Gemeinderat,
1. Sitzung vom 27.4.2001, Wörtliches Protokoll
- Seite 29 von 65
Menschen wollen, dann muss es auch sichtbar sein, dass in
jenen Bereichen wo Sozialdemokratie und GRÜNE übereinstimmen - und hier gibt es
einige und das soll dieses Papier in Ansatzpunkten auch zeigen -, diese
Bereiche umgesetzt werden können und sichtbar werden, um vielen, vielen eine
Option zu geben, die diese Regierung abwählen werden.
Insofern werden das jetzt spannende Jahre, befreit
davon, Kompromisse schließen zu müssen, die, so sage ich es heute, ziemlich
mühsam oder schwierig gewesen wären. Ich stelle mir einen Kompromiss vor, wie
er bei einer B 301 ausgesehen hätte, ein Kompromiss, mit dem wir sicher
nicht hätten leben können, ob das jetzt statt vierspurig dreispurig mit dem
Radweg ist, das wird es nicht gewesen sein. Das sparen wir uns.
Das ist gut so, angesichts dieses Ergebnisses, klar
zu sagen, was anders sein soll, klar und notwendig, gegenüber den natürlichen
Verhältnissen Opposition zu sein und dort, wo es möglich ist zu gestalten und
zu verändern und unter Einbeziehung der Menschen und der Partizipation und der
Teilhabe Veränderungen in der Stadt durchzusetzen. Es werden spannende fünf
Jahre. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GR Mag Heidemarie Unterreiner:
Zum Wort gemeldet ist Herr GR DDr Görg. Ich erteile es ihm.
GR DDr Bernhard Görg (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Hoher Gemeinderat! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Als ich in den letzten
Jännertagen gemeinsam mit meinen Kollegen von der Österreichischen Volkspartei
hier das letzte Mal diesen Gemeinderatssitzungssaal betreten habe, sind wir
hereingegangen als Mitglieder einer Regierungspartei. Als wir heute, nach drei
Monaten, diesen Saal wieder betreten haben, sind wir hereingegangen als
Mitglieder einer Oppositionspartei. Das ist ein ganz normaler Vorgang in der
Demokratie. Das mag diejenigen, die glauben, dass die Oppositionsbank härter
ist als die Regierungsbank, persönlich treffen und unter Umständen persönlich
nicht ganz so glücklich machen. Aber der Bürger ist nicht dazu da, die
Politiker glücklich zu machen, sondern umgekehrt, der Politiker ist dazu da,
die Bürger glücklich zu machen und daher ist derjenige ein schlechter
Verlierer, der meint, das Schicksal beklagen zu müssen und der meint, er wäre
ungerecht vom Schicksal und vom Wähler behandelt worden.
Es ist auch, meine Damen und Herren, ein ganz
normaler Vorgang, dass eine Partei, die bei einer Wahl eine absolute Mehrheit
an Mandaten erringt, die Entscheidung trifft, alleine regieren zu wollen. Das würde
jede Partei, die hier in diesem Saal vertreten ist, tun und man kann einer
Partei, die diese Entscheidung trifft, alleine regieren zu wollen, nicht
Machtbesessenheit, Machtgeilheit und dergleichen mehr vorwerfen.
Es ist dies klar und natürlich und es wäre auch der
ein schlechter Verlierer, der beklagt, dass eine Partei, die diese absolute
Mehrheit an Mandaten errungen hat, jetzt diese Möglichkeit ausnützt, zeigen zu
wollen, dass sie allein es noch besser kann, als wenn sie mit irgendjemandem in
einer Koalition ist. Und ich sage hier an dieser Stelle klar und deutlich, dass
wir ja in den letzten viereinhalb Jahren mit der Sozialdemokratie, trotz aller
Unterschiede und trotz des Faktums, dass wir ja nur eine Zweckgemeinschaft
gebildet haben - eine Koalition ist eine Zweckgemeinschaft -, sehr gut
zusammengearbeitet haben, dass wir viel erreicht haben. Und ich sage hier an
dieser Stelle klar und deutlich, dass ich stolz gewesen bin und mit Freude die
Aufgabe, dieser Regierung anzugehören, erfüllt habe.
Herr Bürgermeister, es hat mich etwas betroffen
gemacht, dass Sie in Ihrer Erklärung, der Bürgermeister-Erklärung, diese
letzten viereinhalb Jahre gemeinsamer Regierungsarbeit mit der Österreichischen
Volkspartei mit keinem Wort erwähnt haben. Nicht weil ich beleidigt bin, nicht
weil ich oder meine Kollegen von der Volkspartei der Meinung sind, wenn wir
jetzt noch in irgendeiner Form vom Bürgermeister, vom neuen Bürgermeister und
vom ihm gewürdigt worden wären, dann könnten wir befreit sagen, jetzt haben wir
den Orden erhalten, dass wir wirklich gut gearbeitet haben, sondern es ist
schlicht und einfach eine Stilfrage.
Und das enttäuscht mich und ich sage, namens meiner
Fraktion bringe ich diese Enttäuschung ganz klar zum Ausdruck, dass eine
Partei, die jetzt die absolute Mehrheit errungen hat, nicht die Großzügigkeit
aufbringt, mit einem Satz diese Zusammenarbeit der letzten viereinhalb Jahre zu
erwähnen. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie haben zu Recht erwähnt, dass Sie es durchaus mit Freuden
zur Kenntnis nehmen, dass sich die Freiheitliche Partei zu einer Abrüstung der
Worte entschlossen hat. Sie haben mit noch mehr Recht erwähnt, dass Sie froh
darüber sind, dass es weiter eine Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaftskammer
und der Stadt Wien zum Nutzen des Wiener Standorts geben wird. Und ich kann mir
durchaus vorstellen, und es ist überhaupt nichts dagegen einzuwenden, obwohl
wir das anders sehen, dass wir auch diese neue Kooperation mit den GRÜNEN
durchaus goutieren, aber dass Sie - und ich will dann auch schon mit diesem
Punkt aufhören - nicht das Gefühl aufgebracht haben, sich in irgendeiner Form
anerkennend zu äußern, und wenn Sie nur gesagt hätten, Sie danken dem Peter
Marboe, dass er hier eine exemplarische Kulturpolitik in den letzen viereinhalb
Jahren gemacht hat und hier als Kulturstadtrat neue Wege gegangen ist, so sage
ich klar und deutlich - und ich komme dann noch zu ein paar solchen Stilfragen
-, das ist für uns eine Enttäuschung. Im alten Rom der Kaiserzeit, Herr
Bürgermeister, wenn ein abgetretener Kaiser - es waren damals nur die
gestorbenen - in Ungnade gefallen ist, dann ist aus allen Denkmälern der Name
des Kaisers herausgemeißelt worden. Das hat im alten
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular