Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 118
aber durch harte und mühevolle Verhandlungen 700 Lehrerinnen und Lehrer uns wieder zurückerkämpft haben, so sind das nicht genug. Aber wenn man sich anschaut, was ihre Kolleginnen und Kollegen in Oberösterreich zusammenbringen, dann reden Sie dort mit den verantwortlichen Bildungspolitikern. Dort schaut die Bilanz sehr negativ aus. Wir verhandeln hier hart, wir werden auch weiterhin hart verhandeln und alles dazu unternehmen, dass eben diese Kürzungen nicht weiter Platz greifen.
Und da ist scheinbar auch die Frau
Cortolezis-Schlager die Einzige, die ein Rezept hat dazu, während gerade in
Niederösterreich, wie ich dem "KURIER" vor wenigen Tagen entnehmen
konnte, dort der Landesschulratspräsident festhält, er wäre ja schon froh, wenn
sie ihm nicht 250 Lehrerinnen und Lehrer wieder wegkürzen.
Sie sind diejenige, die sich da immer herstellt und
sagt: Alles nicht so schlimm.
Wenn ich mir anschaue, was die Verantwortlichen in
der Steiermark sagen, die auch festhalten, dass ihnen 950 Lehrerinnen und
Lehrer weggekürzt wurden, dann weiß ich nicht, wie Sie da immer dazukommen. Man
kann es ja im Vergleich der Bundesländer auch nicht wirklich ernst nehmen.
Wenn ich mir anschaue, dass es ja unisono bei allen
verantwortlichen Bildungspolitikerinnen und -politikern auf der Länderebene die
gemeinsame Kritik am Bund gibt, dass hier Lehrerinnen und Lehrer weggespart
wurden, und Sie sich dann hier herstellen und sagen, Sie sind scheinbar die
einzige Bildungspolitikerin in Österreich, die wüsste, wie es geht, mit weniger
Lehrerinnen und Lehrern ein ausgebautes Leistungsangebot zu schaffen, so zeigt
das meiner Ansicht nach, wie das einzuschätzen ist. Ich gehe nicht davon aus,
dass ihre Kolleginnen und Kollegen, die ja von derselben Partei in manchen
Bundesländern sind, das doch etwas anders sehen. Aber wir werden das ja
sicherlich auch in der entsprechenden Debatte noch hören. Vielleicht gibt es ja
auch hier heute diesen Erkenntnisgewinn, den man eben durchaus bei "Und
täglich grüßt das Murmeltier" sieht.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir glauben,
dass der Rechnungsabschluss 2005 sehr eindrucksvoll die Leistungen auf der
Wiener Ebene belegt. Wir sind stolz auf die Arbeit dieser Stadtregierung. Wir
werden daher dem Rechnungsabschluss 2005 die Zustimmung geben, meine Damen und
Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr StR DDr Schock.
Ich bringe in Erinnerung, dass er 20 Minuten zur
Verfügung hat.
StR DDr Eduard Schock: Sehr geehrte
Frau Vorsitzende! Herr Vizebürgermeister!
Herr Klubobmann
Oxonitsch! Sie haben gerade hier ausgeführt, dass Ihre Fraktion so ehrlich ist,
dass sie nie von diesem Pult aus irgendwelche Gebührenerhöhungen ausgeschlossen
hat. Sie haben dabei die Anfragebeantwortung Ihres Herrn Bürgermeisters
übersehen, nämlich die Anfragebeantwortung von diesem Pult aus vom
3. Oktober des Vorjahres, vom 3. Oktober 2005, wo der Bürgermeister
nicht einmal fünf Monate vor den Gebührenerhöhungen hier gesagt hat, ihm sind
keine Bemühungen für Tariferhöhungen bekannt.
Herr Klubobmann! Fünf Monate, nicht einmal fünf
Monate, bevor diese Tariferhöhungen dann am 1. März in Kraft getreten
sind! Es gibt daher nur zwei Möglichkeiten: Entweder es ist ein ganz schwacher
Bürgermeister, der nicht einmal weiß, was in seinem Konzern, in seinem Konzern
Stadt vorgeht, in den Stadtwerken, oder aber er hat hier bewusst die Unwahrheit
gesagt und einen ganz gewaltigen Wahlschwindel zu verantworten, Herr
Klubobmann. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Die Budgetsanierung der
letzten Jahre hat natürlich mehrere Opfer gehabt. Die Verschuldung der Bezirke
explodiert, darauf ist hingewiesen worden. Die Investitionen liegen heute noch
um 200 Millionen EUR unter dem Investitionsvolumen etwa des Jahres
2000. Und die Budgetsanierung ging vor allem auf Kosten der Spitäler. Das ist
ja in diesem Jahresabschluss des KAV ganz klar ausgewiesen, dass das Defizit in
den Spitälern, der jährliche Abgang um 100 Millionen EUR explodiert
ist auf insgesamt 650 Millionen EUR.
Herr Vizebürgermeister! Sie haben das heute Morgen
verschwiegen, und es ist auch in diesem Rechnungsabschluss dieses steigende
Defizit unserer Spitäler nicht wiederzufinden. Und ich frage mich natürlich:
Warum diese Geheimniskrämerei? Und warum wird mir etwa auf mein ausdrückliches
Verlangen dieses neue Finanzierungsübereinkommen mit den Spitälern, mit dem
KAV, nicht ausgehändigt? Ich habe das in der Landesregierung verlangt, und es
ist mir ein Exemplar davon verweigert worden. Warum gibt man dieses steigende
Defizit nicht zu? Warum gibt man nicht die Probleme um das Nordspital zu? Um
die Pflegemilliarde? Dass eben diese versprochene Pflegemilliarde nicht
gesichert ist, so wie das der Pflegeombudsmann Vogt etwa heute in der Presse ja
wieder bestätigt?
Herr Vizebürgermeister! Ich meine, Sie sollten daher
am Schluss Ihrer Amtsperiode eigentlich auch einmal die Größe haben, die Karten
hier offen auf den Tisch zu legen. Sie sollten vor Ihrem Abgang aus der Politik
die Größe haben, die Probleme ganz offen anzusprechen, und ich meine, Sie
sollten dieses Budget nicht einfach schön reden. Wir fordern Sie auf, Herr
Vizebürgermeister: Nützen Sie Ihre abschließende Wortmeldung doch dazu, ein
paar offene Worte zu sagen, etwa zu den Spitalsfinanzen, die Sie ganz
ausgeklammert haben. Kommen Sie hier heraus und schenken Sie dem Gemeinderat
doch einmal auch einen reinen Wein ein, Herr Vizebürgermeister! (Beifall bei
der FPÖ.)
Aber, meine Damen und Herren, die
Informationsverweigerung gegenüber diesem Haus ist ja kein Einzelfall. Sie ist
die Folge einer gewaltigen Flucht aus dem Budget, und die außerbudgetäre
Finanzierung ist ja genauso groß schon wie die Gebarung im Budget selber. Oder
anders ausgedrückt: Die Hälfte der gesamten
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