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"Wien ist politisch ein starkes Gegengewicht" - Interview mit Bürgermeister Michael Ludwig

Welche Schwerpunkte Bürgermeister Dr. Michael Ludwig in der Zukunft bei Themen wie Gesundheit, Wohnen und Klima sieht, erzählt er in der neuen Folge des Stadt Wien Podcasts.

Gespräch in voller Länge im Stadt Wien Podcast

Bei der Regierungsklausur hat sich die Stadtregierung mit dem Thema Gesundheit befasst. Was ist dabei in den vergangenen 4 Jahren gelungen?

Ludwig: Wir sind eine Stadt mit einem sehr gut funktionierenden Gesundheitswesen, das gilt für Spitäler wie für Pflege. Wir betreuen zum Teil die Bundesländer mit und sind besonders bei komplizierten Eingriffen im internationalen Spitzenfeld. Eine Herausforderung ist, genug Mitarbeiter*innen zu finden. Das ist uns zum Beispiel in der Pflege gelungen, indem wir die Ausbildungsplätze verdoppelt haben und zusätzliche finanzielle Unterstützung anbieten. Und es ist wichtig, in Vorsorge zu investieren. Das verhindert menschliches Leid, kann aber auch das Gesundheitssystem entlasten. Außerdem haben wir durch die Einrichtung von Primärversorgungszentren den niedergelassenen Bereich entlastet. In bestimmten Disziplinen - wie Kindergesundheit oder Gynäkologie - brauchen wir aber noch mehr Angebot. Das Ziel ist immer, der Bevölkerung Spitzenmedizin zu bieten - unabhängig vom sozialen oder wirtschaftlichen Hintergrund.

Was tun Sie selbst für Ihre Gesundheit?

Ludwig: Wahrscheinlich zu wenig, ich sollte mehr Bewegung machen. Das habe ich mir für das heurige Jahr fest vorgenommen, außerdem sollte ich weniger naschen. Aber ich rauche nicht und halte mich beim Alkohol sehr zurück. Man muss einen Kompromiss finden zwischen dem, was gesund ist, und dem, was der Alltag ermöglicht. Aber schon daran denken: Das ist das Leben – und nicht die Generalprobe.

Neben dem Bereich Gesundheit: Was sind für Sie die wesentlichen Erfolge der rot-pinken Zusammenarbeit?

Ludwig: Wir waren in den letzten Jahren stark gefordert - unter anderem durch die hohe Inflation. Wir haben dem Bund vorgeschlagen, bei Preisen und Mieten eine Bremse einzuziehen, das ist leider nicht passiert. Das hatte eine stärkere Preissteigerung als in anderen Ländern zur Folge. Darum haben wir als Stadt Wien einen Beitrag geleistet, um die Wirtschaft zu stärken und vor allem die Haushalte zu entlasten. Wir haben also einen Energiebonus auf den Weg gebracht und die Mieten in den Gemeindebauten nicht angehoben. Aber auch bei den großen strategischen Themen wie Klimaschutz haben wir Maßnahmen gesetzt: Klimafahrplan, Klimarat und bald auch ein Klimagesetz, das wir noch bis Ende der Legislaturperiode beschließen werden.

Die vergangenen Jahre waren geprägt von Krisen. Was haben Sie für sich persönlich daraus mitgenommen?

Ludwig: Wie wichtig das Miteinander und der Zusammenhalt in dieser Stadt sind. Corona war eine Herausforderung für alle Bereiche der Gesellschaft, nicht nur für die Gesundheit. Wir haben aber erlebt, wie viel Empathie und freiwilliges Engagement es gegeben hat. Das war beeindruckend. Die vergangenen Krisen haben uns gefordert - aber auch gestärkt.

Warum finden die Wahlen am 27. April statt?

Ludwig: Ich wollte der Bevölkerung einen monatelangen Wahlkampf ersparen. Denn noch am Abend der Nationalratswahl gab es Ankündigungen anderer Parteien, dass ab sofort Wahlkampf in Wien sei. Mit dem Termin am 27. April stellen wir sicher, dass wir noch vor dem Sommer eine Stadtregierung haben, die selbstbewusst gegenüber der neuen Bundesregierung auftreten kann. Das 1. Mal möglicherweise mit einem Bundeskanzler, der auf die Spaltung der Gesellschaft setzt. Von daher ist es wichtig, dass wir schnell wieder eine Stadtregierung haben, die die Interessen der Wiener Bevölkerung vertritt.

Macht Ihnen die mögliche neue Bundesregierung Sorgen?

Ludwig: Ja, große Sorgen. Die Ankündigungen zeigen, dass es nicht nur starke finanzielle Einschnitte geben wird. Und zwar vor allem für Arbeitnehmer*innen, Pensionist*innen sowie in Ausbildung befindliche Jugendliche. Auch die gesellschaftspolitischen Ankündigungen machen mir große Sorgen: Es geht um die Medienfreiheit, die Unabhängigkeit der Justiz. Wir werden das nicht akzeptieren und ein starkes politisches Gegengewicht stellen.

In welchen Bereichen würde dieses Gegenmodell greifen?

Ludwig: Wir sind gegen den schrankenlosen Sozialabbau, der sich ankündigt. Das gilt zum Beispiel bei Einschnitten bei den Pensionen. Wir werden Pensionist*innen schützen, wo wir können.

Auch der Klimaschutz scheint auf Bundesebene nicht mehr so relevant zu sein. Welchen Sinn macht es da, in Wien weiterhin große Klimaziele zu verfolgen?

Ludwig: Das ist sehr kurzfristig gedacht. Wenn wir die Verantwortung für folgende Generationen übernehmen wollen, ist das eine zentrale Aufgabe. Und es ist auch ökonomisch kurzsichtig. Statt Milliarden in Strafzahlungen zu investieren, ist es sinnvoll, mit demselben Geld etwas dazu beizutragen, die Umwelt zu schützen.

Andere Pläne der Bundesregierung betreffen die Gleichberechtigung der Geschlechter, Stichwort Herdprämie.

Ludwig: Es war immer unser Ziel, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen. Das geht nur mit einem entsprechenden Angebot bei Kindergärten und Schulen. Ich halte nichts davon, viel Geld zu investieren, um Frauen an den Haushalt zu binden - mit den negativen Auswirkungen, dass sie beispielsweise geringere Pensionen haben. Altersarmut betrifft überwiegend Frauen.

Was ist Ihre Vision für Wien in 20 Jahren?

Ludwig: In Europa eine Rolle als Friedensstifterin zu übernehmen. Weiterhin ein wichtiger Wirtschaftsstandort in Europa zu bleiben. Bei Wissenschaft und Klimaschutz vorne dabei zu sein. Das Miteinander zu leben. Die soziale und funktionale Durchmischung und Vielfalt in unserer Stadt weiter zu fördern. Die Stadt noch grüner zu machen - wir pflanzen in den nächsten Monaten 40.000 Bäume. Das alles trägt dazu bei, die hohe Lebensqualität zu erhalten.

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