Gemeinderat,
10. Sitzung vom 23.1.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 56
Zum Unterschied von der Hepatitis B, die heute schon
nicht mehr im Gedächtnis ist, die aber eine wesentlich bösartigere Form der
Leberentzündung war, durch die sehr viele Patienten im Akutstadium gestorben
sind, durch die sehr viel Spitalspersonal massiv infiziert war und es ebenfalls
bleibende Schäden oder auch Todesfolgen gegeben hat, ist die Hepatitis C
in ihrem Verlauf günstiger. Nur haben wir gegen die Hepatitis B seit Mitte
der Achtzigerjahre eine Impfung. Es ist somit das Spitalspersonal immunisiert.
Es sind besonders gefährdete Patienten wie Dialysepatienten immunisiert. Es
gibt die genaue Untersuchung der Blutkonserven. Daher haben wir diese Infektion
ziemlich zurückgedrängt, aber das Auftreten von Leberzirrhose, von Leberzellkarzinom
war bei der Hepatitis B, perzentuell gesehen, ein wesentlich höheres.
Unser Nachteil ist, dass wir bis heute keine Impfung
gegen die Hepatitis C haben, und ich hoffe, dass wir uns alle klar darüber
sind, dass wir die wissenschaftliche Forschung vorantreiben müssen, um durch
prophylaktische Maßnahmen Infektionen zu verhindern.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke schön. - Erste Zusatzfrage: Frau GRin Dr Pilz.
GRin Dr Sigrid Pilz
(Grüner Klub im Rathaus): Frau Stadträtin!
Sie haben wieder
eindrucksvoll Ihre medizinische Kompetenz in dieser Angelegenheit unter Beweis
gestellt. Es geht mir aber trotzdem jetzt, wenn wir auf diesen konkreten Fall
eingehen, um die Informationspolitik, die hier ja wirklich - Sie haben es auch
erwähnt - mangelhaft bis desaströs war. Bei mir haben Menschen angerufen, die
sich Sorgen machen und fragen: Soll ich jetzt ins Donauspital gehen, soll ich
mir meine bevorstehende Operation im orthopädischen Bereich zutrauen, oder
könnte es passieren, dass ich infiziert werde? - So eine Sorge entsteht dann,
wenn die Menschen den Eindruck haben, hier wird möglicherweise nicht alles
gesagt, was man weiß, oder es werden möglicherweise nicht ausreichend Maßnahmen
ergriffen.
Sie haben jetzt mitgeteilt,
dass die Maßnahmen in aller Umsicht eingeleitet wurden. Trotzdem frage ich Sie,
Frau Stadträtin: Können Sie ausschließen, dass es nach wie vor ein erhöhtes
Risiko einer Infektion mit Hepatitis C im SMZ-Ost gibt? Können Sie vor die
Bürger und Bürgerinnen treten und sagen, es besteht - wenn auch nicht 100-prozentige
- Sicherheit, oder gibt es nach wie vor erhöhte Gefahr?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte um Beantwortung.
Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann: Nach Absprache und in Übereinstimmung mit den
Experten vom AKH und nach Überprüfung aller Vorgänge sehen wir keine erhöhte
Gefahr. Ich habe niemals in meiner medizinischen Laufbahn irgendeine Gefahr bei
irgendeinem Eingriff ausgeschlossen. Jeder medizinische Eingriff birgt Risken
in sich. Ein Nullrisiko in der Medizin kann es nicht geben und gibt es nicht.
Das ist zum Teil auch, was medial vorgespiegelt wird: die Machbarkeit in der
Medizin.
Ich habe Ihnen gesagt, dass durchaus immer wieder
Personal betroffen sein kann. Ich habe gesagt, man kann erwägen, zu screenen.
Ich bin nicht unbedingt dafür, dass man screent. Auch das kann nicht ausschließen,
dass es zu Infektionen kommt. Es kann immer wieder passieren. Wir haben auch
für jene, die im Gefahrenbereich arbeiten, noch keinen Schutz vor
Hepatitis C.
Ich habe Ihnen - deswegen war ich ja ausführlicher -
auch gesagt, dass die Betroffenen, die die Infektion erlitten haben, es oft gar
nicht wissen. Sie wissen, bei allen Operationen, aber insbesondere dort, wo mit
Knochen und mit Bohrern gearbeitet wird, kommt es immer wieder zu Verletzungen
des Personals. Es wird der Handschuh verletzt, es wird der Finger verletzt, die
Hand verletzt, es geht Blut ineinander über. Das sind immer wieder
Möglichkeiten, Infektionen zu übertragen. Ein höheres Infektionsrisiko im
SMZ-Ost gegenüber allen anderen Spitälern der Welt sehe ich nicht.
Wir haben auch die Blutproben mit dem Virus selbst
nach Essen geschickt, um das Virus genau identifizieren zu lassen, ob es sich
überhaupt um das idente Virus handelt. Wir wissen nur, welcher Subtyp es ist.
Wir können noch immer nicht sagen, ob alle Patienten dasselbe Virus haben. Wenn
nicht das idente Virus bei allen vorliegt, dann wäre es sogar eine
Zufälligkeit, was ich medizinisch eher nicht glaube, was ich aber bis jetzt
nicht ausschließen kann. Das Ergebnis aus Essen haben wir noch nicht, das
dauert einige Zeit. So kann ich nicht einmal das ausschließen.
Wir identifizieren das Virus mit RNA-Untersuchungen,
um die genaue Struktur festzustellen, so wie damals bei der Seuche unter den
Plasmaspendern. Auf Grund dieser Zuordnung konnte man zum Beispiel bei den in
Salzburg Infizierten ein und dasselbe Virus feststellen. Das versuchen wir
jetzt zu klären, um zu wissen, wieweit das überhaupt identisch ist und bei wem
es identisch ist.
Den Arzt konnten wir als Überträger ausschließen,
weil der Subtyp nicht identisch war. Aber der Subtyp, der bei dem Patienten
aufgetreten ist, liegt bei 80 Prozent der Patienten vor, daher ist die
Zuordnung nicht genau.
Ich kann den Patienten alle Risken nennen, die jeder
medizinische Eingriff in sich birgt. Wenn es sich nicht - wie wir das nennen -
um eine vitale Indikation handelt, also dass der Patient ohne Operation
verstirbt, habe ich, wenn mich wer gefragt hat, immer gesagt, ein Nullrisiko
gibt es nicht. Man muss auch selbst abschätzen, riskiert man es, lässt man
einen Eingriff an sich durchführen oder nicht. Es ist sehr schwer, jemandem zu
einem Eingriff zu raten, denn es kann, wie gesagt, immer zu Komplikationen kommen,
die vorher nicht absehbar sind.
Die Arbeit im Donauspital ist exzellent, die Mitarbeiter
bemühen sich sehr und sind wahnsinnig betroffen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich danke. - Die zweite Zusatzfrage stellt Herr
GR Dr Hahn.
GR Dr Johannes Hahn
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Stadträtin!
Sie haben uns jetzt in epischer Breite den Fall dargelegt.
Ich möchte schon betonen, dass das ein bisserl
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