Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 71
Senioren, die das öfter brauchen -, irgendwo einen
Arzt zu finden?
Sind die Wohnungen so konzipiert, dass sie den
Familien, auch den gut funktionierenden Familien, auf Dauer standhalten? Sprich,
dass man dann, wenn Jungfamilien einziehen, wenn Kleinkinder kommen, später die
Betreuung der Eltern, nicht immer das soziale Umfeld wechseln muss, sondern
dass endlich einmal im Sinne von generationenübergreifendem Wohnen Vorsorge
getroffen wird, um das auch einmal umzusetzen und nicht nur davon zu sprechen?
Familienfreundlichkeit erstreckt sich aber nicht
allein auf Kinderbetreuungsplätze. Eine Voraussetzung dafür sind natürlich auch
attraktive öffentliche Verkehrsmittel, und hier zu sagen, dass wir die U-Bahn
haben, erscheint uns sicher nicht genug. Denn wenn ich auf eine U-Bahn zwischen
fünf und sieben Minuten außerhalb der Stoßzeiten warten muss, wenn dort massiv
Büros, jede Menge Arbeitsplätze, Wohnungen, Hotels und so weiter geschaffen
werden, dann ist eine Intervallverkürzung ein absolutes Muss.
Ein wesentlicher Beitrag zu einer sicheren Wohngegend
sind zweifelsohne auch Wohnstraßen. Allerdings hat auch hier die jüngste
Vergangenheit gezeigt, dass solche nur wirkungsvoll sind, wenn schon in der
Planung entsprechende Vorkehrungen getroffen werden, das heißt nicht nur, wo
sie angelegt, sondern auch, wie sie gestaltet sind. Denn es kann ja nicht sein,
dass die Leute nicht einmal mehr ordentlich die Straße queren können - mit
einem Kinderwagen sowieso nicht -, weil alles verparkt ist, und auch
Einsatzfahrzeuge Probleme haben, dort überhaupt durchzukommen. Wenn sich dort
auch noch Kleinkinder aufhalten, dann sind sie massiv gefährdet. Dem würden wir
auf keinen Fall zustimmen.
Es ist auch nicht wirklich familienfreundlich, wenn
man, um im Umfeld der Donau City in Kurzparkzonen zu parken, zuerst einmal
sämtliche Zonen genau kennen muss und dann mit Parkscheinen Probleme hat, wenn
Mütter mit Kleinkindern, mit dem Kinderwagen zuerst irgendwo eine Trafik finden
müssen, die auf keinen Fall geschlossen haben darf, damit sie ihren Parkschein
bekommen. Ich meine, es wäre wirklich nahe liegend, dass Wien sich auch einmal
überlegt, Parkscheinautomaten aufzustellen, die jeder jederzeit erreichen kann,
ohne große Umwege, ohne Berücksichtigung von irgendwelchen Öffnungszeiten. (Beifall
bei der FPÖ. - GR Dr Herbert Madejski: ... bis 22 Uhr!)
Wie steht es außerdem bei der Planung dieses
Großprojektes mit dem Thema Sicherheit im Allgemeinen? Wir haben vor zirka
eineinhalb bis zwei Jahren einen Antrag eingebracht, dass bereits bei solchen
Planungen die Polizei mit einzubeziehen ist, um Ecken, lange Wege, dunkle
Gassen und so weiter von vornherein zu vermeiden, da sie wirklich ein großes
Risikopotenzial darstellen, oder dass man die Beleuchtung gezielt einsetzt. Der
Antrag wurde leider abgelehnt, aber ich möchte hier noch einmal darauf
verweisen, dass es gerade bei solchen sensiblen Großprojekten äußerst notwendig
wäre, doch wieder auf die Polizei zurückzugreifen.
Die Fülle von Maßnahmen, die bereits in der
Planungsphase Eingang finden können, führen später zu einem zufriedeneren
Wohnerlebnis, als dies bei vielen Neubauten der jüngsten Vergangenheit der Fall
war. Wenn Sie, Herr Stadtrat, es ernst meinen mit Familienfreundlichkeit, dann
tragen Sie gemeinsam mit Herrn StR Ludwig und allen Ressortverantwortlichen
dafür Sorge, dass dieses Projekt nicht bekannt negative Schlagzeilen macht und
die Presseaussendung, in der es heißt: „Durch die Bebauung der Kernzone
zwischen der ‚Diagonale Süd' und der Wagramer Straße erhält die Vienna DC ein
weiteres Wahrzeichen", nicht als bloße Ankündigungspolitik und zur
Selbstdarstellung von Politikern dient, wobei letztlich die Bewohner und die
Beschäftigten in diesem Gebiet mit ihren Problemen wieder allein gelassen
werden. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zum Wort gemeldet ist Herr GR Madejski. (GR Christian Oxonitsch: Der ist gestrichen!) Nach der
Legendenliste ist es Herr GR Madejski. Es ist, wie es ist. - Bitte.
GR Dr Herbert Madejski (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Die WED hat sich trotz
massiver Proteste von Bewohnern, trotz politischer Initiativen von Bezirk, Land
und Gemeinde eigentlich nie dazu - unter Anführungszeichen - erweichen lassen,
irgendetwas gegen die Fallwinde und gegen die Ergebnisse der Studie zu
unternehmen. Daher bedarf es hier und heute auch eines Beschlussantrages, den
ich gerne einbringe. Ich lese Ihnen den Text vor.
„Die Stadt Wien möge in
Zusammenarbeit mit dem Bezirk und der WED fallwindmindernde Baumaßnahmen für
den neuen Bau bei der Donau City festschreiben und ebensolche für die bereits
bestehenden Bereiche des Areals in die Wege leiten.
In formeller Hinsicht wird
die Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr
beantragt." (Beifall bei der FPÖ.)
Da wir ja heute unter diesem
Generalthema selbstverständlich auch die Verkehrssituation und vor allem das so
genannte neue Infrastrukturkonzept besprechen, das ja auch Wien massiv
betrifft, lassen Sie mich hier mit einer Erklärung des Bundesministers für
Finanzen, Wilhelm Molterer, in der „Presse" beginnen. Er hat bei der
Präsentation gesagt: "'Lebensadern der Wirtschaft' würden dem
Wirtschaftsstandort Österreich einen neuen Schub geben. Zudem trage man mit
neuen Verbindungen Richtung Osteuropa der Ostöffnung Rechnung."
Das
mag stimmen, was er hier sagt. Nur kommt mir das ein bisschen spät, dass er
jetzt draufkommt, dass es die Ostöffnung gibt und dass hier in den letzten
Jahren - wenn nicht, muss man fast sagen, über ein Jahrzehnt - überhaupt nichts
passiert ist, wobei es ja in diesen Jahren mehrere SPÖ-ÖVP-Bundesregierungen
und vorher sogar noch eine SPÖ-Alleinregierung gegeben hat. Daher, meine Damen
und Herren, ist mir auch nicht ganz verständlich, wieso Wien so zufrieden sein
kann oder so
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular