Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 102 von 136
Der Rechnungsabschluss 2004 hat
wirtschafts- und familienpolitisch versagt, und daher lehnen wir diesen
Rechnungsabschluss ab. (Beifall beim
BZW.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr Ing RUDOLPH hat
sich zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Ing Herbert RUDOLPH (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Vizebürgermeister! Herr
Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Also
hier im Saal sind ein paar Zitate und ein paar Aussagen gefallen, die mich fast
verlocken würden, darauf einzugehen. Zur Aussage etwa der Frau StRin Brauner,
dass sich hier jeder seine eigene Wahrheit schafft und Konsequenzen daraus
zieht, ließe sich etliches darauf sagen. Aber es ist ja, wie der Herr
Vizebürgermeister heute in der Früh schon gesagt hat, Wahlkampf, Wahlkampf auch
hier herinnen, und daher ist auch die Wahlkampfrede des Herrn StR Braun, der
Frau StRin Brauner – StR Braun war in früheren Zeiten, und Sie werden
vielleicht nicht so gerne daran erinnert werden wollen –, der Frau StRin
Brauner... (GR Heinz Hufnagl: Er hat Braun geheißen, nicht Brauner!)
Braun, sage ich ja. StR Braun, und das andere ist die StRin Brauner. Herr
Hufnagl, zu Ihnen komme ich schon noch. (GR Heinz Hufnagl: Wir warten
darauf!) Gerne. (GR Heinz
Hufnagl: Na, geht schon weiter!) Die
Frau StRin Brauner hat eine Wahlkampfrede hier hingelegt, wo man sagt: Gut,
dann ist eben hier herinnen auch Wahlkampf, wenn-gleich die Zuhörerschaft eher
mäßig ist und wahrscheinlich die Zahl derjenigen, die man überzeugen kann, auch
gering ist.
Eine
Rechnungsabschlussdebatte wie diese ist natürlich dazu geeignet, Anträge zu
stellen. Die Anträge sind ja samt und sonders zur Abstimmung hier überreicht
worden, getragen von der Überzeugung, dass es keinen Ausschuss mehr geben wird,
keinen Bildungs- und Sozialausschuss mehr geben wird. Der nächste
Arbeitsausschuss wird voraussichtlich im Dezember stattfinden. Daher ist es
völlig klar, dass diese Anträge hier abgestimmt werden müssen. Und es ist für
mich interessant festzustellen, dass sich, zumindest nach den Anträgen, die
hier heute eingebracht wurden, die Opposition weitgehend thematisch gefunden
hat. Also auch die Anträge der GRÜNEN sind so, dass man sagen kann, denen
können wir hier heute durch die Bank zustimmen, weil sie es allesamt wert sind,
dass man darüber zumindest einmal auch politisch befindet. Und mich hat es
gefreut, dass die Kollegin Sommer-Smolik das grundsätzliche Problem der
Alphabetisierung oder des Analphabetismus auch in hochentwickelten
Gesellschaften einmal zum Thema gemacht hat. Ich glaube, dass es wichtig und
notwendig ist. Es ist eine Tatsache, dass sich diesem Thema die Frau Stadträtin
nicht gestellt hat, sondern sie hat eines getan, was genauso Frau StRin Brauner
gemacht hat: Sie hat sich ein Feindbild zugelegt, das ist der Bund, und hinter
diesem Feindbild, ein Produkt ihrer hauseigenen und nicht so billigen Propaganda,
ist die gesamte Politik gelaufen, gegangen, vielleicht auch nur geschlichen.
Es ist daher wirklich geeignet, den heutigen Tag oder
die Rechnungsabschlussdebatte zum Anlass zu nehmen, so einen durchaus
politischen Rückblick auf die Tätigkeit von Frau StRin Laska in dieser
Funktionsperiode zu machen. Man muss ihr natürlich auch gratulieren, man muss
Frau StRin Laska auch gratulieren, denn es ist ihr gelungen, etwa anders als
Frau StRin Kossina oder Frau StRin Pittermann, hier politisch zu überleben in
diesen fünf Jahren. Das war nicht leicht angesichts dessen, dass ja ihr
Zuständigkeitsbereich im vergangenen Jahr halbiert wurde. Ich meine, das muss
man als Politikerin oder als Politiker erst einmal überleben, dass man im
eigenen Ressort die Hälfte der Verantwortung weggenommen bekommt und trotzdem
weiter in der Funktion ist. Aber sie hat es trotzdem geschafft, Stadträtin zu
bleiben. Das ist sicherlich auch ein politischer Erfolg.
Wie weit das für die Wienerinnen und Wiener von
Nutzen ist, sei dahingestellt.
Wenn man, Frau Stadträtin, ein bisschen forscht, was
mit Ihrem Namen politisch zusammenhängt, finden wir natürlich bei den
verschiedensten Suchmaschinen – no na ned, Sie sind lange genug im Geschäft –
zahlreiche Einträge. Aber der Schwerpunkt dieser Einträge ist im Zusammenhang
mit Veranstaltungen zu finden, mit Eröffnungen, mit Ehrungen, aber wirklich
politische Initiativen, die originär Ihnen zuzuschreiben wären, sind schwer zu
finden.
Dabei war ich eigentlich zu dem Zeitpunkt, wie Sie
Stadträtin geworden sind, Frau Stadträtin, als Nachfolgerin der schlussendlich
Präsidentin des Landtages Smejkal durchaus hoffnungsfroh. Es war durchaus ein
interessantes Trio, gebildet aus Zilk, Laska und Scholz, das hier etwa im
Bereich des Schulbaus, im Schulneubau Initiativen gesetzt hat, die für die
Stadt lange, nein längst überfällig waren. Es ist sehr, sehr viel in diesen
Schulneubau investiert worden, mit Zustimmung des gesamten Wiener
Gemeinderates. Ich kenne kein Schulbauprojekt, dem man die Zustimmung
grundsätzlich verweigert hätte, wenn vielleicht auch bei dem einen oder anderen
nicht alles so gelaufen ist, wie man sich das gedacht hat.
Was auch unterlassen wurde, und das ist Ihre
Verantwortung, weil Zeit genug gewesen wäre, hier mehr zu machen, ist die
Sanierung. Sie haben in diesem Bereich der Schulbausanierung ein schweres Erbe
übernommen, keine Frage. Der Großteil der Wiener Pflichtschulen ist im
vorvergangenen Jahrhundert entstanden, gegen Ende des vorvergangenen
Jahrhunderts, ein wenig auch zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Und da ist
lange Zeit nichts passiert. Das sind Gebäude, die zum Teil zwei Weltkriege
überleben mussten. Das sind Gebäude, die natürlich in der Nachkriegszeit zum
Teil nur notdürftig saniert wurden. Aber die Sozialdemokratie herrscht hier ja
seit, mit kurzer Unterbrechung von etwas mehr als vier Jahren, im Alleingang.
Das heißt, es liegt an Ihnen mit alleiniger
Verantwortung, hier auch dafür Sorge zu tragen, dass die Schulbauten in einem
Zustand sind, der für mitteleuropäische Verhältnisse adäquat ist. Das ist bei
weitem nicht gegeben.
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