Gemeinderat,
2. Sitzung vom 01.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 64
dieses Handeln ein! Ich fordere ein Umdenken ein!
Wir bringen daher heute einen Beschlussantrag ein,
der wie folgt lautet:
„Die Stadträtin für Gesundheit und Soziales soll
allen in Wien gemeldeten Arbeitslosengeld-, Notstandshilfe-, Pensions-,
Sozialhilfe- und KinderbetreuungsgeldbezieherInnen, deren Einkommen den
jeweiligen Ausgleichszulagenrichtsatz nicht übersteigt, eine Erhöhung des
Heizkostenzuschusses auf 110 EUR für diesen Winter gewähren.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
dieses Antrags beantragt.“ (Beifall bei der FPÖ.)
Gehen Sie in sich und denken Sie um! Sie werden den
Menschen, die in Wien frieren müssen, nicht erklären können, warum andere
Bundesländer 100 und mehr Euro pro Monat zahlen, aber Sie nicht bereit sind,
mehr als 67 EUR pro Monat, mit der läppischen Einmalzahlung noch ein
bisschen aufgespickt, zu zahlen. Zahlen Sie den Menschen, die es brauchen,
110 EUR pro Monat, dann müssen diese nicht frieren, dann ist soziale Wärme
in dieser Stadt für die armen Menschen sichergestellt! Sie haben die Chance,
das zu tun! Sie haben die Chance und die Möglichkeit, heute soziale Kompetenz
zu beweisen! Wenn nicht, werden die Wienerinnen und Wiener bemerken, dass Sie
leider Gottes von sozialer Kompetenz zwar reden, aber in der praktischen
Umsetzung nicht bereit sind, für die Armen in dieser Stadt etwas zu tun! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Herr
Kollege Strache, ich möchte Sie bitten, in Ihrer Wortwahl etwas sorgfältiger zu
sein. Ich habe Sätze gehört, die nicht in den Gemeinderat passen. Das ist der Gemeinderat
und kein Bierzelt. (GR Mag Harald STEFAN: Welche Sätze?) Ich will es
nicht wiederholen. Anscheinend hat niemand aufgepasst, aber ich habe es gehört.
(GR Heinz-Christian Strache: Welche Begriffe? "Unsinn"? Oder
"vor dem Burgtheater zu urinieren"?) Ich sage es Ihnen dann unter
vier Augen. Es ist nicht notwendig, dass man es wiederholt. Aber Sie wissen
ganz genau, was Sie gesagt haben.
Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR
Hatzl gemeldet. - Bitte.
GR Johann Hatzl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Es wäre natürlich unpassend, die tatsächliche
Berichtigung in eine Diskussion der allgemeinen Debatte, die ansteht, hineinzuziehen.
Das werde ich auch nicht tun. Ich sage nur generell, damit es kein
Missverständnis gibt, für mich ist völlig klar und verständlich, dass
Fraktionen verschiedene Auffassungen haben und ich respektiere das zu einem
vorliegenden Antrag. Hier kann man unterschiedlicher Meinung sein und
unterschiedliche Vorgaben haben.
Worauf ich mich aber beziehe, und ich habe mir
vorgenommen, ich stehe dazu und sage das, wenn das einmal angesprochen wird.
Ich fühle mich angesprochen, so unter dem Motto: „Es gibt welche, die
kassieren, etwas in Anspruch nehmen und auf der Gegenseite gibt es sozusagen
nichts." Es mag sein, dass es Privilegien sind, die Funktionäre dieses
Hauses in Anspruch nehmen. Ich fühle mich angesprochen im Vergleich Ihrer
früheren Landtagspräsidenten zu mir.
Tatsächlich ist es so, dass der Dienstwagen nicht
umsonst ist. Sie wissen das aus dem Bezügegesetz. Wenn ich mir zum Beispiel
zusammenrechne, was mir monatlich für den Dienstwagen abgezogen wird, dann bin
ich beim Tausch des Dienstwagens etwa in der Nähe dessen, was der Dienstwagen
gekostet hat. Also geschenkt wird er nicht, das ist der erste Punkt. Aber es
gibt Vorteile und es sind andere Bereiche, die ich nicht zu zahlen habe. Dazu
stehe ich.
Das Zweite: Mit dem Dienstwagen ist es aber auch so,
dass manche, die ihn nicht in Anspruch nehmen, und das soll auch einmal
ausgesprochen werden, nach dem jeweiligen Bezügegesetz einen Anspruch auf
Abgeltung haben. Das heißt, jene Funktionäre, die nach dem Bezügegesetz einen
Anspruch auf den Dienstwagen haben und ihn nicht in Anspruch nehmen, haben
einen Anspruch, ich bleibe jetzt bei dem Jargon, der gelegentlich verwendet
wird, auf eine erhöhte Gage. Ob ich daher den Wagen oder mehr Geld nehme,
beides ist ein Privileg, das der in Anspruch nimmt, der den Wagen nimmt, oder
der, der den Wagen nicht in Anspruch nimmt, um das klarzustellen.
Noch etwas, um es auch
auszusprechen: Der, der den Wagen hat, hat natürlich auch die Dienstzuteilung
des Chauffeurs. Der, der den Wagen nicht nimmt, hat niemanden. Aber es war
eigentlich so geregelt, dass der betroffene Klub dann um einen Mitarbeiter mehr
hat. Damit ist auch diese Frage wieder ausgeglichen.
Also ich will zumindest
nicht auf mir sitzen lassen, nur ein Nehmer zu sein und andere sind die, die in
dieser Frage überhaupt nichts nehmen.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin
Cammerlander. Ich erteile es ihr.
GRin Heidemarie Cammerlander (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Mein Weg zum Rathaus führt mich täglich über den
Wiener Christkindlmarkt und von den Ständen her riecht es alle Jahre wieder
weihnachtlich. Wenn man das bunte Treiben, die idyllischen Weihnachtsstände,
die staunenden Kinderaugen beobachtet, kommt man zum Schluss, Wien ist schön.
Aber alle Jahre wieder kommt nicht
nur das Christkind. Es gibt auch noch eine andere Bescherung. Alle Jahre wieder
wird es sehr kalt in Wien. Und alle Jahre wieder, kurz vor Weihnachten, wird
ein Heizkostenzuschuss genehmigt. Da packt die Stadtverwaltung ihre Geschenke
aus, um medienwirksam Almosenpolitik zu zelebrieren. Dabei geht es nur um eine
Geste. Wie die Menschen, und es sind viele Menschen, zum Heizkostenzuschuss
kommen, ist eine andere Sache. Dabei sollte es doch selbstverständlich sein,
dass es in Wien, im reichen und schönen Wien, ein Recht auf eine warme Wohnung
gibt und die Menschen nicht wie Bittsteller
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