Gemeinderat,
54. Sitzung vom 01.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 67
Konsumentinnen und Konsumenten von Cannabis zu entkriminalisieren. Das ist vollkommen klar. Und dass Entkriminalisierung in dem Fall mit Sicherheit eine Legalisierung bedeutet, das sage ich gleich dazu, da brauchen wir uns darüber nicht zu streiten. Das ist unsere Meinung, denn wir sind der Ansicht, dass man nur so die Märkte trennen kann. Und wenn vorhin der Herr Abg Strache auf ein Problem, das nämlich tatsächlich aus dem Bericht des Innenministeriums hervorgeht, eingegangen ist, so kann ich ihn da in diesem Punkt nur bestärken. Es besteht die Gefahr, dass die Märkte wieder zunehmend verquickt werden, wie man das tatsächlich da in dem Park beim Votivpark oder auch am Schwedenplatz festgestellt hat, dass wieder aus einer Hand Heroin, Kokain und Cannabis verkauft werden. Das ist tatsächlich eine Gefahr für Jugendliche, denn man kann sichergehen, dass ein Dealer ja im Grunde genommen nichts anderes ist als ein Kaufmann, ein Händler halt, ein verbrecherischer, aber auch er wird versuchen, das zu verkaufen, wo er die höhere Gewinnspanne hat und auch er wird versuchen, Käufer an sich zu binden. Das heißt, ich bin dafür, dass die Märkte getrennt werden und zwar ganz eindeutig mit einer klaren Trennlinie und dass man endlich aufhört, die jungen Menschen und auch die älteren Menschen, die Cannabis konsumieren, zu kriminalisieren und zu verurteilen.
Meine Damen und Herren, im Übrigen, weil Sie die
Niederlande erwähnt haben, na ja die Städte... (GR Günther Barnet: Das war
die ÖVP!)) Nein, nein, die ÖVP war noch nicht dran, das haben wir noch vor
uns. Das ist auch noch was, wo man viel Geduld aufbringen muss, zumindest ich
von meiner Seite. In den Niederlanden ist es so, dass die Städte bei dieser
Rückwendung und bei dieser neuen repressiven Linie nicht mitgehen werden. Also
in Amsterdam geht das sicher nicht durch und ich möchte... (GRin Mag
Heidemarie Unterreiner: Aber es hat nicht funktioniert!) Weil Sie sagen,
das hat nicht funktioniert (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Es hat auch
nicht funktioniert!): Es ist erwiesen und auch das stellen wir Ihnen gerne
zur Verfügung, dass es gerade in Amsterdam und in den Niederlanden das
geringste Ausmaß an problematischem Drogenkonsum gibt. Das heißt, die haben mit
ihrer Drogenpolitik einen großen Erfolg zu verzeichnen. Auch das ist nicht
wegzuleugnen, auch das kann man beweisen und auch damit sollte man sich
auseinander setzen, denn man sieht (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Und
gibt es jetzt weniger? Gibt es weniger?), es gibt neben diesem repressiven
Weg, den Sie vorschlagen - und ich halte Ihnen zugute, dass Sie möglicherweise
wirklich glauben, damit etwas erreichen zu können -, noch einen zweiten Weg,
der lautet: Entkriminalisierung und immer schauen, dass man die Probleme vor
Ort auf eine sachliche Art und Weise in den Griff bekommt und nicht auf
rechtspopulistische Art und Weise. Das ist ein zweiter Weg, den wir vorschlagen
und den wir haben wollen.
Vielleicht abschließend noch eines: Wir sind nicht der
Meinung, dass der Drogenkoordinator der Stadt Wien Michael Dressel entlassen
werden soll. Wir sind der Meinung, dass er weiterarbeiten soll. Wir wissen,
dass er im Auftrag der Stadträtin zu arbeiten hat und nicht alleine irgendeinen
Weg gehen kann und daher auch nicht gehen soll. Wir erwarten uns daher von
StRin Brauner zumindest nach der nächsten Wien-Wahl die nächsten
drogenpolitischen Schritte, die nächsten innovativen Schritte in Sachen
Drogenpolitik und das heißt für uns Konsumraum und das heißt für uns auch die
Überlegung, wie drogenkranke Menschen anders als über den Schwarzmarkt zu
Heroin kommen können und zwar über Ärzte. Alle diese Überlegungen sollten nach
der Wahl ernsthaft in Angriff genommen werden. – Danke schön. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Dr Ulm
GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr
verehrten Damen und Herren!
Nach der Polemik, die wir jetzt zwischen Grün und
Blau gehört haben, würde ich ganz gerne ein bissel eine sachlichere Debatte in
diesem Raum beginnen, noch dazu, wo die Tage gestern und vorgestern wirklich
wichtige Tage für diese Stadt waren. (GR Godwin Schuster: Wenn der Strasser
nicht alles blockiert hätte, dann wäre das schon früher passiert!) Ich
glaube, gute Tage für die ÖVP- Wien, vor allem gute Tage für die Stadt Wien und
wie ich auch glaube, gute Tage für die SPÖ in Wien, weil man sich, wie ich
sagen möchte, zu einem Paradigmenwechsel in der Sicherheitspolitik durchringen
konnte. Das ist, glaube ich, sehr wichtig. Mich freut es ja, dass es jetzt so
weit ist, dass in dieser wichtigen Sicherheitsfrage Bund und Stadt an einem
Strick ziehen. Ich glaube, die Stadt hat es sich verdient und die Wienerinnen
und Wiener haben es sich verdient. (Beifall bei der ÖVP. – GR Godwin
Schuster: Es wurde immer abgelehnt. Das ist halt leider so.)
Ich würde sagen, mit diesem Konzept, das da
präsentiert worden ist - manche nennen es rot-schwarzes Sicherheitspaket,
manche sagen rot-schwarze Seilschaften, andere sagen Sicherheitspaket
Bund-Stadt, wie auch immer, wichtig ist, dass es jetzt diese sachliche
Zusammenarbeit gibt, denn das wollen die Bürger dieser Stadt.
Als Vertreter der Oppositionspartei ÖVP freue ich
mich, dass in etwa, sage ich einmal, vielleicht 30 Prozent unserer
Forderungen in diesem Zusammenhang verwirklicht worden sind. Vielleicht sind es
ein paar Prozentpunkte weniger, vielleicht sind es aber auch ein paar
Prozentpunkte mehr. Was mich freut, ist, dass kommunale Kriminalprävention in
dieser Stadt einen Stellenwert bekommen hat. Da schrecke ich als
Oppositionspolitiker auch nicht davor zurück, einmal dem Bürgermeister und
seiner Partei ein Lob auszusprechen.
Was die Überwachung der
U-Bahn-Stationen mit Bildaufzeichnungen betrifft, hat die ÖVP Wien diese
Forderung seit Jahren erhoben. Ich weiß genau, wann sich der Bürgermeister das
erste Mal dieser Forderung angeschlossen hat. Es war im Radio Arabella am
28. März 2004. Es ist vielleicht ganz interessant, dass
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