Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 90
zu denken geben sollte, wenn man
eine derartige Anfrage richtet, weil sogar auf Grund dieses Benchmarkings 2001
dann in Arbeitskreisen der beteiligten Verkehrsunternehmen das auch noch
aufgearbeitet wird. Also das ist nicht nur gedacht für Jubelmeldungen der
Geschäftsführung oder des Stadtrats, sondern das ist harte Arbeit, die sich
daran knüpft, weil beim Benchmarking geht es ja nicht darum, dass man sich
sozusagen gegenseitig bejubelt, sondern darum: Was kann man voneinander lernen?
Ich komme
jetzt schon zum Schluss, und gestatten Sie mir ein bisschen eine politische Wertung.
Sie fällt halt vermutlich so aus, wie Sie es erwarten.
Die
Anfrage bleibt nicht nur jeden Beweis für ein besonderes Sicherheitsrisiko
schuldig - weil das, was Sie hier aufgeführt haben, war eigentlich nicht der
Beweis eines Sicherheitsrisikos -, sondern leugnet auch die positive Bewertung,
die die Wiener Linien gerade in Sicherheitsfragen international genießen, die
Spitzenwerte, die wir hier erreicht haben, und sie missachtet das bestehende
Sicherheitsgefühl der Fahrgäste und der Bevölkerung.
Und
eigentlich - und das ist jetzt eine subjektive, persönliche Wertung - lässt es
nur den Schluss zu, dass es nicht um die konkrete Kritik geht, die nehme ich Ihnen
nicht ab, sondern dass es darum geht, Unsicherheit dort herbeizureden, wo eigentlich
Sicherheit besteht.
Und noch
etwas Zweites, in aller Freundschaft. Es erinnert diese Anfrage fatal an das Bild
der zunehmenden Versuche des Bundeskanzlers, mancher Regierungsmitglieder und
mancher Oppositionsmitglieder, von eigener Verantwortung abzulenken und die
Schuld anderen zuzuschieben. Jetzt kann man sagen: Wieder ist er übersensibel.
Ich habe zufällig die letzte Sendung "Betrifft" gesehen, wo es um die
Situation einer Gruppe geht, von der Ihre Nationalratsabgeordnete und
Sicherheitssprecherin (GRin Mag Sonja
Wehsely: Und Wiener Spitzenkandidatin!) und Wiener Spitzenkandidatin, den
Begriff "Bürgerwehr" gar nicht wahrhaben wollte. Ich habe schon das
Gefühl gehabt, sie hätte irgendwann am liebsten gesagt, das hat mit der FPÖ gar
nichts zu tun, wo sie gewisse Schwierigkeiten hat, weil dort lauter
FPÖ-Mitglieder drinnen sitzen, aber wo auch wieder der Versuch war, zu sagen,
das ist nicht eine Geschichte von uns, womit wir Unsicherheit erzeugen wollen,
sondern schuld ist der Grazer Bürgermeister, schuld sind die Bürger in Graz und
schuld sind die Schulen, die internationalen Schulen. Plötzlich war alles lokal
dort drüben, und die generellen Fragen, was die Polizeimaßnahmen betrifft,
welche Auswirkungen es hat, wenn man den Personalstand kürzt, sind in dieser
Sendung einfach weggewischt worden. Darüber kann man nicht reden.
Und ein
bisschen fatal lassen alle diese Versuche einen Zusammenhang erkennen, und ich
möchte Ihnen das auch sagen. Ich glaube, dass Ihnen der Versuch, die Wiener U-Bahn
unsicher zu reden, nicht gelingen wird. Es wird Ihnen genauso wenig gelingen,
wie Ihnen das gelingen wird mit Ihrer Grazer Bürgerwehr. Weil die Grazer
Bürgerwehr ist mittlerweile nicht das Signal für bestehende Unsicherheit geworden,
in Wirklichkeit ist sie zum Gespött in ganz Österreich geworden, und ich habe
das Gefühl, dass sich schon alle in der Zentrale der Freiheitlichen Partei
davon absetzen. (Beifall bei der SPÖ.)
Und ich
sage Ihnen eines noch zum Schluss: Gerade diese Frage ist eine Kardinalfrage,
wo man ersehen kann: Entweder machen Sie Wiener Politik oder, was auch möglich
ist, wir müssen uns darauf einstellen, dass Sie bis zur Nationalratswahl
Wasserträger der Bundesregierung sind. Das ist Ihre Entscheidung. Wir werden
uns danach richten. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Danke. -
Ich eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion maximal
180 Minuten beträgt.
Zur
Debatte über die dringliche Anfrage hat sich Herr GR Dr GÜNTHER zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm, wobei ich bemerke, dass die Redezeit mit
20 Minuten begrenzt ist.
GR Dr
Helmut GÜNTHER (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau
Vorsitzende! Herr Finanzstadtrat!
An sich
haben Sie jetzt genau mit Ihren letzten Worten Ihre an sich sehr gute und
profunde Antwort auf die Sorgen der Wienerinnen und Wiener total zerstört. Aber
das ist halt Ihr politischer Stil; meiner ist es nicht.
Ich wollte
Ihnen für Ihre Antwort, wo Sie sich bemüht haben, auf die Fragen einzugehen und
auch auf die Tätigkeit der Wiener Linien und auf das Sicherheitsbedürfnis der
Wienerinnen und Wiener, danken. Das war eine ganz ausgezeichnete Antwort. Die
letzte Ohrfeige, mit der versucht wurde, das auf Bundesebene beziehungsweise
auf die Grazer Ebene hochzuheben, war a) unnötig (VBgm Dr Sepp Rieder: Da bin ich mir nicht sicher!), ist b) am Thema
völlig vorbeigegangen und hat c) den Kern nicht getroffen. (VBgm Dr Sepp Rieder: Herr Gemeinderat, da bin ich mir nicht sicher!) Es
macht schon Freude, politisch zu diskutieren, Herr Finanzstadtrat, das verstehe
ich durchaus. Die Grazer Bürgerwehr oder das, was dort versucht wird, hier in
Wien einzupacken, war nicht notwendig. Aber wenn Sie glauben, dass das auch
noch dazugehört hat zu Ihrer Antwort, sei das Ihrer Entscheidung überlassen. (VBgm Dr Sepp Rieder: Ich verstehe schon,
dass Sie nicht darüber reden wollen!) Nein, es ist nicht mein Problem, ob
das in Graz versucht wird oder ob der Präsident Leitl das in Linz versucht und
dann von seiner eigenen Fraktion schnell zurückgepfiffen wird.
Um das
geht es gar nicht. Es geht um das Sicherheitsbedürfnis der Wienerinnen und
Wiener, und es geht um überhaupt keine Aufgeregtheit in dieser Frage, sondern
es geht um ein Befassen damit. Und Sie haben ja auch versucht, sich mit diesem
Thema, das schon zu einer Unsicherheit führt, zu befassen.
Zu sagen, natürlich ist das Sicherheitsbewusstsein in Wien
auf Grund der steigenden Fahrgastzahlen deutlich belegt, ist nur zum Teil
richtig. Sobald ich mehr Linien anbiete und sobald ich gerade im U-Bahn-Bereich
weitere Linien anbiete, ist selbstverständlich auch ein Ansteigen der
Fahrgastzahlen gegeben, und das ist auch gut
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