Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 136
(Beginn um 9.00 Uhr.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich darf Sie am heutigen Montagmorgen, dem
27. Juni, recht herzlich begrüßen. Wir haben die 57. Sitzung und ich
darf sie für eröffnet erklären.
Ich darf nach meinem Wissensstand bekannt geben, dass
alle irgendwie da sein sollten. Ich habe keine Entschuldigung, wo immer sie
auch zur Stunde sein mögen.
Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen,
gebe ich gemäß § 15 Abs 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von den
GRÜNEN sieben Anfragen eingelangt sind. Ich gebe weiters bekannt, dass vom Klub
der Wiener Freiheitlichen vier Anträge eingelangt sind. Diese werden den
Fraktionen entsprechend bekannt gegeben und die Zuweisungen erfolgen wie
beantragt.
Die Postnummer 1 der Tagesordnung betrifft den
Rechnungsabschluss der Bundeshauptstadt Wien für das Jahr 2004.
Für die Beratung und Erledigung des Abschlusses
schlage ich folgende Vorgangsweise vor:
Nach einem einleitenden Referat von Herrn VBgm Dr
Rieder folgt die allgemeine Beratung des Rechnungsabschlusses und im Anschluss
daran die Debatte über die Geschäftsgruppe FiWi und Wiener Stadtwerke.
Voraussichtlich morgen wird nach den Abschlussworten des Berichterstatters über
die Anträge zum Rechnungsabschluss und zum Inventar abgestimmt werden.
Ich gehe davon aus, dass damit alle einverstanden
sind.
Ich ersuche nun den Herrn Vizebürgermeister, die
Verhandlungen über die Postnummer 1, den Rechnungsabschluss 2004,
einzuleiten.
Berichterstatter VBgm Dr Sepp Rieder:
Herr Vorsitzender! Herr Bürgermeister! Werte Mitglieder des Wiener
Gemeinderats!
2004 war für die Bundesländer, Städte und Gemeinden
kein einfaches Finanzjahr und auch die kommenden Jahre werden um nichts
leichter sein, weil die Steuerreformen der Bundesregierung schon gar nichts zum
Konjunkturaufschwung und zum Wirtschaftswachstum beigetragen haben und viele
mundvollen Ankündigungen etwa auch des Finanzministers haben sich in Luft
aufgelöst. Im Gegenteil, der Juni-Bericht des Wirtschaftsforschungsinstituts
kündigt eine Konjunktureintrübung an. Nachdem eigentlich schon die
Inlandsnachfrage sehr ungünstig war, zeichnet sich jetzt auch ein Einbruch bei
den Exporten ab. So wie ursprünglich von diesem Konjunkturelement eine Reihe
von Bundesländern profitiert haben, so werden sie dieses jetzt auch verlieren.
Die Bundesländer, Städte und Gemeinden haben 2004 und
auch 2005 nicht die Möglichkeit des Bundes gehabt, für den Ausfall der Steuerreformen
durch eigene Steuererhöhungen – ich erinnere an die Erhöhung der
Mineralölsteuer, Einführung der Kohlenabgabe – eine Gegenfinanzierung
aufzustellen. Ein bisschen eine Entlastung hat immerhin das Ergebnis des
Finanzausgleichs gebracht.
Trotz dieser kurz geschilderten, nicht einfachen
Rahmenbedingungen haben wir die Finanzen der Stadt stabil gehalten. Wir haben
keine neuen Schulden gemacht. Wir haben unser Plansoll des Stabilitätspakts
voll erfüllt. Wenn man es über die gesamte Periode des
Stabilitätspakts 2001 bis 2004 rechnet, so haben wir dem Finanzminister
immerhin 1,3 Milliarden abgeliefert. Die Pro-Kopf-Verschuldung der
Wienerinnen und Wiener durch die Stadt liegt bei knapp 1 000 EUR.
Wenn ich es mit der Pro-Kopf-Verschuldung der Österreicherinnen und
Österreicher durch die Bundesregierung mit über 16 874 EUR
vergleiche, dann stehen wir ziemlich – ja, man kann das durchaus sagen -
hochweiß da. Wir sind wahrscheinlich überhaupt die europäische Großstadt
mit der niedrigsten Pro-Kopf-Verschuldung, zumindest gehören wir hier
sicherlich ins Spitzenfeld.
Was aber das Wichtigste ist, so haben wir unsere
Aufgaben der Daseinsvorsorge und der Leistungen den Wienerinnen und Wienern
gegenüber voll erfüllt. Es mag schon sein, dass wir nicht in allen Bereichen,
nicht überall, alle Wünsche nach mehr oder nach zusätzlichen Leistungen
erfüllen konnten. Es ist sicherlich das Privileg der Opposition, mehr zu
fordern, ohne sagen zu müssen, woher man dafür das Geld nimmt und ich räume der
Wiener Opposition ein, dass sie von diesem Privileg ausgiebig Gebrauch gemacht
hat. Aber jedenfalls haben wir weder substanzielle Leistungskürzungen noch
Standardabsenkungen bewirken müssen und es hat keinen Stillstand gegeben,
sondern Fortschritt. Es gibt kein Ressort der Stadt, in dem es nicht zu
weiteren Verbesserungen und zu Reformen gekommen ist.
Allerdings, auch das muss gesagt werden, haben wir
die Wienerinnen und Wiener nicht vor allen Leistungskürzungen schützen können,
die die Bundesregierung zu verantworten hat. So konnten nicht alle der
geplanten Postämterschließungen verhindert werden, auch wenn Wien im Vergleich
zu anderen Bundesländern recht gut abgeschlossen hat. Und es stellt sich, meine
sehr geehrten Damen und Herren von der BZÖ, die Frage, wo beispielsweise der
BZÖ-Chef, der Vizekanzler mit Ablaufdatum Gorbach, in dieser Frage gewesen ist.
Wir haben uns auch nicht so aus der Verantwortung
geschlichen, indem wir die Verantwortung auf andere überwälzt haben. Wie das
geht, das haben der Bund und die Bundesregierung nicht nur ein Mal, sondern
x-Mal vorexerziert. Immer wieder, auch im Jahre 2004, sind den
Bundesländern, den Städten und Gemeinden zusätzliche Aufgaben aufgebürdet
worden, ohne dass ihnen dafür die notwendigen Finanzmittel zur Verfügung gestellt
worden sind. Ein Paradebeispiel aus jüngster Zeit ist beispielsweise das Thema
der schulischen Nachbetreuung. Ich kann mich noch erinnern und viele, die am
Österreichischen Städtetag in Salzburg gewesen sind, wissen das genauso gut wie
ich, welche Empörung hier bei den Bürgermeistern über das Angebot der
Bundesministerin Gehrer geherrscht hat, das mit wirklichen Spottmitteln
auffangen zu wollen. Ich denke, dass eigentlich damit eine sehr gute Überlegung
in den Boden gefahren wird.
Wir haben die Investitionspolitik
auch 2004
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