Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 85
Elektrizitätswirtschaft - und zwar von der Bundeswettbewerbsbehörde, wir meinen hier den ersten Zwischenbericht - hat Wien Energie den Energiepreis im November 2004 um mehr als 23 Prozent erhöht. Die Rede ist hier von Preiserhöhungen bei einem angenommenen Gesamtverbrauch von 3 500 Kilowattstunden pro Jahr.
Ein Preisvergleich zwischen der Wien Energie und dem
günstigsten Anbieter vom Februar 2005 - nachzulesen im zweiten
Zwischenbericht der Bundeswettbewerbsbehörde - hat ergeben, dass bei einem
Wechsel von Wien Energie zum günstigsten Anbieter Strompreiseinsparungen in der
Höhe von 12 Prozent möglich sind - von sage und schreibe 12 Prozent
möglich sind! Wie wir wissen, wechseln nur die wenigsten, und daher zahlen alle
einen entsprechend hohen Gas- und Strompreis.
Die vorliegenden Zahlen unterlegen daher, dass für
Energieversorger der Stadt Wien genügend Spielraum für Preisreduktionen
vorhanden ist. Wir stellen deshalb den Beschlussantrag:
„Der Gemeinderat der Stadt Wien fordert die
Verantwortlichen der WIENSTROM GmbH und der WIENGAS GmbH auf, die
erforderlichen Schritte zu setzen, sodass der Strompreis und der Gaspreis noch
in diesem Jahr um 20 Prozent reduziert werden können.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
dieses Antrages beantragt."
Darum geht es uns: Wir wollen runter mit den Gas- und
Strompreisen in Wien. Ein politisches Bekenntnis ist erforderlich. Sie haben
die Gelegenheit dazu! (Beifall beim BZW.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Dr Aigner. - Bitte.
GR Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Vorweg gleich das Bekenntnis, dass sich natürlich
auch die ÖVP zur aktiven Arbeitsmarktpolitik im umfassenden Sinn bekennt.
Arbeitsmarktpolitik hat sehr viele Facetten. Es sind die Rahmenbedingungen so
zu schaffen, dass uns Arbeitsplätze zufliegen, dass sie erarbeitet werden und
dass sie uns nicht davonlaufen. Einen wesentlichen Beitrag dazu hat die
Bundesregierung mit ihrer standortsichernden Steuerreform geleistet. Nun ist es
die Frage: Was tut die Gemeinde Wien dazu, den statistisch auch nachweisbaren
Verlust an Arbeitsplätzen in Wien hintanzuhalten? Und da glauben wir, Versäumnisse
entdecken zu können.
Der Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds ist von
uns immer unterstützt worden und wird es auch in Hinkunft werden. Wir möchten
nur hinterfragen, warum auf einmal 2 Millionen EUR mehr an
Basissubvention an den WAFF gegeben werden. Der Verdacht liegt für uns nahe,
dass es darum geht, in relativ enger zeitlicher Nähe zu einem herannahenden
Wahltermin noch möglichst viele Arbeitslose in Schulungsmaßnahmen zu stecken,
dadurch die Arbeitslosenstatistik zu frisieren und an sich am Kernproblem, der
mangelnden Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Wien, nichts zu ändern.
Deshalb werden wir diesmal dieser Erhöhung der Dotation unsere Zustimmung
verweigern.
Was uns wichtig ist, ist eine höhere Transparenz im
Bereich des WAFF. Der WAFF hat bereits ein Firmenimperium mit Töchtern
aufgebaut, wer weiß, ob nicht in Bälde auch Enkeltöchter dazukommen. Es ist ein
Dschungel an verschiedenen Schulungsmaßnahmen, der ja leise, aber doch auch in
der Kontrollamtskritik hervorkommt. Der Kontrollamtsbericht ist natürlich
insofern wieder ein Kunststück, weil auf so vielen Seiten in so wohlgesetzten
Worten eigentlich zum Ausdruck zu bringen, dass ohnehin alles in Ordnung ist,
fast schon wieder ein Kunststück ist. Aber an der einen oder anderen Stelle
kommt doch auch im Kontrollamtsbericht, der letztes Jahr behandelt worden ist,
Kritik zutage.
Worum es uns geht, ist mehr Transparenz und mehr
Effizienz. Es geht nicht darum, Arbeitslose in irgendwelche Schulungen
hineinzustecken, sondern darum, individuell maßgeschneiderte Schulungsprogramme
herbeizuführen.
Wichtig ist auch, dass in Hinkunft die
Doppelgleisigkeiten zwischen WAFF und Arbeitsmarktservice der Vergangenheit
angehören. Es ist nicht sonderlich sinnvoll, dass Jobfinder und Jobhunter sich
bei den Firmen, die Arbeitsplätze zur Verfügung haben, die Türklinke in die
Hand geben, dass die eine Hand nicht weiß, was die andere Hand tut. So etwas
kommt leider Gottes nur allzu oft vor, und auch das sind Dinge, die
letztendlich die Allgemeinheit mit ihren Beiträgen zu bezahlen hat. (GR
Godwin Schuster: Irrtum, Herr Doktor! Das ist genau koordiniert!) Es sind
ja nicht nur die 11 Millionen EUR, die der WAFF hier von der
Gemeindeebene bekommt, es kommen noch sehr viele Millionen aus dem
territorialen Beschäftigungspakt und aus EU-Förderungsmitteln hinzu.
Was uns wichtig ist, ist auch eine Erfolgskontrolle:
Welche Erfolgswahrscheinlichkeiten haben die Schulungsmaßnahmen? Was passiert
mit den Arbeitslosen nach Absolvierung der Schulungen? Da sind uns die Unterlagen
einfach zu dünn.
Die einzig gesicherten Arbeitsplätze, die der WAFF
geschaffen hat, sind die im eigenen Imperium, da ist die Zahl der Arbeitsplätze
in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. Und solange man auch Geld hat, um
das eigenen 10-Jahres-Jubiläum - zwar jetzt in bescheidenerem Rahmen, aber doch
- zu feiern, solange ist, glaube ich, die Mittelverwendung nicht unbedingt
optimal zu nennen.
Das heißt: Ja zu einer aktiven Arbeitsmarktpolitik,
nein aber dazu, jetzt kurzfristig in Form eines Aktionismus mehr Geld in
Schulungen zu stecken, um die Arbeitslosenzahlen künstlich niedrig zu halten.
Was wir brauchen, sind nicht mehr Arbeitslose in Schulungen, sondern was wir
brauchen, sind mehr Arbeitsplätze. Das sollte unser aller gemeinsames Anliegen
sein, in diesem Rahmen hat natürlich auch der WAFF eine wichtige Rolle gespielt
und wird sie hoffentlich auch in Hinkunft in effizienterer Weise spielen
können. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Nächster Redner ist Herr GR Scheed. - Bitte.
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