Gemeinderat,
59. Sitzung vom 03.10.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 37
man sich in anderen Städten, auch in Österreich, schon anschauen, wie so etwas dann im Detail ausschaut. Also das werde ich für Wien mit Sicherheit nicht machen. Mir ist auch hier kein Bemühen oder keine Überlegung bekannt, zu Energiepreiserhöhungen zu kommen. Aber da sage ich Ihnen auch noch dazu, dass die noch wesentlich marktabhängiger sind, als das bei den Verkehrsbetrieben der Fall ist, denn die Verkehrsbetriebe bekamen natürlich einen Zuschuss seitens der Stadt Wien, wie aus den vorherigen Berechnungen ja auch leicht zu entnehmen gewesen ist, und daher ist da eine Diskussion aus meiner Sicht gesehen zumindest durchaus auch legitim. Bei den Energiepreisen, insbesondere wenn sie von Partnern in der Energieallianz vorgegeben werden, wird das sicher eine schwierigere Diskussion. Dass ich mich bemühen werde, dass es bei den Gaspreisen mitten im Winter zu keiner 30-prozentigen Erhöhung kommt, darauf können Sie sich auch verlassen, weil mein soziales Herz mindestens so groß ist wie Ihres!
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Herr Bürgermeister!
Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Barnet.
GR Günther Barnet (Bündnis Zukunft Wien – die Stadtpartei): Guten Morgen, Herr
Bürgermeister!
Mein soziales Herz ist nicht so groß, ich habe aber
auch nicht so viel Platz in meinem Körper. Lassen Sie mich trotzdem eine Frage
zur sozialen Tarifgestaltung der Stadt Wien stellen.
In Wien ist es so, dass Notstandshilfebezieher,
Sozialhilfebezieher und Arbeitslosengeldbezieher den Vollpreis in den
öffentlichen Verkehrsmitteln bezahlen, während alle Senioren, alle
Pensionisten, selbst wenn sie eine hohe Ministerpension haben oder SPÖ‑Pensionistenobmann
sind und vielleicht gar nicht mit der Tramway fahren müssen, nicht den vollen
Preis, sondern einen ermäßigten bezahlen. Können Sie mir diese soziale Art der
Tarifgestaltung erklären, damit auch ich sie verstehe?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Herr Bürgermeister!
Bgm Dr Michael Häupl:
Ich fürchte, das kann ich nicht, um die Ehrlichkeit gleich fortzusetzen. Das
kann ich nicht und es ist wahrscheinlich einer der, sagen wir einmal, etwas
schwieriger zu erläuternden Punkte. Es lässt sich so argumentieren, so wie es
Helmut Zilk damals bei der Einführung dieser Halbpreiskarte für Pensionisten
auch argumentiert hat, nämlich als ein Dankeschön an die Wiederaufbaugeneration,
jene Generation, die aus den Trümmern dieser Stadt dieses schöne Wien wieder
aufgebaut hat. Das war die damalige Argumentation.
Ich persönlich verhehle nicht, dass mir das zum
Beispiel bei Ministerpensionisten durchaus komisch vorkommt. Sie werden
demnächst ja eine ganze Menge davon haben. Daher glaube ich, dass es schon sehr
wesentlich ist (Heiterkeit bei der SPÖ und bei GR Günther Barnet.), dass
wir rechtzeitig die Diskussion führen und diese neuen Pensionisten jedenfalls
dann den Vollpreis für die Straßenbahn zahlen werden.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Herr Bürgermeister!
Die letzte Zusatzfrage, bitte Herr GR Mag Chorherr!
GR Mag Christoph Chorherr
(Grüner Klub im Rathaus): Herr Bürgermeister!
Um mich wieder auf den öffentlichen Verkehr und die
Preissteigerungen dort zu konzentrieren: Ich glaube, niemand im Raum wird
bezweifeln, dass bei einer 100 Prozent-Tochter der Stadt Wien, bei den
WIENER LINIEN, eine relevante Entscheidung getroffen werden kann, ohne dass die
Sozialdemokratie einen Einfluss darauf hat. Das werden auch Sie selbst im
Wahlkampf nicht bezweifeln. Und dieses doppelte, das Sie zurückweisen, dieses
zweierlei Maß, das möchte ich schon noch einmal als präzise Frage formulieren:
Sie verlangen, die Mineralölsteuer soll gesenkt werden, obwohl der Preis für
die WIENER LINIEN in den letzten 20 Jahren deutlich mehr gestiegen ist.
Dort, wo Sie einen Einfluss darauf hätten, sagen Sie, na, da gebe ich keine
Garantie darauf und jeder weiß zwischen den Zeilen zu lesen, das heißt, es wird
zu einer Erhöhung der Tarife der WIENER LINIEN kommen. Aber gleichzeitig
verlangen Sie eine Senkung der Mineralölsteuer, die für den Staat heißt,
weniger Einnahmen zum Beispiel für Schulen. Bei aller massiven, politischen
Kritik an Grasser: Das steckt sich ja der Finanzminister nicht in die eigene
Tasche! Da geht es um hunderte Millionen Euro für die allgemeinen Einnahmen,
die zum Beispiel bei den Wiener Schulen fehlen. Parallel dazu hat Wien aber
nach Maastricht Überschüsse aus dem Budget! Das heißt, würden Sie eine
verkehrspolitische Vorgabe machen, könnten Sie sagen, wir nähern den Preis an
und begünstigen die Benützer öffentlicher Verkehrsmittel.
Warum, Herr Bürgermeister, verlangen Sie eine Senkung
der Mineralölsteuer und schließen zumindest nicht aus, um korrekt zu sein, dass
die Tarife der WIENER LINIEN noch stärker angehoben werden?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Herr Bürgermeister!
Bgm Dr Michael Häupl:
Herr Gemeinderat!
Zunächst einmal sage ich Ihnen, es sind jetzt schon
die Benützer öffentlicher Verkehrsmittel im Hinblick auf ihre Fahrtkosten
besser dran, als es die Autofahrer sind. Durch die Benzinpreise der letzten
Monate ist die Disparität noch größer geworden und dies war der Grund, warum
ich nicht nur die entsprechende Unterstützung für die Autofahrer, die
berufsmäßig ihr Fahrzeug benutzen müssen, verlangt habe, sondern auch die
Senkung der Mineralölsteuer und sehr bewusst die Senkung der Mineralölsteuer.
Ihre Argumentation, dass man damit zum Beispiel seitens des Bundes Schulbau
durch Mindereinnahmen verhindert, halte ich deswegen für so bemerkenswert, weil
das ja für alle Steuersenkungen gelten würde, die es insgesamt gesehen gibt.
Dann dürfte man ja auch keine Lohnsteuersenkung, keine Einkommenssteuersenkung
oder sonst etwas verlangen!
Also
ich halte das, persönlich gesagt, für nicht nachvollziehbar und auch nicht für
argumentierbar. Sie argumentieren ja, die grüne Fraktion jedenfalls
argumentiert ja insgesamt gesehen auch bei uns immer so, dass Sie
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