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Gemeinderat, 59. Sitzung vom 03.10.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 31 von 37

 

Schulpsychologen sowie speziell hinsichtlich schulischer Gewalt ausgebildeten Mediatorinnen und Mediatoren unter Prüfung einer Ausweitung der Möglichkeiten des schulpsychologischen Dienstes. Ziel einer solchen Ausweitung ist es, dass der schulpsychologische Dienst verstärkt von sich aus seine Dienste den Schulpartnern vor Ort anbietet.

 

Achtens - der letzte Punkt: Sicherstellung der Finanzierung dieser Forderungen, weil wir in diesem Bereich oberste Priorität haben und hier wirklich aufgefordert sind, nicht am falschen Fleck zu sparen.

 

In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses Antrags gefordert. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Vettermann. Ich erteile es ihm.

 

GR Heinz Vettermann (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Ich glaube, was uns eint, ist einmal die Erschütterung über den tragischen Todesfall und auch die Anteilnahme, die den Eltern und Hinterbliebenen gilt. Das ist ja unbestritten.

 

Was ich aber ablehne und was schon im Vorfeld abgelehnt wurde - auch wenn es von den Antragstellern nicht gern gehört wird, aber ich glaube, dass man es trotzdem sagen muss -, ist, dass die Debatte, die heute geführt wird, aus diesem Anlassfall heraus geführt worden ist. Das ist keine gute Herangehensweise. Ich möchte auch sagen, dass ich keine Sackgasse in Wiens Politik erkennen kann - außer der politischen Sackgasse, in die sich das BZÖ selbst hineinmanövriert hat. Solcherart ist es wieder verständlich, dass Sie verzweifelt um sich schlagen, und nach dem letzten Wochenende, also seit gestern, ist es umso verständlicher, dass Sie mit allen Mitteln versuchen, mediale Aufmerksamkeit zu erregen.

 

Für die Sache selbst wäre das, glaube ich, in einem anderen Rahmen durchaus besser angekommen. Denn alle Parteien in Wien setzen ja auf Gespräch und Prävention, aber - bis auf eine, würde ich sagen - nicht auf Metalldetektoren. Ich habe zuerst geglaubt, da besteht insgesamt Konsens; jetzt mache ich diesen einen Einschub. Auf alle Fälle lehne ich es ab, dass das BZÖ die heutige Debatte, aus meiner Sicht, als politisches Kleingeld verlangt hat. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Nichtsdestoweniger darf man das Problem natürlich nicht verdrängen, man muss darüber diskutieren. Gewalt ist - das wurde schon von den Vorrednerinnen und Vorrednern ausgeführt - ein gesellschaftliches Problem. Das ist natürlich mehr als Politik, es ist auch mehr als Schule, es fällt aber auch in die Politik und in die Schule hinein. Es ist natürlich schon gar nicht ein Problem der Schule, denn die Schule muss ja damit umgehen, wie die Kinder, wie die Eltern, wie die Familien leben, wie sie denken, wie sie ihre Konflikte lösen.

 

Die Politik ist ein institutionelles Handlungsfeld, in dem wir etwas tun können und etwas bewegen wollen. Ist bisher nichts geschehen? Eigentlich nicht, sondern wir haben durchaus vorbildliche Aktionen gemacht. Obwohl etwas geschehen ist - ein tragischer Einzelfall, muss ich sagen -, möchte ich gerade der Kollegin Schmalenberg nicht ganz vorenthalten - ich werde es wirklich kurz machen -, was wir bisher schon gemacht haben, allen ihren Vorurteilen und generellen Angriffen zum Trotz.

 

Nebenbei: Zwei Sachen habe ich mir noch notiert. Seit 20 Jahren gibt es gar keine Schülerbeschreibungsbögen mehr. Es ist auch interessant, dass das anscheinend noch nicht durchgedrungen ist. Und was den Antrag zur Klassenschülerhöchstzahl betrifft, bin ich zwar dafür, dass man sie senkt, aber dass dies heute eine Regierungspartei anlässlich dieses Falles hier verlangt, finde ich derart billig und durchschaubar, dass ich bei dem entsprechenden Antrag nicht dafür bin zuzustimmen.

 

Was ist also bisher geschehen? Es haben zum Beispiel ambulant tätige BeratungslehrerInnen und PsychagogInnen im vergangenen Schuljahr 6 250 Kinder betreut, unter ihnen 3 000 Kinder in der Altersgruppe von 10 bis 15 Jahren. Es hat 64 integrativ orientierte Klassen gegeben, Mosaikklassen, Förderklassen im Grundschulbereich und Mittelstufenbereich, Nestklassen, Klassen im Strafvollzug der Justizanstalt Josefstadt. 451 verhaltens-auffällige Kinder sind dort geschult und intensiv betreut worden.

 

Es gibt ein Schulberatungsteam, das mit den Klassen im Sonderpädagogischen Zentrum zum Thema Gewalt an den Schulen arbeitet. Es gibt das Projekt Nest, das sich in erster Linie mit Opfern von Gewalt beschäftigt und versucht, deren Persönlichkeit zu stärken. Es gibt eine Abendberatungsschule, die mit allen Sonderpädagogischen Zentren in ganz Wien zusammenarbeitet.

 

Es gibt Peer-Mediation, es gibt soziales Lernen. Es gibt gerade ein Team von PsychagogInnen, das mit den SchülerInnen im SPZ 20 zum Thema Gewaltprävention arbeitet - das auch zu dem Brief, der heute verlesen wurde. Es gibt natürlich schulinterne LehrerInnenfortbildung, die sich mit Gewalt gegen behinderte Menschen, mit sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen und dem Thema Mobbing auseinander setzt. Das ist ja auch schon eine Kooperation, wenn auch nicht so eine institutionalisierte, wie wir sie heute fordern. Es hat überdies eine Kooperation mit den Bezirkskommissariaten gegeben.

 

Alles in allem muss man sagen, dass Präventionsarbeit nicht auf schnelle Lösungen abzielt. Sie arbeitet mit Zeit, sie braucht Geduld und Kontinuität. Kann trotzdem etwas passieren? Leider ja. Aber was wir von der Politik tun können, das sollen wir tun, da kann man das Umfeld verbessern. Wir in Wien wollen handeln. Der Stadtschulrat hat auch reagiert und einen Runden Tisch initiiert, an dem Eltern, SchülerInnen, LehrerInnen, also sämtliche Schulpartner, vertreten waren. Sie haben gemeinsam mit Fachleuten diskutiert und einen Maßnahmenkatalog - sieben Maßnahmen - erarbeitet.

 

Die erste Maßnahme läuft jetzt schon an, die so genannte Schul-Charta gegen Gewalt. Da wird in den einzelnen Schulen anhand eines von uns vorgegebenen Textes versucht, ein Bekenntnis der Schülerinnen und Schüler gegen die Gewalt als Gemeinsamkeit, als

 

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