Gemeinderat,
1. Sitzung vom 27.4.2001, Wörtliches Protokoll
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(GR Kurt
Wagner: Was Sie alles wissen, Herr Kollege! Das ist ja unglaublich!) Der Kollege
Chorherr war eher dafür, die Latte am Boden aufzulegen, aber zur Ehrenrettung
der GRÜNEN muss man sagen, die Frau Kollegin Jerusalem war doch der Meinung,
dass man sie zumindest ein bisschen über dem Erdboden anlegen sollte. Da hat es
eine Diskussion im Wahlkampf gegeben, bis dann eine Königsidee geboren wurde
und Sie gesagt haben: Wir wissen nicht, wie hoch die Volkspartei ihre Latte
wirklich legen wird, es gibt traditionell gute Kontakte der Volkspartei zu der
Sozialdemokratie, das Gescheiteste ist, wir diskutieren überhaupt nicht über
die Latte, wir untertunneln überhaupt gleich die gesamte Sprunganlage, dann
kann uns überhaupt nichts passieren.
Was den GRÜNEN dann passiert ist, sie haben zum
Buddeln vor dieser Sprunganlage, wo die Latte gelegen ist, begonnen, immer
tiefer und tiefer, immer in der Sorge, dass sie zu früh hinauskommen und irrtümlich
vielleicht doch noch den Sozialisten eine Latte legen könnten, statt einen
bequemen Tunnel zu machen. Als sie sich dann endlich nach oben getraut haben,
in der Hoffnung, im rot-grünen Himmelbett zu landen, ist es plötzlich in der
letzten Phase sehr hart geworden. Es ist deshalb sehr hart geworden, weil dort
nämlich der Beton war. Dann sind sie durch den Beton durch und sind darauf gekommen,
dass sie intensiv gebuddelt haben, dass sie nicht nur die Latte untertunnelt haben,
sondern dass sie gleich den Tunnel außerhalb des Stadions gelegt haben und außerhalb
des Stadions wieder herausgekommen sind. (GR
Christian Oxonitsch: Was hat das mit dem Tagesordnungspunkt zu tun?)
In der Zwischenzeit ist etwas Schlimmes passiert. Im
Stadion selbst hat nämlich die Wahl stattgefunden, wo es eine absolute
Mandatsmehrheit der SPÖ gegeben hat. Jetzt gibt es kein rot-grünes Himmelbett,
sondern eine rote Couch, die - wie wir heute gesehen haben - voll besetzt ist. (GR Christian Oxonitsch: Zur Sache!) Sie
haben aber auch dann noch immer nicht aufgegeben und haben versucht, eine
Scheinkoalitionsdebatte zu führen, indem sie Bedingungen für die
Sozialdemokraten und für die Wahl des Bürgermeisters definierten. Sehr geehrte
Damen und Herren, was dabei herausgekommen ist, haben wir auch gesehen, weder
ein klares Ja noch ein klares Nein zur Wahl des Bürgermeisters.
Ein bisschen erinnern mich Ihre Koalitionsverhandlungen,
die Sie auch das letzte Mal geführt haben - das letzte Mal haben Sie sogar ein
Stück Papier produziert -, an den Begriff der Ersatzhandlung. Ich habe gestern
einmal nachgeschaut, nachdem es das zweite Mal solche Scheinkoalitionsverhandlungen
gegeben hat - und ich nehme an, es wird uns bald wieder so ein Papier ins Haus
stehen -, was unter "Ersatzhandlung" zu verstehen ist.
Unter "Ersatzhandlung" steht im
"Großen Meyer" - das ist ein Taschenlexikon -: "Eine
Ersatzhandlung ist eine bei Frustration durch zum Beispiel Fehlen eines gewünschten
Objektes oder Verdrängung an die Stelle der eigentlich angestrebten Handlung
tretende Handlung. Wenn die Ersatzhandlung auf das Individuum triebbefriedigend
wirkt, spricht man von Ersatzbefriedigung." - Soweit sagen das die Autoren
des "Großen Meyer".
Sehr geehrte Damen und
Herren! Die absolute Mehrheit der Sozialdemokraten in diesem Hause verlangt
eine konsequente Opposition und keinen grünen Kuschelkurs! Wir lassen uns gerne
überraschen von der Kampfkraft der GRÜNEN. Nur die grünen Stängel auf der roten
Nelke zu sein, das wird uns zu wenig sein! Wir sind aber unsererseits bereit,
eine harte und konsequente Oppositionspolitik in Zukunft zu fahren, wie wir das
in der Vergangenheit auch bereits bewiesen haben! (GR Johann Hatzl: Was
haben Sie denn schon gemacht?)
Wer hat denn den AKH-Skandal
aufgedeckt? Wer hat denn den Bauring-Skandal aufgedeckt? Wer hat den Skandal um
das Palais Harrach aufgedeckt? - Das war die Österreichische Volkspartei! Ich
weiß, dass Ihnen nicht wohl ist bei dem Gedanken, dass wir in Zukunft genauso
konsequent und aufmerksam sein werden. Aber auf der anderen Seite, wo es um das
Wohl der Wiener geht, habe ich auch schon von dem einen oder anderen
Sozialdemokraten gehört, dass wir die Zeit nicht ganz zurückdrehen werden
können und das gibt mir eine bestimmte und gewisse Hoffnung. Wir sind überall
dort zur Zusammenarbeit bereit, wo es um eine Verbesserung der Lebensqualität
und auch um eine Verbesserung der Positionierung dieser Stadt in der
Öffentlichkeit geht. Darauf können Sie sich im besten Sinne des Wortes gefasst
machen, auf eine konsequente Politik der Wiener Volkspartei, mit Ihnen, dort wo
es im Sinne der Wiener ist, und sehr kritisch und sehr konsequent, wo es darum
geht, dafür zu sorgen, dass die Macht in dieser Stadt auch in Zukunft absolut
beim Bürger bleibt und nicht bei einer Partei! (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Zum Wort
ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Wir kommen nun zur Wahl der Amtsführenden Stadträte (PrZ
226/01-MDBLTG).
Da wir diese Wahl mittels Stimmzettel durchführen,
werden die beiden Schriftführer die Mitglieder des Gemeinderats zur Abgabe der
Stimmzettel aufrufen. Die Stimmzettel und das Kuvert werden bei der Wahlzelle
ausgegeben werden.
Ich ersuche die GRe Susanne Jerusalem, Walter Strobl,
Dr Helmut Günther und Godwin
Schuster als Wahlprüfer zu fungieren.
Die Wahlprüfer haben festzustellen, ob die Wahlurne
leer ist. Ich ersuche Sie, auch mir einen Blick in die Wahlurne zu gewähren. (Die Wahlprüfer zeigen der Vorsitzenden die
leere Urne.) Ich stelle ebenfalls fest, dass die Urne leer ist.
Ich bitte nun die beiden Schriftführer, die Mitglieder des
Gemeinderats namentlich aufzurufen. Die Damen und Herren des Gemeinderats ersuche
ich,
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