Gemeinderat,
52. Sitzung vom 27.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 68
auch die Vorteile spüren. Das ist etwas, wofür wir
kämpfen. Wir setzen uns auch dafür ein, dass es umfassend in der EU eine
Daseinsvorsorge weiterhin gibt und dass diese möglichst in öffentlicher Hand
ist. Ich bin zuversichtlich, dass unser Einsatz hier erfolgreich sein wird und
dass für die Konsumentinnen und Konsumenten in Zukunft etwas herausschauen
wird, eben auf Grund unseres Einsatzes auch. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als nächster Redner ist Herr GR Margulies zu
Wort gemeldet.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte
Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Ich denke, einen der zentralen Punkte hat Christoph
Chorherr vorher richtig gesagt: Die beste Möglichkeit, sich finanziell etwas zu
ersparen, ist letztendlich, auch den eigenen Energieverbrauch zu reduzieren.
Und wenn wir uns überlegen, welches Energiesparpotential nur im Raum Wien
letztendlich vorhanden wäre, dann kann man darüber nachdenken, inwiefern sich
auch die Gesamtkosten für den Energieverbrauch senken würden. Genau diese
Energiesparmodelle, Einsparmodelle, sollten unter anderem gerade auch von der
Stadt Wien verstärkt beworben werden.
Ein weiterer Satz zur Privatisierung. Es wurde schon
viel gesagt, nur eines: Kollege Stürzenbecher, ich gebe dir ja Recht, dass
insbesondere auf europäischer Ebene zunächst einmal hinterfragt werden müsste
und analysiert werden müsste, welche Auswirkungen letztendlich die
Deregulierung und Liberalisierung des Strom- und Gasmarktes gehabt hat. Dennoch
enthebt dies meiner Meinung nach nicht die Wiener Stadtwerke beziehungsweise
WIENSTROM und WIENGAS ihrer eigenen sozialen Verantwortung.
Und eines der größten Probleme meines Erachtens in
diesem Bereich ist, dass es nicht möglich ist, basierend auf den jetzigen
Tarifstrukturen wirklich für den Strom- und Gasmarkt sozial gestaffelte Tarife
umzusetzen und durchzusetzen. Und dies müsste ein Anliegen sowohl der Gemeinde
Wien als Eigentümervertreter sein als auch meines Erachtens des sozialen
Gewissens innerhalb der Wiener Stadtwerke. Denn es sind, wie Sie selbst wissen,
meist die Ärmeren in unserer Bevölkerung, die sich nicht die energieeffizienten
Heizungen leisten können. Viele von diesen Menschen heizen wohl oder übel, weil
sie sich gerade für den nächsten Tag die Heizung leisten können, mit Strom, der
teuersten Alternative der Heizkosten. Hier müsste auf zwei Ebenen angesetzt
werden, und zwar abseits eines notwendigen Heizkostenzuschusses, nämlich im
Bereich der Förderung von energiesparenden Heizungs- und Wärmeanlagen; und
zweitens im Bereich einer sozialen Staffelung bei den Tarifen.
All dies, und da bin ich schon
wieder bei Ihnen und komplett anderer Meinung als die Freiheitliche Partei, ist
in einem gänzlich liberalisierten und privatisierten Strommarkt nicht mehr
möglich, zusätzlich zu den jetzt schon bekannt gewordenen Auswirkungen einer
gänzlichen Liberalisierung oder Privatisierung, wie zum Beispiel fehlende
Investitionen, fehlende Netzerhaltung und letztendlich auch steigende
Strompreise. Nicht auf Grund der Steigerung der Rohölpreise, sondern auf Grund
der Optimierung der erwarteten Renditen. Das ist nämlich mit ein Problem, neben
den steigenden Rohölpreisen beziehungsweise Rohstoffpreisen, dass jeder
Energieversorger auf den Einkaufspreis prozentuell dieselbe Spanne weiterhin
aufschlägt. Nicht nur, dass sozusagen die Rohstoffkosten steigen, es wird
prozentuell der Aufschlag immer gleich gehalten. Das heißt, bei jedem
steigenden Erdölpreis, bei jedem steigenden Gaspreis verdient der
Energieversorger in der Summe ebenfalls mehr. Werden für einen Energieversorger
die Einkaufspreise teurer, so werden in der Regel auch die Verkaufspreise um
denselben Prozentsatz teurer. Das ist ein großes Problem, und daher erwarten
wir uns, dass diese für die Menschen so notwendigen Bereiche selbstverständlich
weiterhin von der öffentlichen Hand bereitgestellt werden, darüber hinaus eine
soziale Staffelung eingeführt wird am Strom- und Gasmarkt und als letzter Punkt
die Stadt Wien, aber selbstverständlich auch die Republik Österreich endlich
einmal alles dazu unternimmt, den Energieverbrauch in Österreich zu senken. Und
Sie wissen es genauso gut wie wir: Im Bereich der Investitionen und der
Ankurbelung der Wirtschaft steckt bei den Energiesparmaßnahmen nach wie vor
sehr, sehr, sehr viel drin, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen.
Also auch Wirtschaftsförderung durch Energiesparen. – Danke sehr. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer:
Als nächster Redner ist Herr GR Fuchs gemeldet. Bitte schön.
GR Georg Fuchs (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Herr Kollege Margulies! Sind Sie jetzt für die Strompreissenkung –
ja oder nein? Sie haben es nicht klar und deutlich gesagt. Das ist also eine
Zwiespältigkeit, die Sie da von sich geben. Das ist ja unwahrscheinlich. (GR
Mag Christoph Chorherr: Wir sind für weniger Stromverbrauch, Herr Fuchs!
Stand-by ausschalten!) Sagen Sie Ja oder sagen Sie Nein? Kalt und ein
bissel warm, das geht einfach nicht. Sind Sie für die Mieter oder sind Sie
gegen die Mieter? (Beifall bei der ÖVP. – GR Mag Christoph Chorherr: Wir
sind für die Mieter!)
Meine Damen und Herren und Herr
Kollege Stürzenbecher, durch die hohen Gas- und Stromkosten in Wien, aber auch
durch die Fernwärmekosten, und das muss man schon ganz klar sagen, sind Sie
Verursacher für die hohen Betriebskosten und Wohnkosten. Diese Betriebskosten,
meine Damen und Herren, und Wohnkosten heizen die Inflation an, und ist dann
die Inflationsrate hoch, steigen natürlich die Mieten für den einzelnen
Bewohner, aber auch für den Unternehmer. (GR Christian Oxonitsch: Schauen
wir uns die schwarzen Bundesländer an! Die sind alle teurer!) Und hohe
Mieten, Herr Kollege, heizen wieder die Inflation an. Das, was Sie hier
verursachen, ist einfach eine Spirale, die Sie in Gang gesetzt haben, für die
Kategoriemieten, das wissen Sie ganz genau, und auch für die freien Mieten. (GR
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