Gemeinderat,
1. Sitzung vom 27.4.2001, Wörtliches Protokoll
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weil Präsident Scholz nicht nur von mir - obwohl wir uns in
meiner Fraktion in manchem über ihn geärgert haben, genauso wie sich Mitglieder
der Sozialdemokratie über ihn geärgert haben, das ändert aber nichts an der Tatsache
- als ein extrem offener, ein extrem toleranter, ein extrem auf andere Lager
zugehender, hervorragender Vertreter der Bildungspolitik geschätzt wird. Und
ich sage klar und deutlich, auch wenn er Sozialdemokrat ist, er war einer der
profiliertesten Bildungspolitiker, die es nicht nur in dieser Stadt, sondern in
diesem Land gegeben hat.
Und dass Sie es sogar in Kauf nehmen, Herr Bürgermeister,
die Vorstellung Ihrer anderen drei Stadträte zusammenzuhauen, medial
zusammenzuhauen, indem Sie eben am gleichen Tag die Ablöse von Kurt Scholz
bekannt geben, das zeigt nicht nur, mit welcher Sicherheit der absoluten
Mehrheit Sie agieren und von Demut, Herr Bürgermeister, war da nicht die Rede.
Ich erinnere mich noch sehr gut an den Abend des 25. März, wo Sie von
Demut, Demut, Demut gesprochen haben. Aber Sie haben nicht mit dieser Ablöse
des Kurt Scholz, dieser sofortigen Ablöse, in irgendeiner Form unter Beweis
gestellt, dass Sie Demut haben. Demut heißt ja für mich auch, dass ich
Querdenker, anders denkende, etwas schwierige, aber sehr erfolgreiche und sehr
verdienstvolle Mitarbeiter eben schütze, sie hege, sie fördere und nicht einfach
jetzt mit dieser absoluten Mehrheit im Rücken sofortige Linientreue in allen
Punkte einmahne. Da sage ich klar und deutlich, das ist kein gutes Signal.
Ich sage auch hier klar und deutlich, ich zähle nicht
zu denen, und dazu habe ich die Mitglieder der Sozialdemokratie, auch die
führenden Mitglieder, in den letzten viereinhalb Jahren zu gut kennen gelernt,
als dass ich sagen würde, es wird sich jetzt alles ganz radikal ändern, es war
alles nur Tünche und Maske. Ich sage das, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie,
ganz bewusst nicht, aber viel von dem, was Sie in den letzten vier Wochen getan
haben, muss ich sagen, trägt dazu bei, dass nicht nur bei mir persönlich, oder
vor allem bei mir persönlich, ein großes Umdenken in punkto Sozialdemokratie
eingesetzt hat. Wir werden die Sozialdemokratie und diese Regierung der
Sozialdemokratie sehr genau beobachten, wir werden keine Fundamentalopposition
machen. Das ist nicht angebracht, das liegt uns auch nicht. Und wir werden
nicht ankündigen, dass wir zu allem und jedem, was die Sozialdemokratie vorschlägt,
immer Nein sagen werden, absolut nicht. Wir legen Wert darauf, dass wir als
Österreichische Volkspartei, auch wenn wir jetzt in der Opposition sind, mitgestalten
können an der Schönheit dieser Stadt, an der Wettbewerbsfähigkeit dieser Stadt,
an der Wirtschaftskraft dieser Stadt, am kulturellen Ausgestalten dieser Stadt,
an der Erarbeitung einer neuen Sozialpolitik und einer neuen Gesundheitspolitik.
Wir werden Vorschläge machen, wir werden nicht immer
so tun, als ob alles was von uns kommt, immer das Beste und alles was von der
Sozialdemokratie kommt, prinzipiell abzulehnen ist. Ich sage Ihnen aber klar
und deutlich: Sie werden in uns eine kritische Opposition sehen. Sie werden in
uns eine Opposition sehen, die sich in vielem von der Opposition unterscheidet,
wie sie einmal in der Periode 1991 bis 1996 gewesen ist. Trotzdem stehe ich
nicht an, Ihnen, meine Damen und Herren, die Sie Amtsführende Stadträte
geworden sind, die Sie Vizebürgermeister und Bürgermeister geworden sind, auch
von dieser Stelle aus zu Ihrer Wahl zu gratulieren und Ihnen und dieser
Regierung und der Regierungsfraktion sowie der ganzen Stadt alles Gute zu wünschen.
(Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GR Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Mag Kabas gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Mag Hilmar Kabas (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Der Herr Bürgermeister hat heute eine Regierungserklärung
vorgelegt, die doch in weiten Bereichen sehr zukunftsgerichtet war, und daher
verstehe ich, dass er sich eben hier bei dem tour d’horizon über die zukünftig
zu bewältigenden Probleme eben darauf konzentriert hat, die Zukunft zu
beleuchten, und wie es sich die Sozialdemokraten mit ihrer absoluten Mehrheit
vorstellen, wie es weitergehen soll.
Er hat eine Menge von durchaus interessanten Punkten
angeschnitten. In vielem haben wir schon vom Zuhören mitbekommen, dass wir
inhaltlich nicht einer Meinung sind. Ich würde aber sehr darauf Wert legen, und
da knüpfe ich bei Ihnen an, Herr Bürgermeister, dass man den Versuch macht,
nicht mit Schlagworten unsere verschiedenen Standpunkte sozusagen vom Tisch zu
wischen, sondern dass man inhaltlich den Versuch macht, doch auch echte Sachdiskussionen
hier zu vollbringen, weil ich glaube, dass man bei den Vorschlägen eines
politisch anders Denkenden auch einmal zuhören soll und vielleicht doch das
eine oder andere, das einen richtigen Denkansatz hat, würdigen soll und
vielleicht auch in seine eigenen Überlegungen mit einfließen lassen könnte.
Wir wollen es jedenfalls in den kommenden Jahren so
halten. Wir werden auch versuchen, das durchzuhalten. Und ich glaube, dass
hier, und das muss man, glaube ich, und soll man auch feststellen, die Sozialdemokraten
eben am 25. März gewonnen haben. Die Wähler haben die Karten neu gemischt
und die SPÖ - sicher auch durch das mehrheitsverstärkende Wahlrecht in Wien,
aber dazu werde ich noch ein paar Worte dann sagen - mit der absoluten Mehrheit
ausgestattet und damit auch klare Verhältnisse geschaffen.
Und ich kann mir auch dementsprechend vorstellen, die
Hochstimmung der Sozialdemokratie durch dieses Ergebnis. Eine Stimmung, die man
sicher nicht vergisst, das kann ich Ihnen aus meiner Erfahrung aus dem Jahre 1996
oder auch 1991 oder auch 1987
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