Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 121
Gutachten erstellen müssen, damit doch noch eine
Sitzung stattfindet, meine sehr geehrten Damen und Herren. Das ist nicht Demut,
das ist alles andere als Demut, das ist Übermut, das ist Leichtsinn, Leichtsinn
auf Kosten der Wienerinnen und Wiener. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir sehen es ja
auch noch in dieser Woche, wie hier Gesetze so einfach schnell hingeworfen
werden (GR Godwin Schuster: Was? Wo?), einfach nicht vorbereitet wird.
Schauen wir uns etwa an, wie das aussieht im Landtag, was hier an Gesetzen
kommt, die teilweise schon lange einer Beschlussfassung harren, oder wie es
etwa aussieht mit der Neuordnung der Sozialagenden. Da wird husch-pfusch etwas
hier eingebracht und drübergezogen. Husch-pfusch, so wie die
Untersuchungskommission einfach beendet wird. Im Kartenspiel sagt man: Da wird
einfach zugedreht. (GR Christian
Oxonitsch: Drüben gibt es nicht einmal eine Untersuchungskommission! Das ist
die Realität! Die hier hat neun Monate gearbeitet!) In der Demokratie
sollte es ein Zudrehen nicht geben. (GR
Godwin Schuster: Haben Sie gestern den Herrn Justizminister gehört? Zehn
Minuten vor Beginn der Sitzung kamen 300 Seiten, die man zur Kenntnis zu
nehmen hat!) Demokratie heißt diskutieren. Und wenn die SPÖ einmahnt, dass
Untersuchungskommissionen stattfinden, bitte, das kann man doch hier beweisen
in dieser Stadt. Also genau hier könnte man ja den Beweis erbringen: Schauen
wir uns das alles an, schauen wir uns alle die Themen an. Da wird doch ein
Toter gefunden am Dachboden. Über das wird nicht mehr diskutiert, meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Herr Schuster, ich
würde Ihnen eines empfehlen: Beschäftigen Sie sich einmal mit dem Thema Wien,
mit den Wienerinnen und Wienern, und nicht immer mit dem, was sich auf
Bundesebene abspielt. Beschäftigen Sie sich damit. Weil da geht es eigentlich
um das, was die Wienerinnen und Wiener betrifft, und nicht, dass man sagt, der
Bund ist schuld, der Bund ist schuld, der Bund ist schuld, und sich nicht mit
dem beschäftigt, was Wien betrifft. Beschäftigen Sie sich mit der Situation des
Arbeitsmarktes, oder zum Beispiel damit, wie es im Pflegebereich zugeht, und
nicht zudrehen. Das ist einfach nicht das, wie man in der Demokratie umgeht.
Sie haben zugedreht! Sie haben die Demokratie abgewürgt! (Beifall bei der ÖVP.) Sie haben Untersuchungen nicht zugelassen!
Das ist die Situation, und das ist ein Skandal, ein Skandal, den Sie zu
verantworten haben! (GR Christian Oxonitsch: Die Untersuchungskommission hat
neun Monate gearbeitet! 70 Stunden!)
Meine Damen und Herren! Also das ist ja unglaublich!
Die SPÖ will, dass zugelassen wird, und dreht gleichzeitig wenige Tage davor
eine Untersuchungskommission ab! Sie dreht ab zu einem Zeitpunkt, wo es
unangenehm wird! Sie dreht ab, damit man nicht die zwölf Monate, die in der
Verfassung geregelt sind, entsprechend nutzen kann! Ich verstehe wirklich
nicht, das heißt, ich verstehe es schon, weil da geht es ja um nichts anderes,
als dass man sich mit Unangenehmem nicht auseinander setzen muss.
Meine Damen und Herren! Kehren Sie zu dem zurück, was
eigentlich die Aufgabe dieses Hauses wäre: Sich mit dem auseinander zu setzen,
was die Probleme dieser Stadt sind, mit den Problemen am Arbeitsmarkt, mit den
Problemen im Bereich der Wirtschaftspolitik, mit den Problemen im
Pflegebereich. Wenn ein solches Budget vorliegt und über ein solches Budget
beim Rechnungsabschluss diskutiert wird, findet das sicherlich unsere
Zustimmung. Dieser
Rechnungsabschluss kann unsere Zustimmung aber nicht finden. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr Mag Kabas. Bitte.
GR Mag Hilmar Kabas (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr
Vizebürgermeister! Sehr geehrter Vorsitzender!
In dem Bericht des Herrn Vizebürgermeisters und
Finanzstadtrats war so herauszuhören: Es ist alles in Ordnung, und dort, wo
etwas nicht in Ordnung ist, ja, da sind die anderen schuld. Und kein kritisches
Wort zur eigenen Arbeit und zu den Fehlentwicklungen, die es leider in dieser
Stadt auch gibt. Bei allem Lebenswerten, das Sie in dieser Stadt finden, und
als gebürtiger Wiener, so wie ich, bin ich auch sehr stolz auf die Heimatstadt,
muss man doch sagen, und ich werde mich schwerpunktmäßig natürlich damit
beschäftigen, dass in Wien eben vieles nicht in Ordnung ist, dass die
Wirtschaftspolitik nicht in Ordnung ist, die Standortpolitik nicht in Ordnung
ist, die Arbeitsmarktpolitik nicht in Ordnung ist, dass wir da tatsächlich auf
den letzten Platz in ganz Österreich zurückgerutscht sind.
Und wenn Sie, Herr Finanzstadtrat, ein Inserat hier geschwenkt
haben aus irgendeiner Zeitschrift, dass Wien angeblich irgendwo an erster
Stelle ist, das haben Sie wahrscheinlich selber bezahlt, dann kann ich nur
sagen: Schauen Sie sich doch um seriöse Quellen um, damit Sie nicht ihre
eigenen Schmähs glauben. Denn Sie fallen ja auf Ihre eigenen Schmähs hinein und
glauben wirklich, Sie machen eine gute Wirtschafts- und Budgetpolitik. Aber so
ist es nicht, und ich werde mich jetzt noch damit beschäftigen.
Aber ich möchte Ihnen eine wirklich seriöse
Untersuchung vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung kurz
vorhalten, damit Sie sich vielleicht mit diesen Untersuchungen und mit diesen
Analysen beschäftigen, damit Sie sehen, wo die Schwachstellen der Wirtschafts-,
Budget- und Arbeitsmarktpolitik sind, und vielleicht doch einen Anlauf nehmen,
das in den kommenden Zeiten zu verbessern.
Wenn man hier die regionale
Dynamik von Wien seit Mitte der neunziger Jahre anschaut, dann, so sagt das
Wirtschaftsforschungsinstitut, ist diese Dynamik ständig hinter dem
Durchschnitt von Österreich zurück, sowohl zu der Zeit, als die Konjunkturlage
Ende der neunziger Jahre gut war, als auch dann bei der schlechten
Konjunkturlage. 2000, 2001, 2002 schlägt diese schlechte Konjunkturlage viel
stärker durch. Und das Wirtschaftsforschungsinstitut meint wörtlich, und das
sollte
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