Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 119
hier in Wien dazu finden würden.
Oder ist es vielleicht eine Mutmaßung - das wird ja
auch da und dort in den Medien gesagt -, dass Sie eigentlich nicht so sehr an
der Temporeduzierung, sondern eher an dem Marketing oder zusätzlich auch an den
Mehreinnahmen von den jetzt zu Rasern gestempelten Autofahrern, an ihren
Abgaben, die sie dann auf Grund der Straftickets zahlen müssen, interessiert
sind? - Ein Schelm wahrscheinlich, wer so denkt, aber Ihr Budget könnte ein
paar Mehreinnahmen ja vertragen; das haben Sie uns in den letzten beiden Tagen
bewiesen, dass Sie da auch noch Nachholbedarf haben. Schröpfen wir halt die
Autofahrer! - Leider aber keine umweltpolitische Maßnahme, sondern nur eine
Schikane. Daher muss ich mich auch umweltpolitisch dagegen aussprechen. (Beifall
bei der ÖVP und von GR Heinz-Christian Strache.)
Dass das Ganze wahrscheinlich überhaupt nichts bringt
oder sich vielleicht sogar gegenteilig auswirken wird, darauf lässt auch die
Tatsache schließen, dass man zwar die Schilder abmontiert hat, aber
festgestellt hat, dass man auch die Ampeln umprogrammieren muss, damit man die
ohnehin nicht wirklich vorhandene grüne Welle - aber da und dort funktioniert
sie ja noch - dann auch nicht mehr hat, wobei dieses Umprogrammieren aber erst
irgendwann im Jänner, Februar, März, wann auch immer, erfolgen kann. Das
bedeutet, dass man da einen Stop-and-go-Verkehr hat. Stauentwicklung,
Stop-and-go-Verkehr, Anfahren - das bedeutet in Summe einen höheren
Spritverbrauch, in Summe einen höheren CO2-Ausstoß und in Summe
natürlich eine höhere Feinstaubbelastung, gerade in den sensiblen
Wintermonaten. Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen, dass das die
beabsichtigte Maßnahme war! (GR Mag
Andreas Schieder: Das heißt, mit Tempo 100 wäre es überhaupt super Ihrer
Meinung nach, oder was?)
Frau Stadträtin, Sie und auch der Herr Stadtrat für
Verkehr Schicker haben also genau das Gegenteil erreicht von dem, was Sie sich
vorgenommen haben, indem Sie nämlich mehr Staus produzieren. Und gegen den
Feinstaub haben Sie in diesem Zusammenhang überhaupt nichts gemacht.
Weiters kann ich Ihnen vorschlagen, dass Sie
vielleicht das Thema Hausbrand - also das heißt, die Verbrennung, die Wärmeentwicklung
in den Häusern - und die daraus resultierende wesentliche Entwicklung von
Feinstaub wirklich einmal angehen. Ich schlage Ihnen vor: Nutzen Sie doch auch
Ihre Fördermittel im Wohnbau (Amtsf StRin
Mag Ulli Sima: Sie haben keine Ahnung!) oder auch diese
450 000 EUR, die Sie hier verwenden, zur Förderung von thermischen
Sanierungen von Wohnbauprojekten! (Amtsf
StRin Mag Ulli Sima: Sie haben wirklich keine Ahnung!) Fangen Sie doch an bei
Ihren Gemeindewohnanlagen! Wenn man das überschlagsmäßig rechnet, könnte man
400 Gemeindewohnungen wärmesanieren! Das wäre doch eine viel nachhaltigere
Maßnahme gegen Feinstaub, als hier ein paar Autofahrer zu schikanieren, Frau
Stadträtin! (Beifall bei der ÖVP.)
Außerdem, glaube ich, würde es auch Ihrem
Klimaschutzprogramm gut tun, denn da sind Sie mehr als hintennach. Wir werden
unsere Klimaziele in Wien bei weitem nicht erfüllen, und es geht nicht nur um
Feinstaub, es geht auch um CO2 und andere Schadstoffe, die wir
ausstoßen. Auch das würde nachhaltig zusammenwirken, denn das korreliert nun
einmal mitsammen.
Zusätzlich hätte das Ganze auch noch einen
wirtschaftspolitischen Effekt. Wenn man nämlich im Wohnbau investiert, dann hat
das den umweltpolitischen Aspekt, dass man eben sagt, da wird auch an
Heizkosten gespart – was, nebenbei bemerkt, auch einen ganz sozialen Aspekt
hätte, denn wenn man weniger Heizkosten hat, dann trifft es vor allem jene
weniger, die sich heutzutage ohnehin schwer tun, die Heizkosten zu bezahlen.
Sie würden also auch einen sozialen Aspekt haben, nicht nur einen
umweltpolitischen, sondern auch einen wirtschaftlichen - also eine
Win-win-win-Situation, die natürlich nur in einem ökosozialen Verständnis einer
Wirtschaftspolitik Fuß fassen kann, aber leider nicht in einer sozialistischen.
(Beifall bei der ÖVP.)
Es müsste eigentlich zum Denken anregen, dass man
auch dieses wirtschaftliche Thema und diese wirtschaftliche Förderung der
Bauwirtschaft in Wien - da wir in Wien ohnehin wirtschaftspolitisches
Schlusslicht mit der höchsten Arbeitslosigkeit von ganz Österreich sind -
endlich einmal angeht und den Wirtschaftsmotor, der mehr als stottert, der fast
schon am Absterben ist, endlich wieder in Schwung bringt.
Wir sollten auch aufhören, den Feinstaub zu
exportieren, und ihn endlich hier bei uns in Wien nachhaltig und an der Quelle
beseitigen helfen. Hungern Sie also nicht weiter den Bund aus, sondern helfen
Sie, dass die Bauwirtschaft - und in Summe wir alle, die Gesamtwirtschaft – in
Wien wieder angekurbelt wird, und helfen Sie dabei auch der Umwelt, und tragen
Sie dabei auch Ihrer sozialen Verantwortung Rechnung! Das wäre nämlich die
richtige ökosoziale Wirtschaftspolitik, die wir hier in Wien brauchen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Zu guter Letzt möchte ich daran erinnern, dass Sie
dankenswerterweise unserem Antrag zugestimmt haben, nämlich betreffend die
Umrüstung Ihrer Einkehrvorrichtungen, damit man auch den Streusplitt jetzt bei
tiefen Temperaturen absaugen kann. Sie haben ja bekanntlich - ich habe es
ohnehin in meiner letzten Rede gesagt - bisher nur in 5 von etwa 120 solchen
Einkehrvorrichtungen investiert - mit einem riesigen Marketingaufwand. Ich bin
neugierig - Sie haben ja das dem Umweltausschuss zugewiesen -, was dort damit
passiert. Wir werden da sehr hartnäckig dranbleiben und überprüfen, was da
wirklich passiert und ob das, was Sie versprochen haben, dann wirklich
umgesetzt wird, dass nämlich alle Einkehrvorrichtungen mit solchen
Solesprüheinrichtungen ausgestattet werden, denn nur das kann auch den
Feinstaub an der Quelle beseitigen, im Winter, dann, wenn er nämlich am
gefährlichsten ist. (Beifall bei der
ÖVP.)
Weil Sie ein bisschen lachen, Frau
Stadträtin (Amtsf StRin Mag Ulli Sima:
Sie sind so ahnungslos!): Mir
ist das Ganze schon ein Anliegen, und zwar aus dem Grund, weil nämlich
Feinstaub - und das sollte man
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