Gemeinderat,
2. Sitzung vom 01.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 64
alle, auch wenn das angefochten wurde, zunächst
einmal diesem Geschäftsstück, dieser Stellungnahme die Zustimmung zu geben. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
danke schön.
Es ist niemand mehr zu Wort gemeldet. Die Debatte ist
geschlossen.
Der Herr Berichterstatter hat auf sein Schlusswort
verzichtet.
Wir kommen zur Abstimmung.
Wer für das Geschäftsstück in der vorliegenden
Fassung ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist mehrstimmig,
ohne die Freiheitlichen und die ÖVP, so angenommen.
Postnummer 52, Plandokument 7693, KatG
Rothneusiedl und Oberlaa Land.
Herr GR Dr Troch.
Berichterstatter GR Dr Harald Troch: Ich ersuche um Zustimmung
zum vorliegenden Plandokument.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. – Herr GR Hoch, bitte schön.
GR Alfred Hoch (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Es ist für mich von besonderer Bedeutung, dass sich
meine erste Rede gleich mit einem Thema des 10. Bezirkes beschäftigt.
Gerade bei der Stadtplanung zeigt sich sehr genau, wie wirtschafts- und
arbeitnehmerfeindlich die Stadtregierung bei der Flächenwidmung agiert.
Aktuell geht es um den Flächenwidmungs- und
Bebauungsplan Nummer 7693, wo einem Landwirtschafts- und Gasthausbetreiber
willkürlich mitten durch sein Grundstück und durch seinen Gastgarten eine g-Widmung
vor die Nase gesetzt wird. Wie soll dieser Land- und Gastwirt auf neue Trends,
zum Beispiel in der Gastronomie, reagieren können? Durch solche Maßnahmen kann
die Politik Kleinunternehmer – und ein Gastwirt ist ein Kleinunternehmer – mit
Sicherheit nicht zu Investitionen ermuntern. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir alle wissen, und gerade Sie, sehr verehrten Damen
und Herren aus der Gewerkschaft und aus der Arbeiterkammer: Nur Betriebe, die
innovativ sind und investieren können, werden auch in Zukunft ihre Mitarbeiter
beschäftigen und für sichere Arbeitsplätze sorgen können. Es ist die Aufgabe
der Stadt Wien sicherzustellen, dass die Unternehmer, vor allem
Kleinunternehmer, unterstützt und nicht behindert werden.
Das Ausmaß der Umwidmung, die die Familie Wildenauer
– so heißt der Besitzer des Grundstücks – betrifft, muss man sich klar
verdeutlichen. Dem Gastronomiebetrieb werden 2 000 m², das entspricht
einem Drittel des Grundstücks, durch diese g-Widmung entwertet. Solche großen
Flächen mit Widmung g sind weder entlang der Himberger Straße, wo sich das
Grundstück befindet, noch bei der großen Reihenhaussiedlung zwischen
Liesingbachstraße und Rosiwalgasse festgelegt.
Sehr geehrte Damen und Herren! Sie werden mir
sicherlich zustimmen, dass diese Flächenwidmung exemplarisch aufzeigt, wie
verantwortungslos in Wien mit dem Eigentum, im Speziellen wie in diesem Fall
mit der Erwerbsgrundlage vieler Wienerinnen und Wiener umgegangen wird.
Auch Gewerbebetriebe leiden unter der derzeitigen
Handhabung der Flächenwidmung, wie ein Beispiel aus Margareten zeigt. Die
gewerbliche Nutzbarkeit des Hofes einer florierenden Autowerkstatt wurde per
Flächenwidmung reduziert. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, welche Auswirkungen
diese Vorgangsweise auf diese Werkstatt hatte. Die Bereitschaft der Wiener
Wirtschaft, ihre Standorte und damit die dringend benötigten Arbeitsplätze in
Wien zu belassen, wird durch diese Politik nicht gerade gefördert.
Sogar der Mariahilfer Straße wird ihre
Geschäftsstraßenfunktion per Flächenwidmung mehr und mehr aberkannt. Das ist
besonders grotesk, wenn man auf der anderen Seite den Abfluss der Kaufkraft in
die SCS oder nach Parndorf beklagt. Eine Flächenwidmungspolitik, wie sie
derzeit praktiziert wird, kann weder die Finanzkraft noch die Arbeitsplätze in
Wien halten. (Beifall bei der ÖVP.)
Was Wien braucht, ist eine bedarfsorientierte
Widmungspolitik, die sich an den Bedürfnissen unserer Bürger und Bürgerinnen
orientiert. Unsere aller Aufgabe ist es – und da geben Sie mir sicherlich Recht
–, Arbeitsplätze zu sichern und auszubauen und damit die Lebensqualität in
unserer Stadt zu erhalten. Zu oft hat man aber den Eindruck, es handelt sich
bei den derzeit umgesetzten Flächenwidmungsgutachten um Gefälligkeitsgutachten.
Beispiele Wien-weit sind dafür der Flächenwidmungsplan für das geplante
Einkaufszentrum beim Prater-Stadion beziehungsweise die Diskussion um
Wien-Mitte.
Wien betreibt trotz der eminenten Bedeutung der
Flächenwidmungspläne einen Zick-Zack-Kurs, der für die Entwicklung dieser Stadt
nicht gut ist und der sich auch negativ auf die Entwicklung des
10. Bezirkes auswirkt.
Meine Damen und Herren! Es ist höchste Zeit, den
10. Bezirk und den gesamten Süden Wiens so zu planen, dass es zu einer Aufwertung
der betroffenen Grundstücke kommt. Ich empfehle, den Rechnungshofbericht 2004,
den Sie alle sehr gut kennen, heranzuziehen und die darin enthaltenen Vorgaben
schnellstens umzusetzen. Als Mandatar des 10. Bezirkes appelliere ich
daher an den Planungsstadtrat, die Flächenwidmungen so abzuwickeln, dass sie
das Wohl des Bezirkes und der Bewohner im Auge behalten. Einen zweiten Fall
Wien-Mitte mit allen Verzögerungsfehlern darf es in Wien nicht geben. Der
Bezirk braucht Stadtentwicklungsprojekte wie das derzeit in Diskussion stehende
in Rothneusiedl dringend, um seine Kaufkraft, die Arbeitsplätze und somit die
soziale Balance zu wahren.
Ich bitte den Stadtrat daher, sich
an den augenscheinlichen Notwendigkeiten zu orientieren. Aus diesem Grund – und
da appelliere ich an sein politisches Gespür – macht es nicht nur Sinn, sondern
ist es notwendig, über die Flächenwidmung 7693 in der SPÖ-Fraktion noch einmal
zu diskutieren. – Danke. (Beifall bei der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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