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Gemeinderat, 35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 26 von 120

 

Dinge. Alles bis hin zu den Gagen der Künstler ist schon geplant, alles ist schon fixiert. Es kann jeder nachlesen, was der Herr Harnoncourt für eine Gage bekommt.

 

Es gibt auch den Peter Sellers mit dem bereits geplanten Festival „New ground hope“, wo auch Auftragswerke rund um „Die Zauberflöte“, „Titus“ und dem „Requiem“ zu sehen und zu hören geben wird. Das ist alles schon budgetiert und geplant. Beispielsweise bekommt der Herr Sellers 2003 70 000 EUR, 2004 80 000 EUR, 2005 100 000 EUR und 2006 150 000 EUR für seine Tätigkeiten.

 

Dann gibt es noch den von der Frau Ringler erwähnten Herrn Dr Partaj, der als Koordinator oder wie wir heute Früh gehört haben, als interner Koordinator - das sind so Feinheiten, da muss ich mich natürlich erst daran gewöhnen - bis zum Mozartjahr präsent sein wird und die Veranstaltungen auch irgendwie koordiniert und der bekommt bis dahin pro Jahr auch zirka 35 000 EUR.

 

Man fragt sich also, was genau macht Dr Marboe im Mozartjahr? Ist er der Koordinatoren-Koordinator, sozusagen ein Superintendant? (StR Dr Peter Marboe: Klingt gut!) Gut, bitte? (StR Dr Peter Marboe: Klingt gut!) Klingt gut, Superintendent. Ich glaube, Sie sind Katholik, Superintendent geht nicht, vielleicht geht Superintendant. Aber auf jeden Fall ist er ein begnadeter Eröffnungsredner, nicht? Ich habe ja noch kaum jemanden gekannt, bei dem jeder Satz ein Zitat ist. Das muss man bewundern oder anerkennen. Also so gesehen ist es sicher ein guter Griff.

 

Auch haben Sie gesprochen, dass das ein Kulturjahr und kein Spektakeljahr werden wird. Das finde ich natürlich jetzt schade, weil ich mich auf den Mozartcontainer schon gefreut hätte, aber wahrscheinlich, nachdem der Schlingensief jetzt auch schon inszeniert (GR Mag Harald STEFAN: Endlich normal!), hoffe ich doch, dass ich dann eingeladen werde, wenn es so eine Inszenierung vom Schlingensief gibt. Das werde ich mir natürlich anschauen. (StR Dr Peter Marboe: Danke für die Idee!) Und keine Mozartinsel? (StR Dr Peter Marboe: Danke für die Idee!) Nein, das gibt es in Bayreuth auch schon. Also das ist ja nicht so was Neues, nicht? Ich war sogar auf der Viennale und was sah ich dort an drei Tagen? Nur Baumstämme ohne dass wer oben gesessen ist. Und jetzt enttäuschen Sie mich auch, indem Sie ein Kulturjahr und kein Spektakeljahr herbeiführen wollen! Keine Mozartinsel, um Gottes Willen, keine Mozartinsel! Vielleicht nicht einmal riesige Mozartkugeln aus Plastik, so wie diese herrlichen Lipizzaner mit den Werbeaufschriften, die unsere Innenstadt jetzt so lange geziert haben. Naja gut, lassen wir uns überraschen.

 

Ich bin sicher (Heiterkeit bei der FPÖ.), selbst wenn diese kurzfristig erfundenen Aufgaben noch so schwierig sind, noch so schwierige Koordinationsaufgaben sind, welche die ganze Kraft einer in sich gefestigten, durch und durch überzeugten Persönlichkeit bedürfen, Dr Marboe wird das sicher bestens meistern. Und eines ist klar: Alle Fraktionen begrüßen diesen Schritt, wenngleich vielleicht auch aus unterschiedlichen Gründen.

 

Also ich meine, für die SPÖ ist es klar, dass es für Herrn StR Mailath-Pokorny besser ist und da gibt es zumindest drei gute Gründe:

 

1. Die ewigen endlosen Diskussionen und Zwiegespräche, die wohlgemeinten Ratschläge von Stadtrat alt an Stadtrat neu (Heiterkeit bei GR Mag Hilmar Kabas.), die haben jetzt endlich ein Ende. Das ist ein Vorteil für uns alle, wenngleich es auch wiederum ein Nachteil ist, weil man dadurch immer interessante Interna gehört hat.

 

Damit bin ich auch schon beim Vorteil 2 für die SPÖ. Der einzige nichtsozialistische Kulturstadtrat, der einzige, der je hinter die Kulissen geschaut hat, wird mit dieser Intendanz befriedet, entschärft, weggelobt, wie immer man das nennen möchte. (StR Dr Peter Marboe: Viktor Matejka war auch kein Sozialist!) Und obwohl... (StR Dr Peter Marboe: Matejka war auch kein Sozialist! – Heiterkeit bei der FPÖ.) Das ist ein bissel länger her, ja, vor meiner Zeit.

 

Und obwohl die Punkte 1 und 2 klar für Herrn StR Pokorny sprechen, hat er noch den dritten, besten Vorteil: Er kann jetzt überhaupt sagen, er macht das völlig unparteiisch, nicht? Sogar wichtige Dinge wie so eine Intendanz werden unparteiisch nicht nur mit Sozialisten besetzt. Gleichzeitig hat er einen Freibrief. Da wissen wir, wo alle langgedienten Politiker versorgt oder entsorgt werden. In weiterer Folge könnten dann alle schon aussuchen welches ...... Das Rabenhof-Theater bietet sich an. (Heiterkeit bei StR Dr Peter Marboe und bei der FPÖ.) Ich muss nun sagen, meine Hochachtung, Herr Stadtrat, aber nicht dass Sie glauben, dass wir jetzt beim Volkstheater ein Auge zudrücken.

 

Natürlich hat die ÖVP auch Vorteile und die liegen auch klar auf der Hand: Erstens weil einer von Ihnen ist etwas Wichtiges geworden. Anerkennung bürgerlich-liberaler Politik und für Wien, wie der Matthias Tschirf sagt, einer Stadt mit Hochkultur ein großer Gewinn. Er hat dann auch einen interessanten Satz gesagt “Der Rückzug Marboes aus der Politik hinterlässt ein Loch in der ÖVP“. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Ich kommentiere das jetzt nicht. Es drängt sich mir ja der Begriff auf, mancher Politiker hinterlässt eine Lücke, die ihn voll ersetzt, aber ich sage ihn nicht. (Weitere Heiterkeit bei der FPÖ.) Also mein Gott, der andere Vorteil in der ÖVP, soweit man das als Außenstehender überhaupt beurteilen kann, ist, viele Entscheidungen - überhaupt ideologische Dinge -, werden jetzt doch leichter zu einem Konsens gebracht werden.

 

Auch klar, dass sich die GRÜNEN freuen, das ist völlig klar: Wieder eine Persönlichkeit, die ein kulturell bedeutendes Amt bekommen hat, die nicht völlig von der SPÖ abhängig ist und gleichzeitig auch immer wieder bewiesen hat, dass sie in all ihrer bürgerlich-liberalen Politik weniger Distanz nach links als nach rechts, ja sogar oftmals gegenüber der eigenen schwarz-blauen Regierung hat.

 

Und bei uns, da brauchen wir nicht darüber zu reden, wir freuen uns. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Es gibt ein Kinderlied - leider hört er jetzt nicht zu - und wenn er einmal die Gelegenheit hat, beim Geburtstag seines Sohnes dabei zu sein, wird er das vielleicht auch kennen, das

 

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