Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 108
Ich möchte Folgendes
klarstellen: Es gibt etwas, dem man sich anpassen muss, und zwar alle
Österreicherinnen und Österreicher, alle, die in diesem Staat wohnen,
und das ist unsere Rechtsordnung. Da geben wir keinen Millimeter nach, das ist
ja vollkommen klar.
Aber darüber hinaus - wenn
wir schon bei der Mehrheitsgesellschaft sind - möchte ich Ihnen schon etwas
sagen: Die Mehrheit in unserer Stadt profitiert von der kulturellen Vielfalt,
die sehr viel mit Integration und mit vielen verschiedenen Kulturen zu tun hat.
Die Mehrheit ist stolz auf die intellektuellen Leistungen verschiedener
wichtiger Wienerinnen und Wiener, und das hat ganz, ganz viel mit Zuwanderung
und Integration zu tun. Die Mehrheit genießt die gastronomische Vielfalt des
Multikulti - damit das Wort heute einmal fällt. Die Mehrheit vor allem - und
das möchte ich Ihnen mitgeben -, auch in diesem Haus die überwiegende Mehrheit,
will von Ihren Hassparolen nichts hören. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu
einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau GRin Jerusalem gemeldet. -
Bitte.
GRin Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Damen und Herren!
Nur
zur Erinnerung: Was ich besonders hervorgehoben und gelobt habe, war die
Tatsache, dass mehr in Beratung und Information dieser Eltern investiert werden
soll. - So viel dazu.
Jetzt
die tatsächliche Berichtigung in Bezug auf die muttersprachlichen ErzieherInnen
in den Kindertagesheimen, damit Sie auch wissen, woher ich die Information
beziehe (Die Rednerin hält eine Broschüre in die
Höhe.): In diesem Heft, herausgegeben vom
Integrationshaus - ich nehme an, Sie haben es -, sagt Frau Elisabeth Urban -
sie ist Ihnen möglicherweise bekannt -, pädagogische Regionalleiterin in der
MA 10 der Stadt Wien, Folgendes: Erstens kritisiert sie, dass keine
offiziellen Elternvereine im städtischen Bereich bei den Kindertagesheimes
existieren. Das finde ich auch höchst interessant.
Was
sie aber besonders hervorhebt, ist - und ich zitiere -: „Es fehlen jedoch
muttersprachliche ErzieherInnen. Ihre Anzahl bleibt in den Kindertagesheimen
der Gemeinde Wien seit zehn Jahren auf demselben schamhaften Niveau von zehn
Personen." Zehn Jahre, zehn Personen - so schaut es aus! Ich kann Ihnen
nicht helfen, es ist so. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist somit geschlossen.
Auch die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist
somit beendet.
Wir kommen zur Abstimmung
über die drei Beschluss- und Resolutionsanträge.
Der erste Antrag wurde eingebracht
von den Freiheitlichen, betreffend Speiseplan in Kindergärten, Schulen und
Kindertagesheimen der Stadt Wien.
Wer dafür ist, bitte ich um
ein Zeichen der Zustimmung. - Dieser Antrag findet nicht die notwendige
Mehrheit, er ist nur von den Freiheitlichen unterstützt.
Der zweite Antrag wurde
eingebracht von der ÖVP und den GRÜNEN, betreffend Angebot kostenloser
Nachmittagsbetreuung an Wiens Pflichtschulen. In formeller Hinsicht wird die
Zuweisung des Antrags an den Gemeinderatsausschuss der Geschäftsgruppe Bildung,
Jugend, Information und Sport beantragt.
Wer dafür ist, bitte ich um
ein Zeichen der Zustimmung. - Das ist mehrheitlich, gegen die Stimmen der
Freiheitlichen, so beschlossen.
Der dritte Antrag betrifft
einen ausgewogenen Speiseplan in Kindergärten, Schulen und Kindertagesheimen.
Auch hier wird die sofortige Abstimmung verlangt.
Wer dafür ist, bitte ich um
ein Zeichen der Zustimmung. - Dies ist somit einstimmig beschlossen.
Wir kommen nun zu dem
Verlangen, dass die von den GRen Heinz-Christian Strache, Mag Gerald
Ebinger und David Lasar eingebrachte, an die Frau amtsführende Stadträtin der
Geschäftsgruppe Gesundheit und Soziales gerichtete Dringliche Anfrage
betreffend "gescheiterte Drogenpolitik in Wien" vom Fragesteller
mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den Gegenstand
stattfinde.
Ich möchte erwähnen, dass
gemäß § 37 Abs 5 die Freiheitlichen auf die Verlesung
verzichten.
Für die Begründung der
Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung laut § 27 Abs 1 eine Redezeit
von 20 Minuten vor.
Zur Begründung dieser Dringlichen Anfrage erteile ich
Herrn Klubobmann GR Strache das Wort. - Bitte.
GR Heinz-Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und
Herren!
In Österreich und vor allen Dingen in Wien - das muss
eingangs festgehalten werden - gibt es ein immer stärker anwachsendes
Drogenproblem. Das ist vor allem in Wien sehr eklatant der Fall. Wir erleben
leider Gottes, obwohl wir seit Jahren davor warnen, ein immer wieder
vorhandenes Negieren von Seiten der Stadtregierung, ein Schönreden, das von der
Stadtregierung hier in Wien gelebt wird.
Da muss man schon eines festhalten: Die aktuellen
Zahlen und Fakten sprechen letztlich eine leider Gottes sehr eindrucksvolle
Sprache. Wir befinden uns in einer katastrophalen Entwicklung, die auch laut
Drogenbericht 2005 des Gesundheitsministeriums festzumachen ist. Die Zahl der
jährlichen Todesfälle durch Suchtgiftkonsum ist von 1997 bis 1999 von 160 auf
180 angestiegen, weiter im Jahr 2003 auf 189 Drogentote, und sie liegt
2004 bei 224 Toten. Die Zahl der Drogenabhängigen in der Stadt Wien stieg
von 6 000 im Jahr 2001 auf 8 000 im Jahr 2004. Laut einer
IFES-Befragung von 600 Personen haben zwei von hundert Befragten - insgesamt
rund 10 000, wenn man das hochrechnet - schon Erfahrung mit Ecstasy, Speed
oder Kokain gemacht, und ebenso viele mit Heroin, wie in dieser Befragung
herausgekommen ist. Die Dunkelziffern liegen aber weit darüber.
Auch die Verbrechen im Bereich der
Drogenkriminalität sind steigend. Wir haben laut aktuellem Drogenbericht
Zuwachsraten von 8,42 Prozent im Bereich der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular