Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 136
Projektgruppe gibt, die eine Neustrukturierung der geriatrischen Versorgung jetzt vorstellen wird, nämlich endlich eine Entmischung jener Gruppen, die zu Unrecht in gleichen Einrichtungen betreut werden. Wir wollen, dass dieser Bericht der Projektgruppe in der nächsten Sitzung der Geriatriekommission vorgestellt und dann im Gemeinderat diskutiert wird.
Ich habe noch 13 Sekunden. Das reicht, diese
Anträge einzubringen und Sie zu ersuchen, all diesen Anträgen zuzustimmen. Es
wäre zum Wohle der Stadt und zum Wohle der Gesundheit der Menschen. - Danke
schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: So,
Frau GRin Korosec, bitte.
GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Der Herr Vizebürgermeister ist nicht mehr da, aber
ich nehme an, er wird es hören oder Sie werden es ihm ausrichten. Er hat
gemeint, man soll in Vorwahlzeiten auch seriös diskutieren und hat unter
anderem die Rezeptgebühr angezogen und hat gemeint, sie sei ja schon wieder
erhöht worden. Stimmt, sie ist um 10 Cent erhöht worden, das sind
2 Prozent, das ist die Inflationsrate. Ich möchte aber schon daran
erinnern, dass die Rezeptgebühr unter sozialdemokratischen Sozialministern
eingeführt wurde. Ich möchte zum Beispiel erwähnen, dass unter dem
Sozialminister Hums, den ich übrigens persönlich fachlich sehr geschätzt habe,
die Rezeptgebühr von 35 ATS - das war 1996 - auf 42 ATS, also um
20 Prozent angehoben wurde. Und ich nehme an, es ist dem Herrn
Vizebürgermeister auch nicht entgangen, dass selbstverständlich für
Kleinrentner, für Kleinstverdiener, für chronisch Kranke die Rezeptgebühr nicht
eingehoben wird.
Dann hat der Herr Vizebürgermeister auch gemeint, er
hat überhaupt nicht gehört, was der Bund für Wien tut. Also hat er nicht
zugehört, weil der Klubobmann Dr Tschirf hat eine Reihe von Maßnahmen
angeführt. Erlauben Sie mir vielleicht nur zu sagen: Die Stadt Wien wird zur
Hälfte vom Bund finanziert! Ich nehme an, das sollte genügen. (Beifall bei
der ÖVP.)
Frau Präsidentin Stubenvoll hat heute darüber
gesprochen, dass die Sozialhilfe explodiert ist. Ja, da stimme ich ihr zu. Sie
hat gemeint, da fehlt die Arbeitsmarktpolitik. Da stimme ich ihr auch zu.
Allerdings stimme ich ihr nicht bei dem Florianiprinzip zu, das sie angeführt
hat, nämlich die schlechte Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung. Nein, das
ist das Scheitern der Beschäftigungspolitik in dieser Stadt! Das ist ein
hausgemachtes Versagen der SPÖ-Beschäftigungspolitik in Wien. (Beifall bei
der ÖVP.)
Das ist ein Versagen der Wirtschaftspolitik in Wien.
Die Ziffern sprechen für sich: 0,6 Prozent Wirtschaftswachstum, im Bund
haben wir 2 Prozent und es ist heute schon angeführt worden, es gibt
Länder, die das sechsfache Wirtschaftswachstum haben. Also das ist die
Angelegenheit von Wien und da hat Wien eindeutig versagt! (Beifall bei der
ÖVP.) Und Sie hängen sich ja auch bei jeder Gelegenheit das soziale Mäntelchen
um. Es wurde heute schon angeführt, auch von anderen Oppositionsparteien:
Bitte, nach wie vor ist es so, dass der niedrigste Richtsatz der Sozialhilfe in
Wien ist und das, meine Damen und Herren, ist auch ein Skandal! (Beifall bei
der ÖVP.)
Zur Gesundheitspolitik: Ich möchte mich vorerst
einmal bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Spitälern und
Pflegeheimen für die geleistete Arbeit bedanken. Ich habe gerade in den letzten
Monaten aus persönlichen Gründen sehr viel mit diesen Stellen zu tun gehabt und
habe einen sehr großen Einblick bekommen. Ich habe viele Schwachstellen gesehen
und über das wird zu diskutieren sein. Aber eines kann ich uneingeschränkt
sagen: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowohl in Spitälern als auch in
Pflegeheimen bemühen sich außerordentlich darum, die Kranken, die Alten, die
Pflegebedürftigen bestens zu versorgen und das teilweise unter äußerst
schwierigen Bedingungen und dafür herzlichen Dank! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich danke aber auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
der ambulanten Organisationen, die tagtäglich auch für Menschen da sind, die
eben diese Dienste brauchen und die vielleicht auch ein bisschen Sonnenschein
in den grauen Alltag dieser Menschen bringen. Auch dafür herzlichen Dank.
Ich habe mich in den letzten
Monaten relativ intensiv mit Gesundheitspolitik beschäftigt. Das hat Vor- und
Nachteile. Der Nachteil ist, dass man relativ viel lesen muss und dass man
natürlich auch sehr weit in die Vergangenheit zurückgehen muss. Auf der anderen
Seite hat es natürlich den Vorteil, dass man auf vieles draufkommt und dass man
vor allem eines feststellt: Es wiederholt sich alles. Zusagen werden von der
Mehrheitsfraktion in diesem Haus gemacht, aber sie werden nicht eingehalten.
Meine Damen und Herren der Sozialdemokratischen Fraktion, Sie haben eindeutig
blinde Flecken beim Problemlösen überall dort, wo Sie es problemlos könnten,
denn Sie haben die absolute Mehrheit, Sie brauchen keine Zustimmung, von
niemandem von uns und trotzdem: Es geht nichts weiter und warum? Einerseits
verstehen Sie offenbar nicht oder wollen Sie die Sorgen und Nöte der Menschen
nicht erkennen und auf der anderen Seite sind Sie zu arrogant, sinnvolle
Lösungsansätze der Opposition aufzugreifen, denn Sie brauchen nur in den Protokollen
nachzulesen, dass Sie zum Beispiel jahrzehntelang Anträge der Wiener ÖVP gerade
im Pflegebereich niedergestimmt haben. Sie haben nicht nur niedergestimmt, Sie
haben sich auch 20, 30 Jahre darüber lustig gemacht, wenn die Wiener ÖVP
gesagt hat, ältere Mitbürger soll man so lange wie nur irgendwie möglich in
ihren Wohnungen belassen und dass damit Finanzmittel besser eingesetzt werden
können, als die älteren Bürger in Pflegezimmer zu pferchen. Sie haben es nicht
geglaubt! Jetzt endlich nach Jahrzehnten - und bitte denken Sie daran, wie
viele Menschen unter dieser Situation gelitten haben und wie viele heute noch
leiden - haben Sie ÖVP-Gedanken, aber auch Gedanken der anderen
Oppositionsparteien
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