Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 136
jüngste Demokratiepaket mit der Wahlaltersenkung auf 16 Jahre, Verstärkung des Vorzugsstimmenwahlrechtes unter Ausweitung der Bürgermitbestimmung in den Bezirken durch die Agenda 21, Einrichtung des Gürtelbeirates, zuletzt auch Mediationsverfahren im Zusammenhang mit den Flugbewegungen - was ja die ÖVP nicht unterschrieben hat - sowie Umgestaltung der Bezirksämter in bürgerfreundliche Serviceeinrichtungen ist, glaube ich, auch ein wichtiger weiterer Schritt zur Demokratisierung.
Wir haben auch für die Grundversorgung in unserer
Stadt gesorgt, damit alle, die zu uns kommen, eine besondere Unterstützung
bekommen.
Das sind weitere Beispiele für die von humanistischen
Idealen getragene Politik der Wiener SPÖ.
Wir fordern den Bundeskanzler Schüssel auf, sich den Wählerinnen
und Wählern zu stellen, denn ein Kurswechsel ist mehr als notwendig. Wien wird
sich den Wahlen stellen. Die Wienerinnen und Wiener werden entscheiden, ob sie
Zukunftschancen, Sicherheit und Lebensqualität wählen oder ob sie eine Zukunft
wählen, in der es eine Politik gegen die kleinen Leute, die Pensionisten, die
Frauen und die Jugend gibt. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski:
Zur allgemeinen Beratung des Rechnungsabschlusses liegt mir keine Wortmeldung mehr
vor. Daher ist die Verhandlung über diesen Tagesordnungspunkt geschlossen.
Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe
Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke.
Ich möchte erwähnen, dass die Präsidialkonferenz für
diese Spezialdebatte und alle weiteren vereinbart hat, dass der Erstredner
beziehungsweise die Erstrednerin jeder Partei 25 Minuten und alle weiteren
Redner und Rednerinnen jeder Partei 15 Minuten zur Verfügung haben.
Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl Ing Margulies. Ich
erteile es ihm.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Bevor wir zur Geschäftsgruppe kommen, noch eine kurze
Bemerkung zur Bank Austria und vor allem zur Rolle der ÖVP (GR Dr Matthias
Tschirf: Ja?), und zwar wirklich ganz höflich. Das sage ich jetzt wirklich
ganz höflich dazu. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
1996 war die ÖVP nicht in Wien in der Regierung, und
die ÖVP war nicht in der Bundesregierung. (GR Robert Parzer: Es geht ja
nicht um das!) Na gut, anders: Die ÖVP war tatsächlich in beiden
Regierungen und versucht uns die ganze Zeit zu erklären, dass sie nichts damit
zu tun gehabt hat. (GR Robert Parzer: Wir haben dagegen gestimmt!) Ich
verstehe eines (GR Dr Matthias Tschirf:
Wir haben dagegen gestimmt!): Es hat die ÖVP wirklich ins Mark getroffen,
dass die rote Bank Austria die Creditanstalt bekommen hat, und nicht vielleicht
die Erste. (GR Robert Parzer: Nein!) Aber trotzdem erinnert mich die
Diskussion an eine Art Kindesweglegung. (GR Robert Parzer: Überhaupt nicht!)
Ich sitze in den wesentlichsten Regierungen dieser Republik, wo das meiste Geld
daheim ist, wo die meiste Macht daheim ist, und bin machtlos. (GR Robert
Parzer: Stimmt ja nicht!)
Das ist das, wo ich mir wirklich denke, es wird die
ÖVP nach 10°Jahren Oppositionspolitik auf Bundesebene am Ende sogar sagen: Wir
waren 50 Jahre noch nie in der Bundesregierung, weil sich Wolfgang
Schüssel nicht einmal mehr an die Zeit erinnern kann, als er tatsächlich
Bundeskanzler war. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Wenn ich mir das so
überlege, war die ÖVP nie irgendwo dabei, sie hat nie irgendetwas gemacht. (GR
Dr Matthias Tschirf: Das ist falsch!) Ich denke, das wird die
Öffentlichkeit und jeder für sich sowieso beurteilen können, ob die ÖVP dabei
war oder ob sie einfach schwach war (GR
Dr Matthias Tschirf: Nein!), obwohl sie an den zentralen Schalthebeln der
Republik gesessen ist, und trotzdem hat sie gegen diese Übermacht der Sozialdemokratie
nichts ausrichten können. (GR Dr Matthias Tschirf: Deshalb haben wir ja...!)
Vielleicht noch kurz ein Ausblick auf die Wiener
Gemeinderatswahlen, weil ich schon gehört habe, dass Johannes Hahn gesagt hat,
er würde sehr wohl als Koalitionspartner für die Sozialdemokratie zur Verfügung
stehen: Es ist uns ja in dieser Periode ein paar Mal gesagt worden (Zwischenruf
von GR Heinz Hufnagl), ihr wart eigentlich von 1996 bis 2001 nicht dabei,
ihr habt von 1996 bis 2001 überhaupt keinen Einfluss gehabt. In dem Sinn schon
klipp und klar eine Ansage. Wenn man Wien verändern will, wenn man Wien
verbessern will, weil es einfach Sachen gibt, die die Sozialdemokratie noch
nicht so wirklich gut kann, dann darf man es nicht mit der ÖVP versuchen, weil
die ja sowieso nicht dabei ist, selbst wenn sie in der Regierung sitzt, sondern
dann bleiben tatsächlich nur die GRÜNEN übrig! (Beifall bei den GRÜNEN. -
Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Aber jetzt zurück zum Jahresbericht, insbesondere der
Wirtschaftsförderung (GR Robert Parzer: Sie vergleichen Äpfel mit Birnen!):
Ich habe das im Wiener Wirtschaftsförderungsfonds auch schon einmal dargelegt,
indem ich die unterschiedlichsten Fördermaßnahmen verglichen habe und auch
dargestellt habe, welchen Hebel sie im Bereich der Investitionen auslösen. Es
ist faszinierend, wenn man unter dem Bereich Innovation und Technologie die
ZIT-Calls und noch ein paar andere Sachen einmal weglässt, sich nur die
Innovations- und Technologieförderung, die im Bereich des
Wirtschaftsförderungsfonds mit 2,9 Millionen EUR angeführt ist,
ansieht und erkennt, dass diese Förderungen ungefähr das Dreizehnfache an
Investitionsvolumen auslösen.
Dann
vergleicht man das mit der Nahversorgungsaktion oder mit der
Strukturverbesserungsaktion, und da kommt man immer noch auf einen Hebel von
10,6 oder 8,8. Aber dann vergleicht man es umgekehrt mit einem der größten
Brocken in der Wirtschaftsförderung, selbst in der Wirtschaftsförderung vom
Wirtschaftsförderungsfonds, nämlich der Parkgaragenförderung, einer hoch
innovativen Fördermaßnahme, im Wirtschaftsförderungsfonds immer noch mit 3,2 Millionen EUR
gefördert: Diese liefert einen Investitionshebel von nicht einmal dem
Sechsfachen. Während die Innovations- und
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