Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 88
Vermittlung kultureller Identität, sage ich und dafür steht meine Fraktion. Orientierung lässt sich nun einmal nicht aus der Cyberwelt herausholen. Marie Ringler, das möchte ich Ihnen sagen, weil Sie in der Hinsicht, was die Zukunft angeht, Medien und diese Dinge besonders favorisieren. Ich meine aber, dass das allein nicht genügt, weil ich mir bestimmte Dinge nicht herunterladen kann, und zwar kann ich die Teilnahme an einem kulturellen Gedächtnis nicht herunterladen. Das geht nun einmal nicht. Ich kann mich nicht nur informieren, es geht nicht nur um Können, um Geschicklichkeit, ich muss mich erinnern - das deutsche Wort "erinnern" kann das sehr gut - können, und zwar an unser historisch kulturelles Erbe. Das ist gerade in Zeiten der Globalisierung besonders wichtig. Ich sage, Zukunft ist Herkunft. Ich denke mir, gerade jetzt, in der Zeit, in der wir uns befinden, wo wir so nach außen gehen müssen - man nennt das Thema "global village" -, wir diese Entwicklung eigentlich nur aushalten können, wenn wir Geborgenheit in Kultur, Geschichte, Tradition und Sprache finden. Ich muss mich ja auch irgendwo wohlfühlen können. Ich meine, wir können auf unsere Kultur sehr stolz sein und ich glaube, es ist wichtig, dass wir auch unsere Kinder mit unseren Dichtern, Denkern, mit unseren Komponisten, Philosophen und Religionsstiftern vertraut machen. Das nenne ich auch kulturelle Geborgenheit anstatt einer einsamen Masse.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das war mein
Schlusswort. Wir stehen für Kontrolle, wirklich gute Konzepte, Information,
Qualität, Tradition, Ideen, Bildung und kulturelle Identität. Viele dieser
Schwerpunkte kann ich im Voranschlag für 2005 nicht ausmachen. Deswegen lehnen
wir ihn ab! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Woller. Ich erteile es
ihm.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter
Herr Kulturstadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Mit dem Redebeitrag des Andi Salcher wird der frühere
Kulturstadtrat Peter Marboe keine Freude haben. Er wird sich sicher nicht
darüber freuen können, dass er derzeit in einem sozialistischen
Kolchosenbetrieb par excellence beschäftigt ist. Ich finde, da muss man den
Peter Marboe wirklich schützen. Ich bin der Meinung, er ist derzeit nicht auf
der Gehaltsliste eines sozialistischen Kolchosenbetriebs.
Es ist auch sonst bemerkenswert, was der Andi Salcher
zu der Entwicklung der Vereinigten Bühnen in den letzten Jahrzehnten gesagt
hat. Er hat gesagt, da ist alles falsch gelaufen, da ist alles betoniert
worden. Also ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass StR Marboe diese
Politik hier fünf Jahre vertreten hat. Ich kann mich auch sehr gut daran
erinnern, dass die ÖVP unter dem damaligen Kulturausschussvorsitzenden Andi
Salcher das beschlossen hat. Also so ganz falsch kann diese langfristige
Entwicklung der Vereinigten Bühnen einfach nicht gewesen sein, weil sonst
hättet ihr ja fünf Jahre lang alles falsch gemacht! Das will ich nicht einmal
euch unterstellen! (GR Dr Andreas
Salcher: Diese Ära habe ich ausgenommen!) Wir haben diese Politik damals
auch mitgetragen. (GR Dr Andreas Salcher:
Es sind nicht fünf Jahre, sondern vier Jahre gewesen!) Also es stimmt
einfach nicht. Das ist leichte Oppositionspolemik, die du da betreibst.
Es ist auch falsch, dass wir im Schnitt
21 Millionen EUR für die Vereinigten Bühnen Wien beschließen. Seit
vielen Jahren ist das Förderungsniveau der Vereinigten Bühnen auf
14,5 Millionen EUR. Du weißt haargenau seit wann. Wir haben das
damals gemeinsam beschlossen.
Es stimmt auch nicht, dass die Bilanzen nicht
öffentlich zugänglich sind. Ganz im Gegenteil, die Bilanzen sind einsehbar. Wir
legen sie deshalb im Kulturausschuss nicht den Akten bei, weil wir bei allen
Theatern die Bilanzen nicht beilegen. Das würde wirklich auch alle Möglichkeiten
der Aktenbehandlung sprengen.
Die GRin Ringler hat ihren Redebeitrag auf einer
großen These aufgebaut, nämlich auf der großen These: "Die
Sozialdemokratie hat Zukunftsangst". Das ist so, wie wenn mein Sohn eine
Mathematikschularbeit macht, das ganze Beispiel fleißig und richtig
durchrechnet, aber man dann draufkommt, die Angabe hat er vom Aufgabenzettel
falsch abgeschrieben und daher ist das Ergebnis falsch. Genau so ist dies mit
deiner ganzen Rede. Es ist einfach falsch, weil die Wiener Sozialdemokratie
keine Zukunftsangst hat. Das heute hier vorliegende Kulturbudget und die
Theaterreformen, die wir derzeit umsetzen, sind der zur Politik gewordene
Beweis, dass die Wiener Sozialdemokratie keine Zukunftsangst hat, weder der
Kulturstadtrat noch die SPÖ-Fraktion! (Beifall bei der SPÖ.)
Es liegt offensichtlich in der Natur der politischen
Sache, dass Budgets, egal, wie auch immer sie vorgelegt werden, von der
Opposition abgelehnt und von der Regierung gutgeheißen werden. (GR Dr Andreas Salcher: Das kennen wir von
der Bundesebene her!) Das können wir offensichtlich auch nicht verändern,
wenn wir ein Budget wie das heutige vorlegen. Das heutige Kulturbudget ist
nämlich das höchste, das wir je gehabt haben, und zwar deutlich erhöht.
Trotzdem wird es von allen Oppositionsparteien abgelehnt. Das Kulturbudget der
Stadt Wien, das sich seit vielen Jahren international wie national auf einem
extrem hohen Niveau befindet, das Kulturbudget, das in den letzten Jahren immer
maßvoll und ständig gestiegen ist, wird im Jahr 2005 um 12 Prozent
erhöht. Wenn das kein Erfolg für die Kulturpolitik dieser Stadt ist, dann weiß
ich nicht mehr, was Budgets ausdrücken sollen. Das Kulturbudget der Stadt Wien
ist, das wird jetzt fad, das weiß ich, jedes Jahr das höchste, aber es ist diesmal
um 12 Prozent erhöht. Daher ist es eindeutig höher. Es ist das erste Mal,
dass das Kulturbudget der Stadt Wien mehr als 2 Prozent des Gesamtbudgets
der Stadt Wien ausmacht, nämlich eine Steigerung von 1,9 Prozent auf
2,1 Prozent Kultur- und Wissenschaftsanteil am Gesamtbudget der Stadt
Wien. Das ist zweifellos ein großer Erfolg, auf den wir stolz sein können. (Beifall
bei der SPÖ.)
Konkret heißt das in Zahlen, dass
das Budget von
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