Friedhof auf ewige Zeit bestehen bleiben. – Das ist meine Einleitung.
Ich möchte etwas zurückgreifen. Mein Vorredner hat
das schon sehr gut ausgeführt, aber zu den Details vielleicht noch. Wenn man
zurückgeht, so leitete die IKG Wien 1948 ein Rückstellungsverfahren ein. Am
4.7.1955 wurde dann ein Rückstellungsvergleich angestrebt und zwischen der IKG
und der Stadt Wien geschlossen.
Der Währinger jüdische Friedhof, EZ 226 der KatG Wien
Währing, bestehend aus den Grundstücken 1311, 453 1120 im Ausmaß von
24 055 m² wurde zurückgestellt. Im Gegenzug musste sich die IKG Wien
verpflichten, von der Liegenschaft 226 KatG Währing einen an der Ecke Währinger
Gürtel/Döblinger Hauptstraße gelegenen Teil im Ausmaß von zirka
2 500 m² in das Eigentum der Stadt Wien zurückzuübertragen. Dies ist
der Teil, wo heute dieser so genannte Arthur-Schnitzler-Hof steht.
Am 26.2.1959 hielt die IKG fest,
die Gemeinde Wien habe den Verhandlungsvertretern der IGK Wien in den
Rückstellungsverhandlungen ausdrücklich erklärt – und da, meine Damen und
Herren von der Sozialistischen
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