Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 122
Neuverschuldung einzugehen, das halte ich nicht für
wirklich sinnvoll. Ich möchte noch einmal unterstreichen, wir haben einen
ausgeglichenen Haushalt, ob es jetzt den Oppositionspolitikern passt oder
nicht. Ich erinnere, dass etwa die 366 Millionen EUR Tilgung dem
entsprechen, was quasi die Fremdmittelaufnahme ist, nachzulesen auf Seite XIV.
Das sind nicht frei erfundene oder zusätzliche Informationen, über die nur der
Finanzstadtrat verfügt, sondern das steht alles in diesem hübschen roten Buch.
Genau dasselbe gilt auch für die
Frage der Rücklagen an die Adresse Aichinger. Das ist keine Entnahme, kein
Verzehr der Rücklage, sondern, wie auf Seite 233 nachzulesen ist, eine
Umbuchung. Dieser Teil der Rücklagen ist dem Unternehmen KAV als verfügbare
Masse zugeführt worden, hat aber nicht bedeutet, dass das damit ausgegeben
worden ist. Ich bitte, sich das im Detail anzuschauen. Es ist kein großes
Geheimnis, das Einmaleins des Budgets genügt dazu.
Wir sind hier alle Zeugen eines
weiteren Versuchs der Opposition geworden, die immer wieder beschworene Wiener
Belastungswelle plausibel zu machen. Es ist einmal mehr eigentlich nicht
gelungen. Ich habe sehr aufmerksam zugehört. Ich habe mir gedacht, jetzt
versuche ich mich in die Rolle des objektiven Beurteilers zu begeben. Selbst
das Amalgam, das der Dr Serles und andere ihm nachfolgend hier zusammengestellt
haben, nämlich zum Teil Gebühren, die es schon gibt, Gebühren, die erst
beschlossen werden, eine Gebrauchsabgabe, die eigentlich nur denjenigen trifft,
der illegal vorgeht, bundesrechtliche Belastungen sozusagen zusammenzuzählen,
reicht nicht aus, um darzustellen, dass das wirklich eine dramatische Belastung
ist, die etwa bei der Wirtschaft ins Gewicht fällt (GR Dr Wilfried Serles: Sagen Sie das den Stromkunden, den Gaskunden
und den Mietern!), vor allem dann, wenn man sich überlegt, Herr Dr Serles,
was Sie peinlicherweise vermieden haben aufzuzählen, was auf der Bundesebene an
Belastungen alles geschehen ist. So gesehen denke ich mir, dass es durchaus ein
ernstes Anliegen jeder Gebietskörperschaft sein muss, eine klare Maßnahme darin
zu sehen, die Belastungen für die Bürger, auch dort wo es sich um Leistungen
handelt, möglichst eng zu halten. Das kann aber nicht bedeuten, dass
automatisch immer der Steuerzahler einspringen muss, denn vielfach handelt es
sich um Leistungen.
Ich möchte jetzt auf einen Punkt
zu sprechen kommen, der sehr markant von der Frau StRin Rothauer formuliert worden
ist. Ich möchte das zusammenfassen, damit wir einmal sehen, worum es da geht.
Es ist Themenverfehlung, wenn man über Maßnahmen des Bundes spricht, aber nur
dann, wenn man über Maßnahmen des Bundes spricht, welche die Bevölkerung
belasten. Wenn man über Maßnahmen des Bundes spricht, die positiv sind, dann
hat niemand von der ÖVP oder von den Freiheitlichen etwas daran gefunden, das
hier breitzutreten. Aber wehe ein Mitglied der sozialdemokratischen Fraktion
hat sich hingestellt und darauf hingewiesen, dass es Maßnahmen gibt, die die
Bevölkerung belasten. Dann ist es laut Frau Oberschullehrerin Rothauer eine
Themenverfehlung! Das kann doch nicht wahr sein!
Ich möchte das einmal am Beispiel der Gebühren darstellen. Wenn wir uns
in Wien jetzt ernsthaft damit auseinander setzen, ob diese oder jene Gebühr, ob
ein Leistungsentgelt zu hoch ist oder nicht, dann ist es immer eine Frage, dass
für eine Leistung ein Entgelt in Rechnung gestellt wird. Ich frage Sie, meine
sehr geehrten Damen und Herren von der ÖVP und von der Freiheitlichen Partei,
wo denn die Gegenleistung bei jenen Gebühren und Abgaben ist, die der Bund
abhebt. Wo ist denn die Gegenleistung für die Energieabgabe, für die Gasabgabe,
für die Kohlenabgabe, für die Mineralölsteuer? (GR Dr Matthias Tschirf: Wie ist das beim KWK-Zuschlag?) Darüber kann man vielleicht noch diskutieren, weil sich
dadurch punktuell eine Investitionsverpflichtung ergibt. Aber wo ist denn die
Gegenleistung? Da wird einfach abkassiert! Wir diskutieren über Leistungen, die
im Zuge aus verschiedenen Faktoren teurer geworden sind. Wenn jetzt von einer
Überdenkung die Rede war, auch von einem Redner der Opposition, dann muss man
darauf hinweisen, Sie haben dabei übersehen, dass es natürlich auch um die
Abschreibung von Investitionen geht und dass sich daraus sozusagen eine
Überdeckung ergeben kann.
Um es nicht allzu lang zu machen, möchte ich noch einen Punkt
ansprechen. Hilmar Kabas ist leider nicht da. Ich möchte ihn nicht hinter
seinem Rücken pointiert angehen, aber es ist hier die These vertreten worden,
dass sich der Klubobmann Kabas vielleicht in Besitz eines anders eingefärbten
Rechnungsabschlusses befunden hat, denn manches, was er hier gesagt hat, hat
nicht wirklich die Sache, wie sie hier dokumentiert ist, getroffen. Es gibt
natürlich auch eine andere These, dass es ihm genauso gegangen ist, wie dem
Parteivorsitzenden der Wiener Volkspartei, dem Staatssekretär Finz. Dem wurde
nämlich eine Aussage in den Mund gelegt, die ich ihm einfach nicht zusinne. Das
ist nämlich eine Aussendung des ÖVP-Klubs gewesen, worin gestanden ist:
"Die Stadtregierung macht Wien zur teuersten Stadt." Also das kann
man einem ehemaligen Beamten des Rechnungshofs und Staatssekretär nicht
wirklich zusagen. Das muss irgendein anderer Unglückswurm gewesen sein. Ich
habe den Verdacht, meine sehr geehrten Damen und Herren von den Wiener
Freiheitlichen, dass bei den Papieren zur Vorbereitung der Rede Ihres
Klubobmanns irgendjemand ein Papier unterschoben hat, das in Wirklichkeit aus
dem Klub der sozialdemokratischen Nationalratsabgeordneten stammt und
eigentlich die Situation der Bundesregierung beschreibt. Wenn das anders der
Fall ist, dann nehme ich das sofort wieder zurück, aber der Verdacht besteht
bei mir, dass ihm hier etwas unterschoben worden ist, denn das kann nicht wahr
sein.
Jetzt gibt es den Ehrenrettungsversuch des Dr Serles zu
sagen, es gibt auch Investitionen der Bundesregierung, die - das muss noch
einmal, Herr DDr Schock, gesagt werden - weniger ausmachen als das, was die
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