Gemeinderat,
1. Sitzung vom 18.11.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 56
für die Wiederwahl von Dr Michael Häupl als
Bürgermeister der Bundeshauptstadt Wien vor.
Zu diesem Tagesordnungspunkt gibt es eine
Wortmeldung.
Herr GR Strache, Sie haben 20 Minuten.
GR Heinz-Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Ich danke.
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Herr Bürgermeister Dr Michael Häupl!
Ich melde mich heute vor der Wahl des Bürgermeisters
zum Wort, weil ich meine, dass man doch einiges auch politisch vor dieser Wahl,
die hier in diesem Hohen Haus stattfindet, besprechen sollte.
Wir haben im Zuge des Wiener Wahlkampfes als
Freiheitliche Partei zu Recht auf Missstände in dieser Stadt hingewiesen und
diese aufgezeigt und mussten in Folge feststellen, dass jene, die Missstände
aufzeigen, oftmals dafür verurteilt werden, dass sie Missstände aufzeigen. Und
ich möchte für die Freiheitliche Fraktion festhalten, dass nicht jene, die
Missstände aufzeigen, die Bösen sind, sondern selbstverständlich jene, die
Missstände zudecken, leugnen, auch nicht bereit sind, darüber zu reden, sie zur
Kenntnis zu nehmen und letztlich Verbesserungsvorschläge auch nicht annehmen.
Das sollte man kritisch beleuchten und deshalb auch diese kritische Beleuchtung
heute von meiner Seite, weil ich auch nach der Wahl den Eindruck habe, dass
trotzdem Sie so zugelegt haben - an Mandaten zugelegt haben, ja, nicht an
Stimmen. Sie haben im Zuge dieser Wahl ja auch Stimmen verloren, aber Sie sind
mandatsmäßig stärkste Partei geworden mit einer absoluten Mandatsmehrheit,
obwohl Sie über 3 000 Wählerstimmen in Wien verloren haben und (Amtsf
StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Und wie war das bei Ihnen?) insgesamt in
Wien 30 Prozent der Wiener wahlberechtigten Stimmen erhalten haben.
Wir haben jetzt in den letzten Wochen nach der Wahl
auch bemerken müssen, dass wir als drittstärkste Kraft vernehmen konnten, dass
es Einsparungsmaßnahmen gibt und das hat uns besondere Freude gemacht. Wir
haben mit großer Erwartungshaltung gehofft, dass endlich jene freiheitlichen
Vorschläge, die wir seit über zehn Jahren auch in diesem Hohen Haus
eingefordert haben, vielleicht Realität werden könnten und man in diesem Haus
und von Seiten der sozialistischen Stadtregierung doch dazugelernt hat. Wir
haben gehofft, dass wirklich auch Einsparungsmaßnahmen bei den Stadträten
vorgenommen werden, die spürbar sind, nämlich dass sowohl bei den amtsführenden
als auch bei den nichtamtsführenden Stadträten eingespart wird.
Wir mussten leider Gottes feststellen, dass das nicht
der Fall ist, sondern dass man eine Einsparungsmaßnahme vorgenommen hat, die
für die Wiener Wählerschaft einen Hohn darstellt, eine Verhöhnung der Wiener
Wählerschaft darstellt, denn ein Kontrollstadtrat wurde eingespart. Ein
Kontrollstadtrat der Freiheitlichen Partei, der drittstärksten Kraft in Wien,
wurde eingespart! Das entspricht nicht dem Wählerwillen der Wienerinnen und
Wiener, denn wenn man den Wählerwillen der Wienerinnen und Wiener hernimmt, so
müsste es zumindest ein Gleichgewicht zwischen der viertstärksten politischen
Kraft und der drittstärksten politischen Kraft in Wien, die ja in etwa
gleichauf liegen und wo es nur wenige Tausend Stimmen Unterschied gibt, auch
geben und das müsste der Realität in diesem Haus entsprechen. Deshalb haben wir
auch vorgeschlagen, auf neun Stadträte zu reduzieren und wirkliche
Einsparungsmaßnahmen vorzunehmen, indem man auf neun Stadträte reduziert und
dann sechs amtsführende Stadträte und drei nichtamtsführende hat, wo dann auch
die Kontrolle durch die drei sichergestellt wäre.
Ich hätte auch den Vorschlag des ÖVP-Klubobmanns
Tschirf gerne diskutiert, auf zehn Stadträte zu reduzieren, dann wäre das dem
Wahlergebnis am entsprechendsten gewesen, nämlich zwei nichtamtsführende
Stadträte der ÖVP, ein nichtamtsführender Stadtrat der Freiheitlichen, ein
nichtamtsführender Stadtrat der GRÜNEN und sechs amtsführende Stadträte der Stadtregierung.
Das wäre ein dem Wahlergebnis entsprechender Einsparungsvorschlag gewesen, wie
wir meinen.
Alles andere, was heute auch beschlossen wird, ist
keine Einsparung, sondern ist im Grunde genommen nicht mehr und nicht weniger
als eine Verhöhnung des Wiener Wahlergebnisses und das zeigt nicht die Demut,
die Sie im Jahr 2001 als Bürgermeister auch erwähnt und gelobt haben!
Diese Demut auch zu leben, das ist das, was ich vermisse und das merke ich
heute im Namen meiner Fraktion auch kritisch an.
Wir haben auch von unserer Seite festzuhalten, dass
wir es gerne gesehen hätten, dass auch Sie als Bürgermeister bereit wären,
Verwaltungsagenden zu übernehmen, nämlich zu arbeiten und ein Ressort zu
übernehmen, wodurch man letztlich auch einen Stadtrat weniger hätte und der
Steuerzahler sich viel Geld ersparen würde.
Wir würden uns sehr, sehr freuen, wenn man wirklichen
Einsparungswillen in dieser Stadt leben würde und bereit wäre, auf die Dienstautos
zu verzichten so wie es auch unsere Landtagspräsidenten, nämlich Hans Römer und
Heidemarie Unterreiner, immer vorbildhaft vorgelebt haben. Leider Gottes wird
das nicht der Fall sein. Aber genau das wäre bürgernahe Politik,
Einsparungspolitik im Interesse der Steuerzahler. Genau deshalb melde ich mich
heute kritisch zu Wort, weil nichts anderes als ein Zusammenschluss von drei
Parteien in diesem Hohen Haus stattfindet - von der Stadtregierung, von Seiten
der GRÜNEN und von Seiten der ÖVP -, die sich hier zusammengetan haben, um sich
Pfründe abzusichern, in Wirklichkeit aber, um diese Pfründe auch mit einer
gewissen Schadenfreude zu genießen und gleichzeitig die Unverfrorenheit zu
leben, den kontrollierenden Stadtrat der Freiheitlichen abgeschafft zu haben,
der uns aufgrund des Wahlergebnisses zusteht. Und das verkaufen Sie dann noch
dazu den Wienerinnen und Wienern als Einsparungsmaßnahme! Das ist billig und
schlecht! (Beifall bei der FPÖ.)
Einsparungsmaßnahmen wären es,
würde man den
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