Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 121
eher diejenigen einladen, die sich Sorgen machen müssen, ob es in Zukunft auch noch soziale Hilfestellung gibt.
Jetzt kann man sagen, das ist die übliche Kritik der
Opposition an Einrichtungen der Stadt Wien. Nur, wir sind hier in bester
Gesellschaft. Ich komme noch einmal auf den Bericht des Volksanwaltes Dr Peter
Kostelka zu sprechen. Es ist nicht sein persönlicher Bericht, sondern es ist
ein Bericht, der von der gesamten Volksanwaltschaft so vertreten wird. Er setzt
sich auseinander mit dem Kapitel 8, Geschäftsgruppe Gesundheit und Soziales,
und dafür sind Sie, Frau Vizebürgermeisterin, ja in diesem Berichtszeitraum,
den der Rechnungsabschluss umfasst, noch verantwortlich gewesen.
Kostelka schreibt hier über die Privatisierung vom
bedürfnisnahen Fonds Soziales Wien. Er gliedert seine Darstellung in mehrere
Grundsatzbereiche. Ausgliederung sei kein Allheilmittel. Das ist interessant,
das ist ein Bereich der Sozialpolitik, wo ich meine, dass das eine
Kernverantwortung der Kommune ist, Sie überhaupt kein Problem haben
auszugliedern, aber im Bereich der Bäder, und ich würde einmal meinen, dass die
soziale Versorgung höherrangig zu bewerten ist für die Kommune als die
Versorgung mit Bädern, da bleiben Sie bei der Magistratsorganisation.
Also Kostelka schreibt hier: "Ausgliederung ist
kein Allheilmittel." Er fordert eine Differenzierung zwischen Bürgern mit
Rechten und Pflichten, sozialer als Qualifizierung zwischen Kunden mit und ohne
Geld, und er stellt die Frage, ob die Zuständigkeitsübertragung auf den Fonds
Soziales Wien tatsächlich kostengünstig ist, denn er befürchtet die effiziente
Kontrolle und fordert schlussendlich eine Änderung der Stadtverfassung, damit
auch die Volksanwaltschaft das Recht hat, diesen Fonds Soziales Wien überprüfen
zu lassen.
Meine Damen und Herren! Ich glaube, dass wir mit dem
Fonds Soziales Wien hier einen Schritt gehen, wo die Befürchtungen, die
Kostelka in seinem Bericht zum Ausdruck bringt, zutreffen werden. Es werden
diese Befürchtungen genauso zutreffen wie unsere Befürchtungen zugetroffen sind
hinsichtlich der Budgetentwicklung. Es haben alle Zahlen, die wir Ihnen
vorgelegt haben, jetzt im Rechnungsabschluss ihre Bestätigung gefunden. Ich
glaube, dass der Schluss zulässig ist, dass das in den anderen Bereichen kaum
besser werden wird. Und es gibt daher eigentlich überhaupt keinen Grund, warum
wir gegenüber der Position, die wir seinerzeit bei dem Misstrauensantrag im
Jänner eingenommen haben, auch nur einen Funken abweichen sollen.
Frau Stadträtin, ich glaube, dass die
Regierungsumbildung hier in Wien eine Chance gewesen wäre, auch in Ihrem Bereich
zu neuen Ufern aufzubrechen. Allein der Herr Bgm Ökonomierat Dr Häupl hat die
Chance nicht wahrgenommen. Das ist schade. Schade für die Stadt, schade für die
Menschen dieser Stadt. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Frauenberger. Ich erteile es ihr.
GRin Sandra Frauenberger
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr
geehrte Damen und Herren!
In den überaus schwierigen, wirtschaftlich
dramatischen Zeiten mit all den damit verbundenen Verschärfungen, die wir durch
die Bundesregierung zu spüren bekommen, und trotz dieser sehr schwierigen
Rahmenbedingungen, die wir gerade in dieser Politik erleben, steht Wien, steht
die Stadt Wien, steht die sozialdemokratische Fraktion, steht die
Geschäftsgruppe zu ihrer Verantwortung. Im politischen Schlachtfeld steht uns
der ausverkaufende, aber auch der verantwortungslose Bund gegenüber. Im Sinne
von Verantwortung, wie sie heute hier schon ein paar Mal eingefordert wurde,
möchte ich darauf ganz besonders verweisen.
In Wirklichkeit befinden wir uns in einer
gesellschafts-politischen Auseinandersetzung. Der Kollege Strobl hat das heute
schon sehr stark hier veranschaulicht, indem er von Maßnahmen der
Bundesregierung gesprochen hat, die letztendlich allesamt in eine konservative
Richtung gegangen sind, nämlich in die Richtung der Familiarisierung, weit weg
von eigenständigen, individuellen Konzepten, wie wir sie als sozialdemokratische Fraktion vertreten. Und wir
kämpfen gegen dieses Wertebild der Bundesregierung. Wir kämpfen für ein anderes
Wertebild und auch für ein anderes Frauenbild. Und unter aktiver
Arbeitsmarktpolitik und Wirtschaftspolitik sehen wir immer noch das beste
Konzept für eine gute, sehr verantwortungsvolle Sozialpolitik.
Die Bundesregierung tut eigentlich Gegenteiliges.
Länder und Gemeinden stehen steigender Arbeitslosigkeit und immer
leistungsbedürftigeren SozialhilfeempfängerInnen gegenüber. Immer mehr Menschen
sind auf unsere Sozialnetze angewiesen, und es gibt massive Einschnitte in der
Bildungspolitik, in der Arbeitsmarktpolitik, in der Jugendpolitik und in der
Frauenpolitik. Wir stellen uns diesen schwierigen Aufgaben und können auf einen
sehr, sehr erfolgreichen Rechnungsabschluss zurückblicken für das Jahr 2003.
Ich möchte mich daher gleich zu Beginn und an dieser Stelle bei allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die hervorragende, aber auch
herausfordernde Arbeit bedanken. Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Uns als sozialdemokratische
Fraktion geht es um die sozial Schwachen, die Arbeitslosen, die SchülerInnen,
die Lehrlinge, die LehrerInnen, aber auch die Jugendlichen, die eine Zukunft
brauchen. Und leider brauchen wir sehr, sehr viel Energie, um aus der
hinterlistigen Spirale auch heraustreten zu können, die da heißt: Der Bund
kürzt oder schafft ab (GR Walter Strobl:
Wo? Beispiele!) und Wien übernimmt dann immer die volle Unterstützung oder
rettet. Das ist eine sehr sarkastische Verantwortungslosigkeit von Ihrer Seite.
Sie verdrehen permanent die Tatsachen. Gerade Sie von Schwarz-Blau hier in Wien
nehmen sich überhaupt aus der Verantwortung heraus. Und auch bei den GRÜNEN
habe ich immer öfter so die Vermutung, dass es ein AdressatInnenproblem gibt,
wenn es darum geht, Einsparungen zu kritisieren. Es ist so und es bleibt so,
dass die
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