Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 118
dementsprechend eine Anhebung vorzunehmen, und ich
darf daher folgenden Beschlussantrag einbringen:
„Im Zusammenhang mit der
Stärkung der Wiener Einkaufsstraßen ist eine deutliche Erhöhung der
Einkaufsstraßen-Förderung sinnvoll. Die Stadt Wien möge entsprechend höhere
Finanzmittel im Wege des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds zur Verfügung
stellen. Im Voranschlag für das Jahr 2007 möge daher entsprechend Vorsorge
getroffen werden.
In formeller Hinsicht wird
die Zuweisung des Antrages hier beantragt.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Das wird auch die Nagelprobe
sein, ob es ganz einfach hier Diskussionen gibt, dass man für die Klein- und
Mittelbetriebe hier etwas mehr tun kann im dicht verbauten Gebiet, in den
Einkaufsstraßen, hier in der Wiener Stadt.
Der Rechnungsabschluss,
meine Damen und Herren, offenbart daher wirklich einmal die wirtschaftliche
Ideen- und Konzeptlosigkeit der Regierung. Trotz der Mehreinnahmen von
317 Millionen EUR ist die finanzielle Situation der Stadt nicht
verbessert, sie ist nicht rosig, die Schulden bleiben gleich hoch, die
Investitionen sind rückläufig, die Rücklagen haben um
20 Millionen EUR abgenommen.
Strukturelle Reformen und
Entlastungsschritte sind nicht angedacht und bleiben anscheinend ein Fremdwort
für die SPÖ-Stadtregierung, meine Damen und Herren. Wenn das Geld knapp wird,
greift man ganz einfach zur Gebührenerhöhung. Das ist ein Rechnungsabschluss,
meine Damen und Herren, dem wir nicht zustimmen können. Danke schön. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Herr GR Herzog, bitte schön.
GR Johann Herzog
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Herr Vorsitzender! Herr Vizebürgermeister!
Wir haben heute einige
sozialdemokratische Redner gehört. Ich glaube, man kann einmal feststellen,
dass das Einschenken von reinem Wein nicht unbedingt Sache der SPÖ ist. Das
kann man klar sagen.
Der Klubobmann GR Oxonitsch
hat zu unser aller Überraschung festgestellt, dass die Sozialdemokraten
Gebührenerhöhungen immer für möglich gehalten haben und sie nie ausgeschlossen
haben. Die Erklärungen des Bürgermeisters, des Vizebürgermeisters, die sonder
Zahl vorliegen, Herr Kollege, sind offensichtlich vergessen worden. Wieso dies
passiert, wissen wir nicht. Vielleicht gibt es Übereinstimmungsunterschiede zwischen
Fraktion, Bürgermeister und Vizebürgermeister, das ist ja durchaus möglich.
Genau diese Auffassungsunterschiede erleben wir, Herr Kollege, offensichtlich
gerade zwischen SPÖ und der Fraktion sozialistischer Gewerkschafter in Sachen
BAWAG und in Sachen Gewerkschaft.
Die Frau GRin Frauenberger
hat den Rechnungsabschluss völlig richtigerweise als Algorierung der
sozialistischen Politik, also der Mehrheitspartei, bezeichnet. Das ist richtig,
genau das ist es auch und leider schaut es auch so aus. Genau da sehen wir ein
klares Auseinanderklaffen zwischen der Realität auf der einen Seite und der
Darstellung auf der anderen Seite.
Wenn man zum Beispiel die
Behandlung der Arbeitslosenproblematik aufgreift, die ja von der Frau Kollegin
vorgenommen wurde, bleibt der Eindruck, dass aktive und nachhaltige
Arbeitsmarktpolitik in erster Linie darin besteht, dass man als Erstes
möglichst viele Stellen für Einschulungen schafft und dass damit die
Arbeitsmarktpolitik und die Arbeitsplatzvermehrung ganz offensichtlich im
Arbeitsamt selbst stattfindet.
Einschulungen, so weit so
gut, keine Frage, sondern eine Notwendigkeit. Aber, sie sollten eines nicht
sein, ein Mittel und ein Instrument zur Verfälschung der Arbeitslosenstatistik,
und diesen Vorwurf erheben wir Ihnen gegenüber. (Beifall bei der FPÖ.)
Die Frau Kollegin hat dann
festgestellt, dass Aufräumungsarbeiten notwendig geworden sind und diese
Ankündigung von Aufräumungsarbeiten durch die Frau Kollegin sehen wir sehr
positiv und glauben auch, dass das ein äußerst notwendiger Vorgang ist.
Der vorliegende
Rechnungsabschluss stellt sich ja im Vergleich zur nachfolgenden Politik, mit
einer Metapher dargestellt, irgendwie als Dichtung und Wahrheit dar. Dichtung
ist also alles das, was vor der Gemeinderatswahl gesagt wurde und was auch im
Rechnungsabschluss festgelegt ist und die Wahrheit sehen wir alle seither. Die
Erklärungen, vollmundig, wie sie erfolgt sind, über eine Investitionsoffensive
im Jahre 2005, halten den Vergleich mit den Vorjahren nicht stand, keine
Frage.
Dann weiters: Das zuerst
heftig geleugnete und dann mit voller Wucht kommende Belastungspaket der
Sozialdemokratischen Partei, das Häupl-Belastungspaket, ist eine Tatsache und
die steigende Arbeitslosigkeit, die da verschleiert und schön geredet wird,
haben wir bereits hinreichend diskutiert.
Heute, bei der ersten
Möglichkeit einer Bilanzziehung nach den Wahlen 2005, ist eine umfassende,
würde ich meinen, eine tiefgreifende Wählertäuschung durch die Sozialdemokratische
Partei nicht zu übersehen, sie ist eine glatte, unerfreuliche Tatsache.
Zur Investitionsoffensive
zum Beispiel: Diese Investitionsoffensive wurde im Februar 2005 festgelegt
und sollte den wirtschaftlichen Erfolg hervorstreichen. Keine Frage, aber in
Wahrheit und in einem mittelfristigen Vergleich stellt es sich dar, sind die
Investitionen nicht gestiegen, sondern gesunken.
Wenn man es mit dem
Rechnungsabschluss 2000 vergleicht, dann ist das Budgetvolumen von 10,088
Milliarden um 388 Millionen gesunken, die kommunalen Investitionen um
202 Millionen und die Investitionsquote hat sich von 17,1 Prozent auf
15,8 Prozent verringert. Damit ist die gesamte und genannte
Investitionsoffensive schlicht und einfach eine Spiegelfechterei.
Weiters
ist festzustellen, dass die Wohnbauförderung ebenfalls seit dem Jahre 2000
von 734 Millionen auf 568 Millionen gesunken ist, das ist ein Minus
von 166 Millionen. Dazu kommt noch, dass durch die Umschichtung die
Möglichkeit der Mittelverwendung über den Wohnbau und über die
Wohnhaussanierung
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