Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 121
Kinodrehbuchautorinnen finden. Roland Teichmann, der seit Mai 2004 der neue Direktor des Österreichischen Filminstituts ist, hat es so formuliert: "Momentan sieht es so aus, dass die Zukunft des österreichischen Films jung und weiblich ist." Gut so!
Aber diese Filme brauchen neben der maßgeschneiderten
Förderung durch den Film Fonds Wien natürlich auch Abspielstätten und
Schwerpunktveranstaltungen. Durch den gezielten Einsatz der Kinoförderung
konnten sowohl das Metro- als auch das Gartenbaukino mit sehr eigenständigen
Aufführungen beziehungsweise Retrospektiven die Vielfalt des Filmangebots
dieser Stadt erweitern und kleine Festivals wie "Tricky Women" und
große Festivals wie die Viennale ermöglichen.
Dass auch die fast schon traditionellen
Musikfestivals wie OsterKlang oder KlangBogen Wien mit außergewöhnlichen
Musiktheater-Projekten im Theater an der Wien, im Semper-Depot und im Ronacher
punkten konnten mit Auslastungen von 95 beziehungsweise über 97 Prozent,
macht nicht nur den Wienern und Wienerinnen die Qual der Wahl "wohin am
Wochenende?", "wohin am Abend?", "wohin untertags?"
nur noch größer. Denn Kultur findet in Wien ja längst nicht mehr nur abends
statt, und die Entscheidung zwischen "Langer Nacht der Musik",
"Sex in the City" - aber nicht in Fernsehen, sondern in der
Kunsthalle Wien -, Kultursalon Hörbiger, Filmfrühstück, philosophischem Café im
Aktionsradius Augarten, Wiener Vorlesungen oder "Quasi una Fantasia"
im Jüdischen Museum schreit fast schon nach einer Beratungsstelle für
Kulturkonsumenten. Denn eine Beratungsstelle für Kulturarbeit gibt es zum Glück
ja schon.
Ja, Kulturarbeit ist eine Investition in die Zukunft,
und Wien investiert in Kultur. (Heiterkeit des GR Günther Barnet.) Wien
ist ja nicht nur der Wirtschaftsmotor Österreich. Hier beträgt die
Forschungsquote mit 3,7 Prozent des Bruttoregionalprodukts doppelt so viel
wie die im gesamten Österreich, dort ist sie ja nur 1,9 Prozent. Und wenn
ich Sie schon mit "schnöden Zahlen" - Zitat Marie Ringler - quälen
muss: Das Kulturbudget der Stadt Wien hat im Vergleich zum Voranschlag 2003
eine Steigerung von 6,94 Prozent, das der MA 7 sogar von
8,77 Prozent erfahren, während gleichzeitig die Personalkosten durch gesteigerte
Effizienz gesenkt werden konnten.
Wien investiert in Kultur, ist dabei flexibel und
effektiv, bietet Anreiz und Nachhaltigkeit und "Heißes Wasser für
alle", um eine Aufführung von Gesine Danckwart im Schauspielhaus zu
zitieren. Wien holt Frauen in Leitungsfunktionen und Joe Zawinul ins
"Birdland". Wien hat ein Herz für Kinder und für Georges Tabori,
gedenkt Sir Peter Ustinovs und Jacques Tatis, holt die Sterne in den Augarten
und das Kino auf das Dach der Hauptbücherei. Wien springt ein, wo der Bund
junge Künstler über die Klinge springen lässt. Wien lässt lesen, "Eine
Stadt Ein Buch", wo andere nur Erbsen zählen. Wien lebt, tanzt und lacht,
und das hat gar nichts mit Fasching zu tun!
Ich habe einmal einen Werkelmann gefragt, was das
Wesen der guten Musik sei. (Ruf bei den GRÜNEN: Das Drehen!) Er hat
gesagt: Gleichmäßig die Kurbel drehen! Die Wiener Stadtregierung sorgt für
diese Kontinuität und setzt mit ihrer Kulturpolitik die richtigen Akzente und
Prioritäten.
Ich möchte mich bei allen Beamten und Beamtinnen der
MA 7, 8 und 9, bei allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Kulturamts
der Stadt Wien bedanken und wünsche ihnen einen erholsamen Sommer voller
Freunde und Anarchie, ganz im Sinn von Jacques Tatis "Monsieur
Hulot". - Danke schön. (Beifall bei
der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächste Rednerin ist Frau GRin Sommer-Smolik genannt. Ich erteile ihr das
Wort.
GRin Claudia Sommer-Smolik (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Meine Damen und Herren!
Nach den blumigen Ausführungen meiner Vorrednerin
möchte ich mich der Wissenschaft widmen, die ja in diesem Ressort ebenso
ressortiert. Es ist schon bezeichnend, dass der Herr Vizebürgermeister in
seiner Rede in der Generaldebatte zwar über die Wirtschaftsförderung gesprochen
hat, nämlich 152 Millionen, worin die Technologieförderung inkludiert ist,
aber nicht über die Wissenschaftsförderung. Das zeigt, dass in Wien die
Wissenschaftsförderung, obwohl hier sehr viel passiert, nach wie vor allein von
der Bedeutung von der Beachtung her immer noch hinter der Wirtschaftsförderung
rangiert. Ich würde mir wünschen, dass wir dies irgendwann einmal auch ändern,
dass wir, wenn wir über Wissenschaft reden, auch tatsächlich über die Wissenschaft
und nicht nur über die Wirtschaftsförderung reden.
Es ist schon klar, dass über die Wirtschaftsförderung
im Technologiebereich und im Wissenschaftsbereich sehr viel für die Unternehmen
passiert. Das ist auch gut so. Aber ich glaube, dass wir über die
Anwendungsorientierung hinaus noch andere Bereiche in dieser Stadt abzudecken
haben, die nach wie vor nicht sehr gut und nicht sehr hoch subventioniert
werden.
Die Stadt Wien bekennt sich ja eigentlich auch zu dem
anderen, zur Wissenschaftsförderung. Wenn man dann eine OTS vom 22. Juni,
in der es um 6 Millionen EUR für die Forschungsförderung gegangen
ist, von Häupl und Rieder sieht, wenn man dann liest, dass Wien als Metropole
grundlagenorientierte Forschung ebenso wie angewandte betriebliche Forschung
benötigt, oder: "Die Grundlagenforschung schafft die Voraussetzung für die
nachfolgende Entwicklung neuer Produkte und Verfahren. Darüber hinaus ist der
Innovationsprozess durch vielfältige Wechselwirkungen zwischen den
verschiedenen Stadien der Innovation gekennzeichnet. Politische Maßnahmen
müssen diesen Verflechtungen Rechnungen tragen, und daher engagiert sich Wien
in der ganzen Breite der Forschung, von der wissenschaftlichen Grundlagenarbeit
bis hin zum Technologietransfer", dann sind das schöne Worte, aber leider
wird diesem großartigen Transfer, diesen großartigen Verflechtungen nach wie
vor meiner Meinung nach viel zu wenig Respekt und Aufmerksamkeit
entgegengebracht.
Diesen fehlenden Respekt und diese
fehlende Aufmerksamkeit sehe ich auch, wenn man die 45 Seiten
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