Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 118
genommen.
Ich habe diesbezüglich mit einer leitenden
Mitarbeiterin einer großen Bank gesprochen. Diese Dame war vor 10,
15 Jahren Filialleiterin und sitzt jetzt in der Chefetage. Ich habe sie
gefragt: „Frau Magister, früher haben Sie mich zum Mittagessen eingeladen, weil
ich ihrer Filiale so viele Kunden geschickt habe, jetzt verärgert Ihre Bank
diese jahrzehntelang treuen Kunden trotz hoher Bonität.“
Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister, wissen Sie, was
ich zur Antwort bekam? „Unsere Bank ist an Gewerbetreibenden gar nicht mehr
interessiert, auch wenn diese eine gute Bonität haben. Wir machen unser
Hauptgeschäft im Osten.“ Ich glaube, Sie wissen, welche Bank ich meine. Und
dann hat sie mir weiters gesagt: „Außerdem sind Kredite unter
100 000 EUR für uns ohnedies ein Verlustgeschäft, weil die bankinternen
Kreditprüfungskosten mittlerweile so hoch sind, dass sich Kredite unter
100 000 EUR nicht mehr rechnen.“
Ich habe im Zusammenhang mit meinen Klienten viele
diesbezügliche Bankgespräche geführt. Die Erfahrung der Kreditrestriktionen
habe ich leider bei allen Banken feststellen müssen. Lediglich eine einzige
Bank hat mir gegenüber erklärt, dass sie im Bereich des Kreditgeschäftes noch
am Kundenkreis der Gewerbetreibenden beziehungsweise KMUs interessiert wäre.
Ich sage den Namen der Bank nicht, Eigentümer dieser Bank ist überwiegend die
Wirtschaftskammer.
So, sehr geehrter Herr Vizebürgermeister, entstehen
auch Insolvenzen. Nicht, weil sich die Ergebnisse der Unternehmen
verschlechtert haben, nein, sondern weil die Banken schlichtweg nicht mehr
wollen. Hier, sehr geehrter Herr Vizebürgermeister, müssten die Betriebe von
der Politik unterstützt werden. (Beifall
bei der FPÖ.)
Sprechen Sie bitte mit den
Banken, übernehmen Sie Haftungen, gewähren Sie entsprechende Förderungen, anstatt
die Wirtschaftsförderung zu kürzen. Und, sehr geehrter Herr Vizebürgermeister,
auch dies ist ein Grund für Politverdrossenheit.
Im März, also vor wenigen
Wochen, wurde eine Umfrage in Familienbetrieben, also im Wesentlichen bei KMUs,
durchgeführt und veröffentlicht. Auf die Frage, haben Sie den Eindruck, dass im
Moment viel oder eher wenig für Familienunternehmen von politischer Seite
unternommen wird, antworteten 59 Prozent der befragten Unternehmen mit
"Nein, eher wenig" und 15 Prozent mit "Nein, gar
nichts".
Das bedeutet, sehr geehrter
Herr Vizebürgermeister, dass 74 Prozent der Befragten die Meinung
vertreten, dass für sie seitens der Politik wenig bis gar nichts unternommen
wird. Und das ist traurig für uns Politiker, aber es ist besonders traurig für
die regierenden Politiker. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Bitte an Sie, sehr
geehrter Herr Vizebürgermeister: Setzen auch Sie Schritte zur Stärkung des
Eigenkapitals der Unternehmen zur Verhinderung unnötiger Insolvenzen. Ein
Drittel aller Klein- und Mittelbetriebe in Wien sind extremst gefährdet, und
somit auch ein Drittel aller Arbeitsplätze in Wien. Ich darf meine Forderung
nach einem Eigenkapitalsstärkungspaket für Wien wiederholen und unterstreichen.
(Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist
Herr GR Dipl Ing Margulies. Ich erteile es ihm.
GR Dipl Ing Martin
Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und
Herren! (Der Redner kommt mit einem
Laptop in der Hand zum Rednerpult.)
Andere haben einen Spickzettel, ich habe halt den
Computer, um geschwind nachzuschauen, um welche Daten es geht. Aber jedenfalls,
ich mache es auch diesmal so kurz wie beim ersten Mal, denn ich warte immer
noch auf einen Lösungsvorschlag für das unrichtige Budget. Wie gesagt, es ist
um 1,1 Millionen EUR falsch. Ich bin auch gern bereit, dann im Laufe
des Tages näher zu erklären, bei welchen Posten. Bislang bleiben wir aber bei
den Einnahmen.
Ich möchte ein bisschen
das Mehr der Investitionen und Investitionsförderungen Darlehen, Baukosten et
cetera ein bisschen beleuchten. Denn, wie gesagt, es ist schon die
Wirtschaftsförderung selbst eigentlich zurückgegangen. Nicht viel, aber ein
bisschen und zumindest das, was vom Wiener Wirtschaftsförderungsfonds oder an
den Wiener Wirtschaftsförderungsfonds vergeben wird, ist ein bisschen kleiner
geworden.
Nur die zentralen
Punkte, wofür sich die Stadt Wien selbst lobt, wenn sie sagt,
1,6 Milliarden EUR, glaube ich, oder 1,5 Milliarden EUR
sind ausgegeben worden für bauliche Instandhaltung, Baunebengewerbe et cetera.
Wenn man sich diese
Sachen aber genauer ansieht, dann kommt man drauf, der größte Teil dieser
Ausgaben fließt entweder direkt an den Krankenanstaltenverbund, direkt in die
Wiener Linien, in den Wohnbau, wobei die Förderung des Wohnbaues im Vergleich,
zum Beispiel nur zum Rechnungsabschluss 2002 und auch zum Voranschlag,
zurückgegangen ist. Die Förderung Wohnbau betrug im
Rechnungsabschluss 2002 400 Millionen EUR, jetzt sind es nur
mehr 357 Millionen EUR.
Also, es ist nicht
so, dass alles auf demselben Niveau bleibt. Aber es ist vor allem ein Spielen
mit Hausnummern, solang man nicht ganz genau weiß, was sich tatsächlich für
qualitativ sinnvolle Investitionen dahinter verbergen, und vor allem, welche
zweckgewidmete Einnahmen sich auch dahinter verbergen. Das ist klar, dass beim
U-Bahn-Zuschuss - und ich freue mich, dass die U-Bahn ausgebaut wird,
wenngleich ich glaube, dass es in manchen Stadtteilen - aber das wären
politische Entscheidungen gewesen, die schon vor 20 Jahren, 25 Jahren
zu treffen gewesen wären - durchaus auch sinnvoll gewesen wäre, an der
Oberfläche mit Schnellstraßenbahnen zu arbeiten und nicht alles in den U‑Bahn-Bau
zu investieren. Man hätte wahrscheinlich ein dichteres und engmaschigeres und
trotzdem genauso schnelles Verkehrsnetz zusammengebracht.
Nur, jetzt ist die U-Bahn da und selbstverständlich bin ich auch für den Ausbau der U-Bahn. Nur vergessen wir nicht, für die Wiener Linien bei diesen ganzen Investitionen, Kapitaltransfers, sind alleine für den U-Bahn-Bau 460 Millionen EUR, glaube ich, beziehungsweise für die Wiener Linien in Summe, vorgesehen. Für den
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