Gemeinderat,
1. Sitzung vom 18.11.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 56
Stadt gibt, auch wirklich ernsthaft annehmen wird.
Genau das macht mir große Sorge, weil die
Fehlentwicklungen gerade im Integrationsbereich wirklich Handlungen bedürfen,
wir sie wirklich ernst nehmen müssen und wir hier eine Verantwortung gegenüber
allen Menschen in dieser Stadt, die hier leben, haben, gegenüber Österreichern,
aber auch gegenüber Zuwanderern, die es letztlich auch verdienen, dass sie eine
Chance haben, in Zukunft auch einen Arbeitsplatz zu erhalten und diesen sich
auch erhalten können, eine Bildungschance haben sollen und nicht als
Analphabeten die Schule verlassen sollen und dann im Grunde genommen nur die
Möglichkeit haben, als Hilfsarbeiter, wenn es gut geht, übrig zu bleiben. Das
sind sicherlich die falschen Ansätze.
Wir haben deshalb hier ganz bewusst - und wir werden
das auch in Zukunft tun - unsere Stimme sehr laut erhoben. Ich sage auch, man
sollte bitte die Bereitschaft haben, offen darüber zu diskutieren, nicht mit
irgendeiner Keule, nicht mit der Keule der Ausgrenzung und Diffamierung. Man
sollte offen darüber diskutieren, dass diese unsere Stadt, die in den letzten
Jahren und Jahrzehnten eine sehr, sehr rasante Zuwanderungspolitik erleben musste,
an einem Punkt angekommen ist, wo es wirklich darum geht, dass die
Verträglichkeitsgrenzen für eine funktionierende Integration nicht mehr gegeben
sind. Das sollten wir ernst nehmen. Wer es nicht ernst nimmt, darf sich nicht
wundern, dass es dann zu Fehlentwicklungen kommt, so wie wir sie heute leider
auch in Frankreich erkennen müssen. Dann ist es aber oftmals zu spät. Und wenn
dann erst gehandelt wird, dann ist leider Gottes schon vieles falsch gelaufen.
Wir müssen vorher handeln, rechtzeitig handeln und rechtzeitig
Integrationsmaßnahmen sichern, damit es gar nicht so weit kommt.
Genau das wollte ich heute für meine Fraktion
festhalten, weil es uns ein ehrliches Anliegen ist, weil es auch ein ehrliches
Anliegen von 15 Prozent Wählerinnen und Wählern in Wien ist und wir diese
Wähler auch vertreten werden. Und wenn sich drei Parteien in diesem Hohen Haus
gegen die Freiheitliche Partei zusammengeschlossen haben, dann soll uns das
Recht sein. Auch wenn in Zukunft hier in diesem Hohen Haus eine Koalition zwischen
einer absolut regierenden Sozialistischen Partei in Zusammenarbeit mit den
GRÜNEN und der Österreichischen Volkspartei stattfinden wird, so soll es uns
Recht sein. Wir werden in diesem Hohen Haus die einzige verlässliche
Oppositionspartei und Kontrollkraft sein und das auch sicherstellen. Darauf
können sich die Wienerinnen und Wiener verlassen.
Wir können auf Grund des Verhaltens von Seiten des
Herrn Bürgermeisters und seiner Fraktion ihn heute nicht zum Bürgermeister
wählen. Wir hätten uns erwartet, dass man auch nach der Wahl diese Probleme
ernst nimmt, nicht weiter wegwischt, nicht weiter negiert und nicht mit dieser
Präpotenz dort weiter tut, wo man in der letzten Periode aufgehört hat! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Es
liegen mir weitere Wortmeldungen vor. Eine weitere Wortmeldung ist vom Herrn
StR DDr Schock. Bitte.
StR DDr Eduard Schock: Sehr geehrter
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Herr Bürgermeister, Sie sind ein schlechter
Verlierer! (Heiterkeit bei der SPÖ und bei der FPÖ. – Amtsf StRin Mag Sonja
Wehsely: Wer hat denn 11 Grundmandate verloren? 11 Grundmandate!)
Es hat ja viele Versuche gegeben, uns Freiheitliche
zum Wahlverlierer zu stempeln. Es haben das Redakteure im ORF versucht, es
haben das Zeitungen versucht und es haben auch Sie das versucht, weil Sie
gestern erst in einem Interview gemeint haben, wir hätten fünf oder sechs
Prozent verloren. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: 11 Grundmandate
verloren! 11 Grundmandate!) Sie haben das erst gestern in einem
Interview gemeint. Aber, Herr Bürgermeister, glauben Sie mir, es ist dies von
Ihnen ein untauglicher Versuch und viel schlimmer noch: Es nimmt das in dieser
Stadt überhaupt niemand ernst. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Was
Sie sagen!) Es kann das niemand ernst nehmen, wenn Sie uns heute
engstirnig, wenn Sie uns heute kleinkrämerisch diesen Erfolg wegnehmen wollen (Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely: Was? 11 Grundmandate verloren!), einer
Fraktion, die im April nach Ihren Aussagen noch bei vier Prozent gelegen ist -
bei vier Prozent, meine Damen und Herren! - und die seither in einer
unglaublichen Aufholjagd gemeinsam mit den Wienern ihren Stimmenanteil auf
16 Prozent, auf 15 Prozent vervierfacht hat! (Amtsf StRin Mag
Sonja Wehsely: 11 Grundmandate verloren! 11 Grundmandate verloren!)
Aber, Herr Bürgermeister, Ihr Motiv, warum Sie
wehleidig reagieren, ist ja klar und Ihre Mimik am Wahlabend hat das auch
gezeigt: Weil Sie sich an diesem Sonntag nämlich schon als Wahlsieger gefühlt
haben (VBgmin Grete Laska: Waren wir auch!) und weil jetzt wir die
eigentlichen Wahlsieger sind und, meine Damen und Herren, weil wir Ihnen an
diesem 23. Oktober diesen Wahlerfolg weggenommen haben! (Beifall bei
der FPÖ. – Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: 11 Grundmandate verloren!)
Meine Damen und Herren! Es ist der
Erfolg für uns umso schöner, weil das Match eigentlich drei gegen einen war,
nämlich die SPÖ, die ÖVP und die GRÜNEN gegen uns, gegen die Freiheitlichen. (Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely: Oje! Oje! – Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sie
waren gegen die Stadt! Das war das Match!) Wenn es noch eines letzten
Beweises bedurft hätte, wer der Wahlsieger an diesem Sonntag war, dann ist er
jetzt in diesen letzten Tagen und Wochen seit der Wahl erbracht worden (Amtsf
StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ein Drittel weniger Stimmen für die FPÖ!),
wenn man sich nämlich anschaut, wie uns alle Vertreter dieser drei Fraktionen
durch ein ungerechtes Wahlrecht diesen Erfolg jetzt wegnehmen wollen und mit
welcher Schadenfreude, mit welcher kleinkarierten Schadenfreude man uns jetzt
diesen zweiten Stadtrat, der uns zusteht, wegnimmt (Amtsf StRin Mag Sonja
Wehsely: Wie wehleidig!), wodurch wir dann als drittstärkste Fraktion, Frau
Stadträtin, weniger Stadträte haben als die
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