Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 91
Jugendbereich zu konzentrieren. Sie sollten von der
ÖVP als Oppositionspartei wissen, dass sie Sachargumente immer billiger und
vordergründiger Polemik vorzieht, und daher können Sie auf unsere Unterstützung
zählen, wenn Sie den Menschen und diesfalls die Kinder und Schüler in den
Mittelpunkt rücken. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
Wort gemeldet ist Herr GR Vettermann. Ich erteile es ihm.
GR Heinz Vettermann (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen!
Zuerst möchte ich einige Anmerkungen zu den
Vorrednerinnen und Vorrednern machen.
Zum Kollegen Gudenus: Er merkt kritisch an, dass die
Einnahmen sinken. – Der Grund dafür ist, wenn wir zum Beispiel gerade über
kostenlose Kindergärten diskutieren, dass die soziale Staffelung ja bedeutet,
dass immer mehr nicht zahlen, weil sie entsprechend von der Staffelung erfasst
werden. Das heißt, dass die Einnahmen sinken, bedeutet ja nur, dass wir von
Wien mehr bezahlen, weil die sozialen Staffeln greifen, und die meisten unserer
Einnahmen sind nun einmal sozial gestaffelt. Dass Sie das kritisieren, halte
ich zumindest einmal für mutig. Sie haben gesagt, uns hat der Mut verlassen.
Darauf sage ich: Für die Rede braucht man auch einiges an Mut!
Kollegin Jerusalem hat es aufgegeben. Ich werde es
jetzt noch ein letztes Mal probieren: Um Deutsch lernen zu können, muss man
zuerst die Muttersprache können, um dann eine Fremdsprache, was ja in diesem
Fall Deutsch ist, erlernen zu können. (GR
Mag Wolfgang Jung: Das funktioniert nicht, das ist das Problem!) Es
ärgert ihn, dass es so ist. Okay, dafür kann ich nichts, aber genauso
funktioniert es! Es umgekehrt zu machen, hat sachlich und fachlich keinen Sinn.
Wir haben teilweise muttersprachige Begleitlehrer, die wissen, wie es geht,
aber das ist auch eine Ressourcenfrage. – Dass man es in unseren Schulen
immer noch besser machen kann, ist ja, glaube ich, unbestritten.
Natürlich ist Deutsch wichtig, das ist ja eine
zentrale Geschichte. Offenbar ist es nicht aufgefallen oder zumindest dem
Kollegen Gudenus nicht aufgefallen, dass wir diesmal vor der Schuleinschreibung
einen Test und eine entsprechende Kursmaßnahme durchgeführt haben, die jetzt
evaluiert und auch verbessert wird. Etwa soll bei Quereinsteigern, bei welchen
trotz dieser Kursmaßnahmen nicht genügend Deutschkenntnisse vorhanden sind,
natürlich ebenfalls eine spezielle Förderung in den Schulen stattfinden.
All das findet statt, aber Kollege Gudenus nimmt das
nicht zur Kenntnis und sagt: Alle, die etwas lernen wollen, müssen jetzt in
Privatschulen gehen. – Das ist natürlich auch ganz falsch, denn gerade wir
in Wien haben ein tolles öffentliches Schulsystem, und daher geht es den
Privatschulen bei Weitem nicht so gut, wie Sie es gern hätten! – Dass es
einen gewissen Trend zu Privatschulen gibt, nehme ich zur Kenntnis.
Offenbar hat der Kollege auch nicht mitbekommen, dass
das Problem mit den Falzziegeldecken schon gelöst ist. Ich selbst habe zu dem
Akt gesprochen, wir haben das hier beschlossen, aber er kommt wieder damit! Ich
meine, diese abgestandenen Vorwürfe sind überhaupt nicht nachvollziehbar!
Zur Kollegin Jerusalem: Natürlich stimmt die
PISA-Studie irgendwie nachdenklich! Das bestätigt auch das, was die
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten immer sagen, dass natürlich die
Herkunftsfamilie auch bei der Bildung wichtig ist. – Deshalb kämpfen wir
ja für eine gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen, denn natürlich bringen
die Schnittstellen, und da insbesondere die Schnittstelle mit 10 Jahren,
einige Schwierigkeiten mit sich. Die Schüler sollten eben einmal bis zu einem
gewissen Punkt kommen und erst dann eine Entscheidung treffen, die für das ganz
weitere Leben gilt. Das ist natürlich mit 10 Jahren noch zu früh, sowohl
vom Entwicklungsstand als auch deswegen, weil das stark von der sozialen
Stellung der Eltern abhängig ist. All das ist eh bekannt, dafür gibt es auch
eine politische Antwort, sie ist nur im Moment nicht durchsetzbar und
umsetzbar.
Aber geschieht deshalb nichts? Haben wir
resigniert? – Natürlich nicht! Es gibt ja die Stütz- und Förderlehrer, und
es gibt in den meisten Schulen, und zwar gerade in den Volksschulen, die
zweijährige Eingangsphase, weil wir das wissen, und die meisten Eltern nehmen
auch zur Kenntnis, dass das nicht auf den Tag genau verjährt. Es gibt eine
wachsende Anzahl an Mehrstufenklassen von der ersten bis zur vierten, je nach
individueller Begabung und individuellem Standard.
Zur Klassenschülerhöchstzahl: Die Zahl von
25 wird in der Volksschule im Schnitt in Wien erreicht. Es gibt natürlich
Klassen, in denen mehr Schüler sind. Das könnte man im Moment nur dann in den
Griff bekommen, wenn man sagt, dass die Kinder in die Sprengelschule gehen
müssen, dass also die Eltern ihre Kinder nicht dort anmelden können, wo sie
wollen, sondern wir eine Zuweisung und eine Verteilung nach einem
mathematischen Schnitt vornehmen. Aber das wird ja in Wien niemand wollen! Und
alles andere ist auch eine zusätzliche Ressourcenfrage.
Zur Objektivierung: Ich möchte feststellen, dass das,
was an Eltern-, Lehrer- und Schülermitbestimmung in den AHS vorgesehen ist,
auch bei uns gilt. Die Vorschläge des Schulgemeinschaftsausschusses werden
gereiht und punktemäßig bewertet. Zugegebenerweise gilt am meisten das entsprechende
Assessment-Center. Wir nehmen aber in der überwiegenden Mehrheit den
Bestgeeigneten gemäß dem Institut Wentner-Havranek, das Sie zitiert haben. Das
heißt, wir halten uns in den allermeisten Fällen durchaus daran. Aber man kann
natürlich, wenn objektiv geprüft wird, auch bei einem Bestgeeigneten gewisse
Dinge finden, die nicht ganz so gut klingen. Dass Sie jetzt individuell
einzelne Zeilen vorlesen, halte ich gegenüber den Bestellten für nicht fair!
Ich weiß nicht, ob diese sich das verdient hätten!
Kollegen Aigner möchte ich
ebenfalls nicht das Bemühen absprechen, wie er es uns ja auch großzügig gesagt
hat. Wenn man aber sagt: Wie kommen die Kinder in die Schulen? Sie können ja
nicht Deutsch!, dann
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