Gemeinderat,
52. Sitzung vom 27.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 68
umgeht.
Für Stunden des Bedenkens und der
Besinnung im Gedankenjahr 2005 darf daher kein Platz sein für
parteipolitisches Hickhack. Zeigen Sie als Mehrheitsfraktion, dass Sie diese
Möglichkeit als Chance mit der von Ihnen immer wieder zitierten Demut nützen
werden. Wir werden daher diesem Akt in der genannten Form als Chance für diese
Stadt zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als nächste Rednerin
zum Wort gemeldet ist Frau GRin Schmalenberg.
GRin Mag Heidrun Schmalenberg (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Als Freiheitliche liegt mir eine
ehrliche und objektive Aufarbeitung der Geschichte ganz besonders am Herzen und
ich finde, dass Feierlichkeiten im Zusammenhang mit den Jubiläen 60 Jahre
zweite Republik und 50 Jahre Unterzeichnung des Staatsvertrages angebracht
und auch notwendig sind. Ich glaube, dass eine Auseinandersetzung mit der
Vergangenheit hilft, auch an die Geschichte zu erinnern und dass es auch hilft,
immer wieder neue Entdeckungen zu machen.
Und ganz besonders wichtig finde ich
einen Gedankenaustausch zwischen der jüngeren Generation, die diese Zeit nicht
miterlebt hat und der älteren Generation. Diese Kommunikation zwischen den
Generationen hat sich bewährt, durch diesen Erfahrungsaustausch entsteht
Sensibilität und Bewusstsein, und das ist für unsere Stadt und für unsere
Jugend ganz besonders wichtig. Es ist daher mehr als legitim, dass die Stadt
Wien auch dieser Ereignisse gedenkt, genauso wie in ganz Österreich gedacht
wird, in anderen Bundesländern auch.
Soweit so gut, wir würden gerne aus
den genannten Überlegungen diesem Aktenstück unsere Zustimmung geben, wenn da
nicht die Art und Weise wäre, mit der Sie uns dieses Vorhaben präsentieren. Die
Art und Weise, wie Sie uns dieses Vorhaben präsentieren, gibt uns keine
Garantie, dass es sich allein um eine objektive Auseinandersetzung mit den
Ereignissen in der Geschichte handelt, sondern die Information, die wir
erhalten, ist äußerst dürftig und mager. Und wenn ich mir das Aktenstück
ansehe, dann sehe ich als Erstes, dass es sich um eine überplanmäßige Ausgabe
handelt, eine Ausgabe von immerhin 4,7 Millionen EUR, überplanmäßig.
Es liegt die Vermutung nahe, dass Sie irgendwie keinen Plan haben, denn ich
frage mich schon, wenn Sie uns im Jänner eine Überschreitung vorlegen, ob Sie,
wo wir doch im November ein Budget beschlossen haben, zu diesem Zeitpunkt noch
nicht gewusst haben, dass im Jahr 2005, im bevorstehenden Jahr, zwei so
wichtige Jubiläen anstehen. Denn wenn das der Fall ist, dann ist das, was wir
hier in der Hand haben, eine Blitzaktion und ich muss mir auch ernstlich
Gedanken um die inhaltlichen Bestandteile machen. Wenn Sie es schon früher
gewusst haben, was ich annehme, dann verstehe ich nicht, warum Sie die Ausgaben
nicht im Budgetvoranschlag für das Jahr 2005 veranschlagt haben.
Aber lassen wir die formalen Dinge
beiseite. Wenn wir uns den Inhalt des Aktenstückes anschauen, dann ist das, was
uns hier vorliegt, äußerst mager und dürftig.
Als kleines Detail am Rande. Hier
steht: Das Kriegsende 1955 und die Unterzeichnung des Staatsvertrages war der
Beginn der Entwicklung, und so weiter. Es ist schon so, dass das
Kriegsende 1945 war und nicht 1955. Und vielleicht sollte der Verfasser
dieses Aktenstückes eine Nachhilfestunde in Geschichte nehmen. Wenn ich mir
denke, dass auf diesem Schriftstück zahlreiche Videnden, dass zahlreiche Unterschriften
auf diesem Papier drauf sind, so finde ich das eigentlich peinlich, (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Ja,
wirklich!) dass nicht einmal die Daten, nicht einmal die Jahreszahlen, im
ersten Absatz dieses Aktenstückes stimmen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Die vorgesehenen Projekte - und das
ist auch einer unserer Kritikpunkte - sind zwar kurz angeführt, aber eine
genaue Beschreibung auch über den Inhalt wurde nicht gegeben. Wir haben im Ausschuss
eine genauere inhaltliche Darstellung erbeten, und die Frau Vizebürgermeisterin
hat uns zwar versichert, es seien alle Projekte fertig geplant - ja, das
glauben wir, da besteht kein Zweifel -, aber eine inhaltliche Information hat
es nicht gegeben, genauso wenig wie es finanzielle Details gegeben hat. Im
Antrag steht lediglich, dass beispielsweise mit der Praterservice GmbH ein
Vertrag abzuschließen ist, nur den Vertrag kennen wir nicht. Den scheinen
anscheinend nur ganz wenige zu kennen, ebenso diese
Fernseh-Filmproduktionsfirma. Auch hier ist ein entsprechender Vertrag
abzuschließen, also die Formulierungen sind hier äußerst nebulos und man hat
einfach das Gefühl, Sie können sich alles erlauben, sie brauchen unsere
Zustimmung nicht und deshalb ist es Ihnen auch nicht wichtig.
30,7 Prozent der
wahlberechtigten Wiener haben Ihnen bei der Wahl ihre Stimme gegeben, dennoch
agieren Sie seit Jahren so, als hätten Sie 100 Prozent der Stimmen. Und
das kritisiere ich auch bei der Vorlage dieses Aktenstücks, denn über die
Opposition wird einfach drübergefahren. Sparsam, hat der Bürgermeister gemeint,
sollten die Feierlichkeiten sein und maßvoll und der Genosse Gusenbauer hat
auch gemeint, dass Angesichts der Flutkatastrophe eine sparsame Vorgangsweise
angebracht wäre. Sparsam erscheint mir diese Planung nicht zu sein, sparsam ist
lediglich die Information für uns Oppositionsparteien und deshalb wird es von
uns Freiheitlichen keine Generalvollmacht geben. (Beifall bei der FPÖ.)
Wir Freiheitlichen wollen einen
aufrichtigen Umgang mit der Vergangenheit, wir wollen, dass denjenigen, die die
Stadt nach dem Krieg wieder aufgebaut haben, dass denjenigen, die den heutigen
Wohlstand geschaffen haben, unsere Wertschätzung vermittelt wird. Das Leid, das
viele in der Kriegszeit in der NS-Zeit erfahren haben, die Schwierigkeiten und
die schrecklichen Erfahrungen, die viele Wienerinnen und Wiener in der
Besatzungszeit erlebt haben, das alles sind Themen, mit denen wir uns
beschäftigen müssen, und wir würden deshalb auch gerne diesem Aktenstück
zustimmen. Aber unter den
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