Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 136
Träger verantwortlich. Wir finden, das ist eine ausgezeichnete
Lösung.
Was wir aber nicht verstehen, ist, dass trotz
finanzieller Hilfe - und ohne die geht es nicht - die Stadt Wien keinen Zugriff
auf Betten in diesen Anstalten hat. Das heißt, Wien sollte sagen: Ich
ermögliche das, aber ich kann 20 Betten durch eigene Patienten belegen -
aber das wurde bisher, bitte, nicht gemacht. Sogar im Wohnungssektor ist es
üblich, dass bei den frei werdenden Genossenschaftswohnungen 10 Prozent
derjenigen, die zurückgegeben werden, wieder durch die Gemeinde Wien vergeben
werden. Nur hier hat man es augenscheinlich übersehen, vertraglich etwas
festzusetzen, dass man zusätzliche Plätze bekommt.
Es ist daher unsere Forderung an Sie, Frau
Stadträtin, dies bitte bei weiteren Verträgen zu berücksichtigen, dass Wien
auch mehr eigene Patienten oder Klienten unterbringen kann. (Beifall bei der ÖVP.)
Was in Wien noch fehlt, sind Wohn- und
Betreuungsformen für Menschen mit Demenzerkrankungen. Es werden die meisten
oder sehr, sehr viele von ihren Familien zu Hause gepflegt, aber die meisten
Pflegenden sind berufstätig. Das heißt, tagsüber können sie sich um ihre
Angehörigen nicht kümmern, wohl aber am Abend, in der Nacht und am Wochenende.
In Wien - wie ich schon gesagt habe: 1,6 Millionen - gibt es zwei
Demenz-Tageszentren für je zwölf Klienten. Das heißt, 24 Patienten können
so betreut werden, dass die Familie entlastet wird. Aber das ist viel zu wenig,
das geht nicht. Wenn also irgendwelche Projekte angeboten werden, die auch
Private führen, so würde ich sagen: Frau Stadträtin, bitte setzen Sie sich
dafür ein, dass Geld dafür zur Verfügung gestellt wird.
Frau Stadträtin! Die SPÖ hat den Spitalskostenbeitrag
in Wien schnell erhöht, um die Gesundheitsversorgung der Wiener Bevölkerung zu
erhalten und auch auszubauen. Das Erhöhen ist schnell gegangen, nun erweitern
Sie bitte auch schnell das Angebot! In EDV-Anlagen zu finanzieren, rentiert
sich immer. Derzeit ist es zum Beispiel nicht möglich, dass Ärzte von Wiener
Spitälern, die der Gemeinde Wien gehören, Befunde vom AKH abrufen, weil die
beiden Systeme nicht kompatibel sind. Bitte, das ist ja Wahnsinn! Das ist ein
Schwerpunktkrankenhaus, die teuersten Untersuchungen werden dort gemacht, und
man hat keinen Zugriff darauf. Es gibt Doppelbefundungen, und der Patient wird
hin und her geschickt. Das ist etwas, was sich ändern muss. (Beifall bei der
ÖVP.)
Frau Stadträtin! Ich möchte Sie jetzt ganz persönlich
ansprechen, vielleicht hat das dann ein bisschen mehr Gewicht. Sorgen Sie bitte
dafür, dass in Wien das Steuergeld verantwortungsvoll eingesetzt wird und nicht
durch schlechte Grundstücksspekulationen und auch durch Aktienspekulationen
1 Milliarde EUR in den Sand gesetzt wird (GR Godwin Schuster: Das
passiert in Niederösterreich!), die wir für den Sozialbereich so dringend
notwendig haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski: Zum Wort gemeldet ist Frau StRin Landauer. Ich
erteile es ihr.
StRin Karin Landauer: Herr
Vorsitzender! Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich habe jetzt nachgezählt, das ist mein
18. Rechnungsabschluss in diesem Haus. Es ist leider mein letzter, weil
ich nicht mehr kandidieren werde, aber es ist irgendwie immer dasselbe Ritual.
Ich denke mir, ob es jetzt die Regierung ist, die hier mit absoluter Mehrheit
regiert, oder ob es die Opposition ist, jeder von uns, glaube ich - ich sage
das für mich -, will das Beste für den Wiener und für die Wienerin. Manchmal
denke ich mir, das gibt es eigentlich nicht: Im Ausschuss, in einem Beirat oder
sonst wo kommen wir sehr oft auf einen gleichen Nenner; hier herinnen
funktioniert das irgendwie überhaupt nicht.
Aber wie gesagt, ich habe es 18 Jahre nicht geschafft,
dass wir vielleicht in eine Richtung gehen, so wie ich es mir vorgestellt habe,
als ich in die Politik gekommen bin. Ich möchte mir nur erlauben, Ihnen allen,
die Sie im November - oder auch schon im Oktober - wieder hier sein werden,
viel Kraft und sehr viele positive Ideen für die Wienerinnen und Wiener zu
wünschen, und dass es für alle gut weitergeht.
Jetzt möchte ich zum Kapitel Gesundheit etwas sagen.
Herr Generaldirektor Marhold hat das Vier-Augen-Prinzip bei der Morgenarbeit
eingeführt. Als er uns das im Gesundheitsausschuss gesagt hat, habe ich mir
gedacht, das ist eigentlich eine gute Sache. Nur, wenn man dann mit den
Betroffenen spricht, ist es nicht so gut. Das Pflegepersonal ist ohnedies sehr,
sehr strapaziert, und jetzt geht quasi eine Pflegeperson am Morgen zwei Stunden
mit einem Turnusarzt mit und sagt ihm, welche Medikamente oder welche Injektion
der Patient oder die Patientin zu bekommen hat. Ich denke mir, man sollte den
Pflegepersonen nicht diese zwei Pflegestunden stehlen, sondern sich einen neuen
Weg überlegen, weil es ja nicht die Aufgabe einer Pflegeperson sein kann, die
Aufgabe des ausbildenden Arztes zu übernehmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Ein Anliegen, das ich heute habe - ich habe mehrere
Anliegen -, sind die psychisch Kranken. Wir sind stolz darauf - und zu Recht
sind wir stolz darauf -, dass wir kaum mehr psychisch Kranke in Spitälern
anhalten müssen - Gott sei Dank! Dazu gibt es den PSD, dazu gibt es viele
andere Möglichkeiten. Das Problem ist, dass im PSD - wie man jetzt dem sehr
informativen Tätigkeitsbericht entnehmen konnte - die Hausbesuche zum Beispiel
zurückgegangen sind. Ich glaube aber, dass dieses Problem wächst, dass sich nur
immer mehr Menschen nicht wirklich zu ihrer psychischen Erkrankung bekennen.
Ich glaube, das sollten wir erkennen. Da gibt es ein ganz
tolles Modell im Kuratorium Wiener Pensionistenwohnhäuser, wobei vorwiegend
SozialarbeiterInnen versuchen, mit den Bewohnerinnen und Bewohnern in
Gesprächen zu entdecken, ob es da möglicherweise ein Defizit gibt, und dann die
Menschen aufzufangen. Ich denke mir, man sollte einfach damit beginnen, die
Psychiatriereform noch einmal im Ganzen zu überdenken, weil das eine Krankheit
ist, die im Steigen begriffen ist. Frau Kollegin Jerusalem hat schon gesagt, es
sind so
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