Gemeinderat,
10. Sitzung vom 23.1.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 56
Faktum ist auch, meine Damen und Herren, dass das
Konjunkturpaket der Bundesregierung nicht nur ein Täuschungs-, sondern auch ein
Enttäuschungspaket ist. Es ist einfach ein Enttäuschungspaket, wenn man bedenkt,
dass viele Investitionen darin mehrfach aufgeführt sind. So etwa wird die
restliche Milliarde bei der Forschung noch einmal genannt, oder es sind die
6,5 Milliarden S, die bereits bei der Schieneninfrastruktur mit
berücksichtigt waren, wieder eingeflossen. Daher halbiert sich dort die Summe
der etwas mehr als 11 Milliarden S, die investiert werden sollen.
Ich betrachte dieses so genannte Konjunkturbelebungspaket
aber auch aus der Sicht der Arbeitslosen und aus der Sicht jener, die
arbeitslos werden könnten und die bedroht sind. Es ist ernüchternd, wenn man
sich das anschaut. Es enthält keine Sofortmaßnahmen mit Nachhaltigkeit zur
Verbesserung der Situation. Positive Ansätze, die es auch gibt, wie
Schwarzarbeitsbekämpfung und Baustiftung, werden halbherzig in Angriff genommen.
Und statt die vorhandene Arbeit auf mehr Menschen zu verteilen, fordert man die
Flexibilität und meint damit die Einführung des 12-Stunden-Tages. Das ist
sozusagen der Fingerzeig der Bundesregierung in Richtung der Menschen, die
Unterstützung brauchen.
Meine Damen und Herren! In aller Kürze noch zum
Generalverkehrsplan. Die Analyse des Generalverkehrsplans ist wieder sehr
ernüchternd. Wien wird hier besonders stiefmütterlich behandelt. Wichtige
Projekte wie der TEN-Knoten, wie der Bereich des Südbahnhofs, wie der
Frachtenbahnhof Inzersdorf werden nicht in Angriff genommen. Und weil das noch
zu wenig ist, werden auch nicht die Voraussetzungen geschaffen, um über das
Road Pricing nachhaltig die Finanzierung übernehmen zu können.
Wien - ich sage es noch einmal, meine Damen und
Herren - zeigt politische Verantwortung und Lösungskompetenz. Während der Bund
die Wirtschaftsförderung zurücknimmt, erhöht Wien seine Investitionen und Förderungen.
Während der Bund die Arbeitsmarktförderung kürzt, investiert Wien in berufliche
Qualifikation. Während der Bund Arbeitslose und von Arbeitslosigkeit bedrohte
Menschen mit längst bekannten Maßnahmen abzuspeisen versucht, investiert Wien
in die Wirtschaft und sichert damit Beschäftigung.
Meine Damen und Herren der ÖVP! Ihr heutiges Verlangen
zur Abhaltung dieser Sitzung des Gemeinderats zum Thema "Maßnahmenpaket
gegen die Arbeitslosigkeit" zeigt mir, dass Sie mit der
Ankündigungspolitik und mit dem Dogma Nulldefizit der Bundesregierung nicht
mehr konform gehen. Daher lade ich Sie und alle Kolleginnen und Kollegen der
Oppositionsparteien ein: Fordern wir die österreichische Bundesregierung gemeinsam
auf - da können wir etwas tun -, endlich wirksame und nachhaltige Maßnahmen zur
Belebung des Wirtschaftswachstums und zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit zu
setzen und die Benachteiligung Wiens und der Ostregion zu beseitigen.
Na bitte schön, das ist ein Ziel, bei dem ich voraussetze,
dass Sie mitgehen können. Ich bin schon gespannt, ob Sie da Nein dazu sagen.
Ich glaube, das wäre auch von allen Oppositionsparteien zu unterstützen. - Ich
danke recht herzlich. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Meine Damen und Herren! Es ist niemand mehr zum
Wort gemeldet. Somit ist die Debatte geschlossen.
Ich darf nun zur Abstimmung der vorliegenden neun
Anträge kommen.
Ich darf als Erstes den Antrag der GRÜNEN abstimmen
lassen, betreffend Sofortmaßnahmen gegen konjunkturelle und strukturelle
Probleme des Wiener Arbeitsmarkts. Hier wird die sofortige Abstimmung verlangt.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der
Hand. - Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist somit
abgelehnt.
Ich lasse abstimmen den Beschlussantrag des GR
Oxonitsch sowie Genossinnen und Genossen, bezüglich Auflösung der
Arbeitsmarktrücklage gemäß § 51 AMSG. Hier wird die sofortige Abstimmung
verlangt.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der
Hand. - Dieser Antrag ist mehrheitlich, ohne die ÖVP, angenommen. (GR Heinz Hufnagl: Wer hat die heutige Sitzung
einberufen?)
Ich lasse abstimmen den Antrag der FPÖ-GRe Serles,
Stark, Kabas - man verzeihe mir, dass ich das ohne Titel mache -, betreffend
Schaffung einer Wiener Immobiliengesellschaft. Hier wird die Zuweisung an den Finanzausschuss
beantragt.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der
Hand. - Dies ist mehrstimmig, ohne die GRÜNEN, angenommen.
Von den gleichen Gemeinderäten liegt der Antrag
betreffend Wiener Arbeitnehmerförderungsfonds vor. Hier wird ebenfalls die Zuweisung
an den Finanzausschuss beantragt.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der
Hand. - Das ist einstimmig so angenommen.
Von den GRÜNEN liegt ein Antrag, betreffend Analyse
der PISA-Studie, vor. Hier wird die Zuweisung an den Fachausschuss Bildung,
Jugend, Soziales, Information und Sport beantragt.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der
Hand. - Das ist einstimmig so angenommen.
Von den ÖVP-GRe Görg, Fuchs und Klucsarits liegt ein
Antrag, betreffend steigende Arbeitslosigkeit in Wien - Forderung nach einem
Sofortmaßnahmenpaket der Wiener Stadtregierung, vor. Hier wird die sofortige Abstimmung
verlangt.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der
Hand. - Das ist nicht erforderlich unterstützt und somit abgelehnt. (Zwischenruf des GR Johannes Prochaska.)
Sie gestatten mir, Herr GR Prochaska, dass ich das demokratische Wahlergebnis
der Wienerinnen und Wiener nicht interpretiere. (GR DDr Bernhard Görg: Es haben einige SPÖ-Gemeinderäte mitgestimmt!
Ich verrate ihre Namen nicht!) Gut.
Es liegt ebenfalls von den gleichen Gemeinderäten der ÖVP
ein Antrag, betreffend steigende Arbeitslosigkeit in Wien - Forderung nach
vermehrten Investitionsmitteln
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