Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 88
finden und ich glaube,
Prof Anton Zeilinger, auch über alle politischen Grenzen hinaus sicher ein
anerkannter, wenn nicht der anerkannteste österreichische Wissenschaftler ist,
der so etwas in die Hand nimmt, kann man einmal davon ausgehen, dass das
sozusagen Sinn macht.
Ich möchte daher gemeinsam
mit meinem Kollegen Dr. Matthias Tschirf einen Antrag einbringen, um
aufzuzeigen, dass wir bereit sind, konstruktive Mitarbeit zu leisten, wo wir
sagen, der Bürgermeister wird aufgefordert, nach Evaluierung der tatsächlichen
Kosten den Kostenanteil der Stadt Wien im Budget der nächsten Jahre zu
berücksichtigen und genügend Geld für die Realisierung einer University of Excellence
bereitzustellen.
In formeller Hinsicht wird
die Zuweisung dieses Antrags an den Herrn Bürgermeister verlangt. (Beifall
bei der ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und
Herren, Sie sehen, die Volkspartei, dort wo sie die Verantwortung hat, nämlich
auch in der Bundesregierung, tritt konsequent für die notwendigen
gesellschaftlichen Veränderungen ein. Wir haben keine Angst, Reformen dort
anzugehen, wo sie notwendig sind, wenn sie im langfristigen Interesse der
Menschen sind. Dort, wo die SPÖ Wien bereit ist, Ähnliches zu machen, sei es im
Kulturbereich, wenn der StR Mailath-Pokorny hier eine Theaterreform angeht,
bekommt er von uns die volle Unterstützung. Wenn er dagegen Zustände wie bei
den Vereinigten Bühnen betoniert, dann bekommt er von uns den vollen Widerstand.
Wenn der Bürgermeister der Stadt Wien auch nur einen Funken einer Vision
erkennen lässt, wie zum Beispiel bei der Unterstützung der Idee einer
Eliteuniversität, dann bekommt er die volle Unterstützung der Wiener
Volkspartei, wenn er wie zum Beispiel bei der notwenigen Pensionsreform für die
Gemeindebediensteten, einfach nur zumacht und die Notwendigkeit nicht erkennt,
dann bekommt er von uns einen entsprechenden Wiederstand. Das ist eine harte,
konsequente und ehrliche Oppositionspolitik, für die die Volkspartei steht! (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau Magistra Unterreiner. Ich
erteile es ihr.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Kulturstadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Mir fällt auf, dass Sie die Anrede Magister mit
Magistra ausdrücken, was wirklich außergewöhnlich und erfreulich ist. Das hat
mir irgendwie gefallen.
Wir sind beim Voranschlag der Geschäftsgruppe Kultur.
Wie Sie sich vorstellen können, meine sehr geehrten Damen und Herren, sehen wir
den Voranschlag für 2005 als Fortschreibung politischer Fehler, als
Festschreibung fataler politischer Fehler. Unserer Meinung nach geht die
Kulturpolitik gesellschaftspolitisch einen falschen Weg. Ich habe mir hier
einige Schlagworte am Anfang aufgeschrieben und möchte dann in meiner Rede
darauf eingehen: Verschleierung anstatt Transparenz und Kontrolle, Chaos
anstatt Konzept, Geldverschwendung anstatt sinnvoller Förderung, Quantität
anstatt Qualität, Destruktion anstatt Tradition, Ideologie anstatt Idee,
Nivellierung anstatt geistiger und seelischer Reichtum, Mangel anstatt Bildung,
Einheitsbrei anstatt kultureller Identität, Verschleierung anstatt Transparenz
und Kontrolle.
Wir alle kennen das große Schlachtschiff der
Vereinigten Bühnen. Wir alle kennen das Beispiel der Vereinigten Bühnen. Es
interessiert mich, dass plötzlich auch die ÖVP so dagegen ist. Jahrzehntelang
hat sie Subventionen zugestimmt. Die Freiheitliche Partei war die einzige
Partei, die seit vielen Jahren immer wieder darauf hingewiesen hat, dass hier
eine Geldverschwendungsmaschine erster Klasse unterwegs war. Wir haben immer
wieder konstruktive Vorschläge eingebracht. Wir haben nicht einfach nur
abgelehnt, sondern wir haben immer darauf hingewiesen, wie man diese Sache
verbessern könnte.
Jüngst, als eine gute Sache angegangen wurde, und zwar
die Reform der Zurückführung des Theaters an der Wien in ein klassisches
Musiktheater - Sie haben das unterstützt, Herr StR Mailath-Pokorny, das war ein
guter Schritt von ihrer Seite -, hätte man Gelegenheit gehabt, die restlichen
Dinge der Vereinigten Bühnen, also die Musicalbühnen, einer Reform zuzuführen.
Man hat diese Gelegenheit wieder einmal nicht ergriffen. Man hätte damals sagen
können: Jetzt sind die beiden Bühnen übrig - das Ronacher und das Raimund
Theater, überlegen wir einmal, ob wir das nicht privatwirtschaftlich führen
könnten oder ob man private Partner hineingibt. Wir alle sprechen immer wieder
darüber, die GRÜNEN tun das auch, dass natürlich die Musicals ein
Wirtschaftsfaktor sein können. Es könnte wie ein Konzern geführt werden. In den
anderen Ländern wird das überall auch so gemacht. Sie heißen auch
Kommerzmusicals. Zum Beispiel verdient Lloyd-Webber sehr viel Geld damit,
deswegen Kommerzmusicals. Man muss nicht in so eine Sparte noch einmal
Subventionen hineinfließen lassen. (Beifall bei der FPÖ.)
All unsere Vorschläge wurden immer wieder abgetan.
Man hat hier etwas versäumt, weil man schon vor vielen Jahren damit hätte
beginnen können und hätte dann das Geld, das wirklich notwendig wäre in anderen
Sparten, sinnvoll verwenden können. Außerdem unsere Vorschläge nach
Quartalsberichten; immer wieder haben wir gesagt, es ist doch vollkommen
unmöglich, dass man so ein großes Schlachtschiff, das so viele Subventionen
bekommt, vollkommen ohne Kontrolle einfach schalten und walten lässt. Wir haben
immer wieder gesagt, wir sind 100 Abgeordnete und wir haben eigentlich von
den Wählern die Pflicht, dass wir mit öffentlichen Geldern sorgsam umgehen;
aber wir haben gar keine Möglichkeit, das zu kontrollieren! Es wäre notwendig
gewesen, dass hier eine Möglichkeit geschaffen worden wäre.
Wenn heute Herr Dr Salcher von
seinem Stadtrat, dem so genannten bürgerlichen Stadtrat, gesprochen hat, der
unserer Meinung nach nicht der bürgerliche Stadtrat war, denn unserer Meinung
nach hat Marboe die Pasterk'sche Kulturpolitik fortgeführt, hätte dieser
natürlich in seiner Ära sehr wohl Zeit gehabt, etwas zu
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