Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 91
damals gemeint hat: rund 2 Milliarden EUR,
so kann man sagen. Wenn man sich aber den Stand von Juni 2006 anschaut,
dann findet man auf der ASFINAG-Homepage nicht mehr die
2 Milliarden EUR, sondern der Ring um Wien wurde plötzlich auf
4,2 Milliarden EUR geschätzt. Das ist mehr als doppelt so viel! Das
muss man sich einmal vorstellen! Da gibt es jemanden, eine staatliche
Planungsgesellschaft, die zuerst sagt, es kostet 2 Milliarden EUR und
auf einmal kostet es 4,2 Milliarden EUR. Da gibt es ja Untersuchungen
– das wissen wir –, dass die Realität so ausschaut, dass die Kreditkosten gar
nicht dabei sind – und es immer 30 Prozent mehr kostet!
Ideales Beispiel: Die S1-Süd, die ja angeblich die
Südosttangente entlastet, technisch auf der Höhe ist und mit großem Pomp und
Trara und Volksfest eröffnet wurde. Was hat sich herausgestellt? – Die Abfahrt
ist zu eng, da fahren die Leute aufeinander. Ein Unfall nach dem anderen! Heute
wird sie in der Nacht gesperrt. Warum? – Weil die Entlüftung nicht ordentlich
funktioniert. Super-tolle Leistung! Also, was kostete die S1, die frühere B301?
– Ursprünglich waren 320 Millionen EUR geplant. Gekostet hat sie aber
nicht 320 Millionen EUR, sondern 430 Millionen EUR. Das ist
schon etliches mehr, nämlich insgesamt fast um 50 Prozent mehr.
Schauen
wir uns einmal die berühmte Lobauautobahn zwischen Schwechat und dem Knoten
Süßenbrunn an. Ursprünglich war diese mit 857,5 Millionen EUR
angedacht. Da denkt man sich: fast eine Mezzie. Jetzt stellt sich heraus, sie
kostet 1,6 Milliarden EUR. Weiters geht es auch um die berühmten
Probebohrungen, wofür die Stadt Wien um teures Geld so eigenartige Inserate
finanziert hat. Das erinnert mich ein bisschen an die Zeit von Zwentendorf, wo
die Bundesregierung permanent Propaganda gemacht hat und eine Abstimmung dann
ganz anders ausgegangen ist.
Das sind die Wunschvorstellungen: 60 m unter dem
Boden wird sich der Tunnel finden und ungefähr ab 30 m ist die
Schlussschicht, wo man ganz leicht hineinbohren kann. Bei den Probebohrungen stellte
sich aber heraus, dass auf 75 m Tiefe noch immer Sand ist und dass man in
Wirklichkeit den Tunnel vereisen muss. Wenn Sie sich recht erinnern: Vereist
wurde der U2-Tunnel unter dem Donaukanal. Wie schaut es jetzt mit den Kosten
aus? Man rechnet intern in der ASFINAG auch schon nicht mehr mit
1,6 Milliarden EUR sondern mit über 2 Milliarden EUR.
Die Stadt Wien hat einen Tunnel von der A22 Richtung
A4, also nach Simmering geplant – das wurde auch gemeinsam vereinbart. Das ist
diese Querung, die wir auch befürworten. Und es soll eine Querung bei der Lobau
geben, der so genannte Lobautunnel. Der eine Tunnel kostet etwas unter
2 Milliarden EUR, der andere wird über 2 Milliarden EUR
kosten. Beide Donautunnel werden also 4 Milliarden EUR kosten.
Das ist so eine große Summe, da muss man sich einmal
überlegen: Was kostet die Republik 4 Milliarden EUR? –
4 Milliarden EUR macht ein bisschen mehr aus, als die Bundesregierung
für Wissenschaft und Forschung – das heißt, für alle Universitäten – im Jahr
ausgibt. 4 Milliarden EUR ist so viel, wie das Defizit der Republik
in einem Jahr ausmacht. Wenn man jetzt die klassische Interpolation macht, dass
es immer zwischen 20 und 30 Prozent im Durchschnitt mehr kostet, dann
werden diese beiden Tunnels nicht 4 Milliarden EUR, sondern
5,5 Milliarden EUR kosten.
Wir bewegen uns in einer Sache, wo ich denke: Die
ASFINAG hat jetzt 10 Milliarden EUR oder 11 Milliarden EUR
Schulden, so genau weiß man das nicht, dann werden wir davon sprechen, dass wir
15 Milliarden EUR bezahlen müssen. Da denke ich schon: Super Firma,
die permanent Geld ausgeben kann, aber niemals zurückzahlen muss.
Schauen wir uns weitere Projekte in Wien an. Die
Hansonkurve – das ist diese Verbindung, die ja nur dann schlagend werden soll,
wenn die Südosttangente kaputt ist, damit man von der Südosttangente auf die
neue S1 fahren kann: Ursprünglich hätte sie 109 Millionen EUR
gekostet, jetzt kostet sie laut ASFINAG-Homepage 191 Millionen EUR.
Da frage ich wirklich: Hat die Stadt, hat die Republik den berühmten
„Geldscheißer"? Dann sage ich: Nein, Sparen! Überlegen Sie sich, was
wichtig ist und was nicht wichtig ist und hören Sie endlich auf mit dieser
Lobauautobahn! Das kann sich Österreich und die Stadt Wien überhaupt nicht mehr
leisten. – Danke schön. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Herr GR
Dr Madejski, bitte.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Kollege Maresch ist ja wirklich ein begnadeter
Zahlenjongleur. (Zwischenruf von GR Mag Rüdiger Maresch.) Ich bin
mit dem Schreiben gar nicht mehr mitgekommen. Er verwechselt und vergleicht
hier Sachen, die man nicht vergleichen kann, aber wir haben morgen Zeit, bei
einem Aktenstück über die Umfahrung zu reden. Das ist jetzt sicherlich nicht
mein Thema, ich möchte etwas anderes anschneiden.
Kollege
Chorherr hat hier den ursächlichen Zusammenhang zwischen Rothneusiedl, der
Verlängerung der U-Bahn und dem Stadion beziehungsweise dem Einkaufszentrum
hergestellt. Diesen gibt es jetzt auf Grund der Debatte, weil der Herr
Bürgermeister offensichtlich voreilig jemand anderem, einem Investor etwas
versprochen hat und der Herr Stadtrat dem dann gefolgt ist. In Wirklichkeit hat
die FPÖ 1994 ein eigenes Projekt gehabt, da war weder eine Rede vom Stadion
noch von sonst irgendetwas, sondern es war damals schon das Entwicklungsgebiet
Rothneusiedl. Wir hatten sogar zwei Varianten der Verlängerung der U-Bahn, eine
über den Laaerberg und eine eben ähnlich, wie sie jetzt verlaufen soll.
Es freut mich also in Wirklichkeit. Es stört mich der
Zusammenhang, den Chorherr hergestellt hat, weil da keine sachliche Debatte
mehr herauskommen kann. In Wirklichkeit ist es ein Entwicklungsgebiet, auch
laut dem Stadtentwicklungsplan. Und wir sind natürlich dafür, dass man die
U-Bahn dorthin verlängert, noch dazu, weil es eine freiheitliche Forderung vor
13 Jahren war.
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