Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 91
dass noch einmal signifikant mehr Radfahrer auf dem Radweg Ring-Rund unterwegs sein werden. Dafür ist er nicht gebaut. Da muss man wirklich einen Qualitätssprung machen, der auch nicht so einfach ist. Wenn man die Querungen durch die Innenstadt wirklich öffnet, entlastet man diesen Bereich. Das geht relativ rasch.
Es war neulich eine Verkehrskommission im
1. Bezirk. Da waren viele Parteien dafür, zum Beispiel den Bereich der
Herrengasse zu öffnen, dieses ganz kleine Stückerl. Sie kennen es: Wenn man
über die Freyung fährt, muss man jetzt mühsam über das Kopfsteinpflaster die
Freyung hinunterfahren und dann rechts fahren. Warum fährt man nicht gerade
weiter? – Es war die Fraktion der Sozialdemokraten, die dagegen war. Da geht es
nicht einmal um drei Parkplätze! So viele! Dort kann man das machen. Wir werden
das noch einmal probieren, vielleicht wird vom Radverkehrsbeauftragten aus
etwas passieren. Das in aller Kürze zum Radverkehr.
Nur ein einziges zweites, vollkommen getrenntes
Projekt spreche ich noch an. Dazu möchte ich ganz klar auch Richtung
Beamtenschaft sagen, dass Sie hier mit uns umfassend werden rechnen müssen. Das
ist ein Planungsprojekt – Kollege Hora hat es bereits angesprochen –, das ich
gänzlich anders sehe: Es geht um die sehr intransparenten Überlegungen von
„Magna", was Rothneusiedl betrifft. Rechnen Sie damit, dass wir mit allen
Möglichkeiten – das ist Information, das sind Proteste – gegen folgende Planungsüberlegung
angehen werden: In einem Gebiet, das weder einen U-Bahn-Anschluss noch einen
entsprechenden Straßenanschluss hat, wird ein sehr großes Einkaufszentrum
geplant. Die Untergrenzen dessen, was an Fläche gewünscht wird, sind
60 000 m². Das wird sozusagen mitverkauft: Wenn man ein großes
Einkaufszentrum planen darf, dann baut man halt nebenbei ein Stadion und andere
Entertainment-Einrichtungen auch dazu. Das ist eine indiskutable Stadtplanung.
Die Straße und die Weiterführung der U-Bahn allein
kosten in etwa 500 Millionen EUR, damit man dieses Gebiet überhaupt
erst erschließt. Ich spare mir jetzt aus Zeitgründen, Ihnen zu sagen, wie viele
gute - in Anführungszeichen -, bereits erschlossene Gebiete der Stadt es gäbe,
die erschlossen werden müssen. In einigen Wochen wird es um den Zentralbahnhof
mit 50 ha Grund gehen, bezüglich des Flugfelds Aspern passiert ein
Masterplan – im Übrigen durchaus in einem positiven Ausmaß, möchte ich hier
noch einmal anmerken –, der Nordwestbahnhof wird hier irgendwann einmal zur
Diskussion kommen: Viele Bereiche, die urban erschlossen sind oder auf die man
sich richtigerweise konzentriert, wie das Flugfeld Aspern.
Zu glauben, dass man im Süden Wiens nur deswegen,
weil die S1 gebaut ist, eine Konkurrenz zur Shopping City schaffen muss, und
dass man, weil „Magna" das möchte, dort die entsprechenden
Rahmenbedingungen schaffen muss, halten wir für ganz falsch. Das werden wir
öfters thematisieren. Wir werden dann mit der Bevölkerung – und Sie wissen, wie
die Bevölkerung dort dazu steht – heftig zusammenarbeiten, informieren und
aufklären. Es kann nicht so sein, dass die öffentliche Hand die Voraussetzungen
schafft, eine Straße baut, eine U-Bahn bis hinaus baut. Die U1-Verlängerung ist
diskutierbar, aber nicht bis nach Rothneusiedl.
Das heißt nicht, dass man in diesem Bereich nichts
tun soll. Man kann sehr wohl auch eine gewerbliche Nutzung dort vorsehen. Man
soll auch daran denken, dass dort ein Grüngürtel ist. Da kann man einiges
überlegen. Der Druck, dort Wohnungen oder ein großes Einkaufszentrum zu machen,
ist gleich Null. Das Einzige, was wir damit täten, ist, den Autoverkehr im
wahrsten Sinne des Wortes zu befeuern und – da würde ich mir wünschen, dass das
auch von der Wirtschaftskammer klar gesagt wird – die durchaus funktionierende,
aber auch gefährdete kleinteilige Verkaufsstruktur im Zentrum Favoriten
wirklich zu gefährden. Da erwarte ich mir deutliche Worte von der
Wirtschaftskammer. Das ist völlig klar.
Diesbezüglich gab es einen interessanten Artikel im
Immobilienteil der Wochenendausgabe des „Standard", in dem gesagt wurde,
wie viele Einkaufszentren da stehen, dass die Verkaufsflächen ständig steigen,
die Kaufkraft nur sehr bescheiden wächst und sich die Großen gegenüber den
Kleinen durchsetzen werden. – Na, wer sind die Großen? Rechnen wir einmal um:
Wie viele kleine Geschäfte werden bei 60 000 m² Verkaufsfläche
draufzahlen?
Denken Sie auch an eines: Wien wird eine immer
„ältere" Stadt. Das ist kein Problem an sich. Es ist eine Errungenschaft
und in einer Stadt, wo die Menschen immer älter werden, durchaus praktisch,
human und sinnvoll, wenn man fußläufig Geschäfte hat und nicht gezwungen ist,
sich ins Auto zu setzen und an den Stadtrand zu fahren. Diejenigen, die so
etwas genehmigen wollen – und mit dieser Argumentation erreichen wir Leute weit
über die Zielgruppe der GRÜNEN hinaus, und wir werden das dort ganz massiv
machen, das stelle ich hier in den Raum –, verschlechtern signifikant die
Lebensqualität sehr vieler Menschen, die ein Recht darauf haben, eine existierende
Nahversorgung nicht von riesengroßen Einkaufszentren kannibalisiert zu
bekommen, für die Sie die Voraussetzungen schaffen. Das werden wir nicht zur
Kenntnis nehmen und die Bevölkerung entsprechend aufklären. – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr GR
Hoch hat sich zu Wort gemeldet. – Bitte schön.
GR Alfred Hoch (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Das letzte Jahr kann man aus der
Sicht der Stadtplanung sehr zwiespältig sehen. Es wurde zwar einiges immer
wieder so wie auch in den vorvergangenen Jahren medienwirksam angekündigt,
umgesetzt davon beziehungsweise darüber diskutiert wurde wenig. Mir geht es
jetzt vor allem einmal um das Diskutieren. Der Herr Stadtrat hat sich ja schon
im letzten Jahr nicht gerade als Freund von Diskussionen gezeigt. Ich möchte
dazu die Sitzungen der Stadtentwicklungskommission heranziehen. Bei jeder
Sitzung gibt es eine schöne
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