Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 99
gerade in diesem Kreis hat das eigentlich, denke ich doch,
schon jeder gewusst.
Nun, wir
hatten am 1. Februar in der Aktuellen Stunde des Gemeinderats schon eine
sehr ausführliche Debatte über dieses Thema. Da fragt man sich natürlich: Was
gibt es jetzt Neues? StR Schicker hat Druck gemacht, dass das Bundesdenkmalamt
eine Entscheidung trifft. Was neu ist: Das Bundesdenkmalamt hat Gott sei Dank
eine Entscheidung getroffen. Es hat nicht nur eine Entscheidung getroffen,
sondern es hat auch eine Entscheidung getroffen, die uns sehr freut. Die
vorhandenen Teile der Sofiensäle, nämlich große Teile des Ballsaales, das Foyer
und die Fassade, bleiben unter Denkmalschutz, und das ist nun natürlich der
beste Garant dafür, dass diese Teile tatsächlich auch erhalten bleiben, worüber
wir uns sehr, sehr freuen.
Ich möchte ebenfalls der Bürgerinitiative danken, mit
der wir in ständigem Kontakt sind, ich möchte aber auch den Mitarbeitern der
Wiener Feuerwehr danken, denn wenn sie am 16. August nicht so tatkräftig
zur Stelle gewesen wären, hätte es vielleicht weniger Teile gegeben, die man
unter Denkmalschutz stellen hätte können und auch erhalten hätte können.
Nun, was ist nicht neu seit 1. Februar? - Diese
Frage stellt sich auch. Nicht neu ist, dass die Sofiensäle einem privaten
Eigentümer gehören. Nicht neu ist, dass es eine gültige Baubewilligung bis
30. Juni dieses Jahres gibt und dass eigentlich völlig klar ist, dass nun
diese Baubewilligung konsumiert wird. Der Eigentümer hatte vor dem Brand ein
taugliches Projekt, das offensichtlich auch wirtschaftlich tragfähig war, und
ich sehe eigentlich nicht ein, warum es jetzt unter dieser neuen Situation
nicht wirtschaftlich tragfähig sein sollte. Es ist ja skurril, zu sagen, dass
durch den bedauerlichen Brand die finanzielle Situation des Eigentümers
eigentlich leichter geworden ist, denn die denkmalschützerische
Wiederherstellung der Sofiensäle ist auch vorher nicht leicht gewesen.
Ich kenne den Saal sehr gut. Ich wohne als Anrainer
100 Meter neben den Sofiensälen. Ich komme da jeden Tag mehrmals vorbei.
Also, es wäre vorher mit gewissen Kosten verbunden gewesen und, unter uns
gesagt, es ist heute mit gewissen Kosten verbunden. Der Unterschied ist, dass der
Eigentümer den Brandschaden wahrscheinlich durch eine nicht unbedeutende Summe
durch die Versicherung gedeckt hat. Es ist eigentlich nicht einzusehen, warum
jetzt die Umsetzung dieses gültigen Baubescheids und des Projekts schwieriger
sein sollte als vorher.
Wir sind daher nicht der Meinung, dass die Stadt Wien
sich hier finanziell beteiligen muss, um dieses Projekt zu realisieren, noch
dazu, wo das auch dem EU-Förderungsrecht widerspricht.
Ich glaube, wir brauchen keine Sorge zu haben. Es
gibt zwei Szenarien. Das eine Szenarium ist der Bau. Der private Eigentümer und
Bauträger setzt das bewilligte Konzept um. Teil dieses Projekts ist die
denkmalschützerische Erhaltung des Ballsaales und damit auch die Erfüllung des
auferlegten Denkmalschutzes.
Wenn der Eigentümer wider Erwarten seine gültige
Bauwilligung nicht erfüllen sollte und nicht mit dem Bau beginnen sollte, diese
Baubewilligung ablaufen lassen sollte oder um eine Änderung der Baubewilligung
ansucht, dann ist die Situation der Stadt eine durchaus starke. Nichts geht
ohne die Stadt. Daher haben wir dann alle Möglichkeiten, unsere Interessen -
und diese gelten primär der Erhaltung der Sofiensäle - umzusetzen. Und Sie
können ganz sicher sein, dass die Stadt alle ihr zur Verfügung stehenden Instrumente
einsetzen wird, um das öffentliche Interesse, insbesondere den Erhalt der
denkmalgeschützten Teile, durchzusetzen. Der Herr Bürgermeister hat schon
gesagt, er kann sich vorstellen, bis zu den härtesten Instrumenten zu gehen,
insbesondere auch bis zur Ersatzvornahme.
Da heute schon gesagt worden ist, dass der Eigentümer
droht, dann muss ich sagen, dass wahrscheinlich fast alle in dieser Stadt
traurig waren, als sie am 16. August gehört haben, dass die Sofiensäle in
Flammen stehen. Wahrscheinlich war der Eigentümer einer der ganz wenigen, der
nicht so traurig war, und jetzt ist er enttäuscht darüber, dass offensichtlich
zu wenig abgebrannt ist und dass der Denkmalschutz erhalten bleibt, dass es
noch genug zu schützende Teile gibt. Ich kann schon verstehen, dass er in einer
ersten Trotzreaktion sagt: Ich lass' das so stehen. Das würde aber allen
wirtschaftlichen Interessen widersprechen, und er hat zweifellos das
Hauptinteresse der wirtschaftlichen Verwertung des Eigentums. Daher kann ich
mir nicht vorstellen, dass das wirklich überlegt war, und ich glaube auch
nicht, dass er das so machen wird. Es wurde vom Bürgermeister heute am
Vormittag schon gesagt, dass die Stadt auch dann ihre Instrumente hat und diese
auch einsetzen wird, um das zu verhindern, was er unüberlegt angekündigt hat.
Nun zu den beiden Anträgen der ÖVP. Die SPÖ wird
beide Anträge nicht unterstützen, wird nicht zustimmen. Wir sind der Meinung,
dass wir auf Grund der rechtlichen Situation derzeit keine Veranlassung haben, ein
kulturelles Nutzungskonzept zu erarbeiten. Es gibt eine Baubewilligung. Dieses
baubewilligte Projekt inkludiert einen denkmalgeschützten Ballsaal als
Veranstaltungszentrum, der genau für jene kulturellen Nutzungen geeignet ist,
die die Sofiensäle über Jahrzehnte bekannt gemacht und so wertvoll gemacht
haben. Das ist tatsächlich erledigt. Es besteht also kein Anlass, ein neues
kulturelles Nutzungskonzept zu erstellen, zumindest nicht zum jetzigen
Zeitpunkt.
Und ein Runder Tisch - das hat der Herr Bürgermeister auch
heute in der Früh schon ausgeführt - ist in der jetzigen Situation für die
Stadt Wien und insbesondere für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler dieser
Stadt kontraproduktiv. Wir werden daher nicht unsere eigene Position schwächen,
indem wir zu einem Runden Tisch einladen. Es ist zweifellos so, dass wir
gesprächsbereit sind. Wenn der Eigentümer mit uns reden will, dann kann er mit
uns reden. Er kann - so wie jeder andere Bauträger in unserer Stadt - sicher
mit uns reden über eine Unterstützung der Stadt Wien aus den Mitteln des
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