Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 105
Voranschlag, ist nichts anderes als ein Fortschreiben von Zahlenkolonnen. Es sind keinerlei neue Ideen drinnen, beispielsweise im Bereich der Investitionen. Sogar die Bauinvestitionen, gerade um diese Jahreszeit von besonderer Bedeutung, wachsen nicht an, das Gegenteil ist der Fall.
Oder schauen wir uns die Wirtschaftsförderung an: Wie
wichtig wäre sie gerade in der jetzigen konjunkturellen Situation. Wir
vermissen, dass hier eine Erhöhung festgelegt worden wäre.
Und das gravierendste Problem ist sicherlich der
Arbeitsmarkt. Wien verliert strukturell in den letzten zehn Jahren 40 000
Arbeitsplätze. Im "profil" der letzten Woche ist ein Artikel über
eine andere österreichische Stadt, über Linz, zu lesen. Linz hat immerhin in
den letzten 20 Jahren 20 000 Arbeitsplätze dazu gewonnen (StR David Ellensohn: Weil Rot-Grün
regiert!) und Wien hat in den letzten 10 Jahren 40 000
Arbeitsplätze verloren. Das ist die Realität dieser Stadt. (Beifall bei der
ÖVP. – StR Dr Johannes Hahn: Das ist die Liberalisierung der Verstaatlichten!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, und das Umland gewinnt auch an
Arbeitsplätzen, nur Wien verliert Arbeitsplätze.
Meine Kollegin, StRin Cortolezis, wird heute noch auf
die ganz besonderen Versäumnisse im Bereich der Bildungs- und
Wissenschaftsstadt Wien eingehen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, warum sehen wir
hier nicht Impulse hinsichtlich der Möglichkeiten der Osterweiterung? Ganz
Österreich profitiert davon, aber Wien nicht. Wo ist das
Konjunkturbelebungsprogramm, das wir gerade für 2006 für diese Stadt so
dringend brauchen würden? Und wenn man sich die Geldmittel, die
Milliardenbeträge für die Propaganda ansieht, die diese Stadt ausgibt, dann
wären sie für Wirtschaftsförderung, für Nahversorgung, weit besser angelegt. (Beifall
bei der ÖVP.)
Und Sie waren einmal Gesundheitsstadtrat, Herr
Vizebürgermeister, und haben das zugegebenermaßen auch mit großem Elan damals
betrieben. Was geschieht eigentlich wirklich mit der Pflegemilliarde? (StR Dr Johannes Hahn: Die gibt es nicht!) Wir
haben nur gehört, dass das für irgendwelche Maßnahmen, die ohnedies geschehen,
ausgegeben wird. Wann kommen denn die zusätzlichen Nachbarschaftshilfezentren,
die wir brauchen, die 100 zusätzlichen Nachbarschaftshilfezentren? Wann
wird es endlich in Wien keine Sechs- und Achtbettzimmer mehr geben in den
Pflegeheimen? (GRin Erika Stubenvoll:
2008!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das wären
eigentlich die Aufgaben, mit denen sich die Stadt Wien zu beschäftigen hat. Und
wenn ich Ihnen zurufe und 2008 höre aus den Reihen der Sozialdemokraten, dann
muss ich wirklich sagen, die SPÖ ist endgültig als Partei des sozialen
Gewissens abgetreten. (Beifall bei der ÖVP.)
Das, was tatsächlich in Wien besteht, ist, dass eine
Gesundheitspolitik erdrückt wird von einer Krankenhausbürokratie. Denn wie wäre
es sonst anders erklärbar, dass in Wien, etwa bei den Prüfungen für den Arzt
für Allgemeinmedizin - und das kann man in einer der letzten Ärztezeitungen
nachlesen – fast doppelt so viele Kandidaten durchfallen als an anderen
Krankenanstalten in Österreich? Das liegt doch nicht daran, dass die dortigen
Mediziner schlechter sind, sondern an den Rahmenbedingungen, die die Stadt Wien
und der Krankenanstaltenverbund für diese Ärzte, für die Ärzte, die die
Gesundheit dieser Stadt sicherzustellen haben, bieten. (Beifall bei der
ÖVP.)
Zu den Rahmenbedingungen gehört auch - ebenfalls
wieder im Bereich der Gesundheitssituation in Wien -, warum es in Wien im
Bereich des KAV nicht möglich ist, dass ähnlich wie es im Krankenhaus in Tulln
der Fall ist, das mittlerweile ein Ausbildungskrankenhaus für das AKH für die
medizinische Universität geworden ist, so etwas nicht auch in einem
KAV-Krankenhaus durchgeführt wird. Das wird einfach durch die Bürokratie, die
in den Spitälern herrscht, unmöglich gemacht. Das ist die Realität, mit der wir
es zu tun haben.
Herr Vizebürgermeister, wo sind Impulse für die
Wirtschaft, beispielsweise durch jene Unternehmen, die Ihnen selbst gehören. Da
gibt es eine rund ein halbes Jahr alte Studie, in der die Energieunternehmen
Europas verglichen werden. Und diese Studie über den Vergleich der
Energieunternehmen in Europa zeigt, dass Wien Energie deutlich hinten liegt im
Vergleich zu anderen Energieerzeugungsunternehmen in Europa, weil viel zu bürokratisch.
Selbst das Forderungsmanagement, also das Hereinbringen von Außenständen,
funktioniert in Wien bei Wien Energie weit schlechter als in vergleichbar anderen
Unternehmungen in Österreich und in Europa.
Oder, wie schaut es denn aus mit der EBS? Das war vor
vielen Jahren einmal ein Vorzeigeunternehmen im Bereich der Umwelttechnologie.
Da hört man nur mehr wenig. Und was ist im Bereich der Verwaltungsreform? Im
Wahlkampf hat unser Spitzenkandidat, Dr Johannes Hahn, gemeinsam mit dem
ehemaligen Präsidenten des Rechnungshofs hier Vorschläge vorbereitet.
Vorschläge, wie effizienter umgegangen werden kann mit den Berichten, etwa des
Kontrollamtes, des Rechnungshofes. Sie sind nicht einmal bereit, über diese
Fragen zu diskutieren und das umzusetzen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Und ein Kapitel - das kann
ich nicht auslassen - ist die Frage der Lesbarkeit eines Budgets. Budgets in anderen
Staaten, in anderen Bundesländern, sind relativ leicht auch im Internet
nachlesbar, nachvollziehbar. In Wien werden die Blätter immer spärlicher, es
wird möglichst wenig an Informationen hier geboten. Wir sind ja der Ansicht,
dass die Eckdaten des Budgets, insbesondere der ausgegliederten Bereiche, in
die Budgetvorlage eingearbeitet und die Aufgabenposten im Budget der Stadt Wien
ausreichend erläutert werden müssten.
Daher
stellen wir, und zwar Fritz Aichinger und ich, einen entsprechenden Beschlussantrag,
der den Finanzstadtrat ersucht, bei der Erstellung des Budgets der Stadt Wien,
des Voranschlags und des Rechnungsabschlusses, auf mehr Transparenz,
Übersichtlichkeit und Verständlichkeit zu achten. Der Informationsgehalt soll
durch entsprechende Erläuterungen und politische
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