Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 102 von 121
Bestes gewollt, und auch
ich schließe mich an: Auch ich schätze Sie als Person sehr, aber Sie sind neben
Ihrer eigenen Führungsschwäche vor allem an dem System und an den Strukturen
gescheitert. Sie haben in Ihrem bisherigen Leben in anderen Bereichen durchaus
Erfolge gehabt, und ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie das auch in Zukunft haben.
(Beifall bei der ÖVP und bei den GRÜNEN.)
Namens meiner Fraktion will ich aber allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gesundheitsbereich, vor allem jenen, die
vor Ort grundsätzlich unter sehr, sehr schwierigen Bedingungen arbeiten und im
letzten Jahr vielleicht im Besonderen, recht herzlich danken. (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Mag Kowarik. Ich bitte ihn zum Rednerpult.
GR Mag Helmut Kowarik (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Der Rechnungsabschluss ist traditionell jene
Gelegenheit, bei der man Rückblick auf das vergangene Budgetjahr halten kann.
Und dieser Rückblick im Gesundheitsbereich ist diesmal ein Rückblick, der durch
sehr viele Höhepunkte, leider vor allem negative Höhepunkte, gekennzeichnet ist
und auch das eine oder andere gebracht hat, was durchaus heute zu besprechen
ist.
Ich möchte nun eine chronologische Aufzählung der
verschiedenen Vorkommnisse machen, die uns bewegt haben, worüber diskutiert
worden ist, ohne eine 100-prozentige Aufzählung aller Dinge zu bringen, die
sich wirklich ereignet haben. Ich möchte gleich damit beginnen, dass das Jahr
2003 für den Gesundheitsausschuss dadurch gekennzeichnet war, dass aus blitzblauem
Himmel, möchte ich sagen, ein Fonds Soziales Wien eingerichtet wurde, dass
gesagt wurde, dass dieser plötzlich im Rahmen des Gesundheitsausschusses zu
betreuen ist, dass der Ausschuss dafür zuständig ist. Kein Mensch wusste, was
es mit dem für eine Bewandtnis hatte. Man wusste lediglich, dass es bei einer
Klubklausur der SPÖ zu so einem Beschluss gekommen ist, und wir mussten uns bis
heute mit diesem Beschluss herumschlagen, ohne zu wissen, was hier endgültig
passiert und was geschehen wird.
Darüber hinaus ist auch festzuhalten, dass sich das
Ressort Gesundheit entscheidend und ganz groß ausgeweitet hat, weil plötzlich –
auch über Nacht, möchte ich wieder sagen – Soziales dazugegeben wurde. Das
erfolgte zu einem Zeitpunkt, wo eigentlich meiner Ansicht nach mit aller Kraft
hätte über das Gesundheitsressort debattiert werden müssen, wo Maßnahmen hätten
gefunden werden müssen, dieses Gesundheitsressort in der richtigen Art und
Weise zu leiten und weiterzuführen.
Aber es geht dann noch weiter. Im Sommer 2003 haben
uns die Ereignisse im Geriatriezentrum Lainz, wie soll ich sagen, erreicht und
für lange Zeit beschäftigt, obwohl es sehr lange Zeit gedauert hat, bis darüber
diskutiert werden konnte. Ich möchte in diesem Zusammenhang feststellen, dass
ich bis heute vom Patientenanwalt eigentlich nichts Wesentliches zu diesen
Vorfällen gehört habe. Ich muss auch feststellen, dass wir damals die
Geriatriekommission, die es sehr wohl schon gegeben hat, auf Antrag einberufen
mussten, damit in den zuständigen Gremien darüber diskutiert wird, und dann ist
es doch irgendwie "Schlag auf Schlag" – unter Anführungszeichen –
gegangen.
Es hat eine Erklärung der Frau Stadträtin gegeben, in
der festgestellt wurde, dass Fehler passiert sind, et cetera et cetera. Dann
hat es viele Erklärungen des Herrn Bürgermeisters gegeben, über die man
vielleicht im Einzelnen noch diskutieren muss. Eine Erklärung war zum Beispiel,
dass er eine Pflegeheimkommission einrichtet – er hat anscheinend selbst nicht
ganz gewusst, was das für eine Pflegeheimkommission sein wird –, die bis Juni
2004 einen Endbericht vorlegen wird. Na, wir werden ja sehen, was am Donnerstag
von dieser Pflegeheimkommission hier für ein Bericht vorgelegt wird.
Dann haben wir gehört – auch vom Herrn Bürgermeister
initiiert, zusammen mit dem Wiener Patientenanwalt –, dass eine weitere
Pflegeheimkommission etabliert worden ist, die ebenfalls bis April oder Mai
hier Vorschläge beziehungsweise Erkenntnisse zum Besten geben soll. Leider
haben wir bis heute nichts bekommen, vielleicht bekommen wir etwas am
Donnerstag.
Dann haben wir auch die Erklärungen des Herrn
Bürgermeisters zur Kenntnis nehmen müssen, dass er dafür sorgen wird, dass eine
Pflegemilliarde zur Verfügung gestellt werden wird. Das ist eine sehr
interessante Milliarde. Sie kennen ja die Entstehungsgeschichte. Unsere Frau
StRin Landauer hat anlässlich der Vorfälle von Lainz festgehalten, dass es nur
durch viel Geld möglich ist, die ganzen Zustände zu ändern, und hat eine
Pflegemilliarde gefordert, allerdings eine Pflegemilliarde pro Jahr. Der Herr
Bürgermeister hat das aufgegriffen und hat die Pflegemilliarde für sich in
Anspruch genommen. Allerdings konnten wir bis heute noch nicht feststellen,
woher diese Pflegemilliarde kommen wird. Er hat sich meiner Ansicht nach selbst
verstrickt, indem er unter anderem festgestellt hat, dass diese Pflegemilliarde
zum Beispiel aus den Rücklagen des Krankenanstaltenverbundes kommen soll. Und
darüber werden wir noch reden, wie es mit diesen Rücklagen des
Krankenanstaltenverbundes ausschaut. Jedenfalls: Weder hier im
Rechnungsabschluss noch in Budgetüberschreitungen oder Ähnlichem haben wir von
dieser Budgetmilliarde etwas gehört.
Dann darf ich auch noch etwas feststellen: Wir haben
voriges Jahr im Sommer einen Antrag gestellt und haben gefordert, einen
Bedarfs- und Entwicklungsplan für pflegebedürftige Menschen aufzustellen
beziehungsweise zu errichten. Dieser Antrag wurde – fast kann man sagen,
selbstverständlich – abgeschmettert. Allerdings – das ist eine späte Genugtuung
– im Geriatriekonzept, das irgendwann einmal vorgelegt werden wird, wurden
unsere Forderungen fast wörtlich übernommen.
Das ist symptomatisch für die Art
und Weise, wie hier seit vielen Jahren Politik gemacht wird: Alle Vorschläge,
die von der Opposition gekommen sind und die durchaus
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular