Strenger Schutz für Ziesel in Wien

Das Ziesel ist europaweit, und auch in Wien, streng geschützt. In Wien gibt es aufgrund günstiger lebensräumlicher Bedingungen punktuell Populationen dieser Nagetiere. Sie brauchen als Lebensräume Trockenrasen, wie sie sich verstreut im 21. und 22. Bezirk (am Bisamberg, beim Heeresspital) sowie im Süden von Wien (Goldberg) finden. Diese Lebensräume werden durch Maßnahmen der Stadt Wien beobachtet, gesichert und geschützt.

2005 und 2007 konnte die MA 22 eine größere Zieselpopulation im Gelände des Heeresspitals im 21. Bezirk nahe dem Marchfeldkanal feststellen. Diese Population wird seitdem, wie alle Vorkommen von streng geschützten Arten in Wien, von unseren Expertinnen und Experten kontinuierlich beobachtet.

Studie zur Zieselpopulation beim Heeresspital

Um die Anzahl der nördlich vom Heeresspital gesichteten Ziesel zu bestimmen und um zu klären, ob eine weitere landwirtschaftliche Nutzung der Fläche eine Bedrohung für die Tiere darstellen könnte, gab die Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) eine Studie bei der Universität Wien, Departement Verhaltensbiologie, in Auftrag.

Die von Dr.in Ilse Hoffmann von der Universität Wien durchgeführte Studie "Artenkartierung Europäisches Ziesel und Feldhamster in Wien 21" liegt nun vor. Im Rahmen der Studie wurde von einem Team der Universität Wien das Feld mit dem Zieselvorkommen, das Areal des Heeresspitals und darüber hinaus die an das Gebiet angrenzenden Flächen kartiert und untersucht.

Studie "Artenkartierung Europäisches Ziesel und Feldhamster in Wien 21., Heeresspital und Umgebung östlich Brünner Straße": 502 KB PDF6,3 MB RTF

Zieselpopulation rund um das Heeresspital

Die Studie auf Basis der rund vierwöchigen Untersuchung zeigt folgenden Artenbestand: Auf dem Feld nördlich des Heeresspitals leben rund 230 Ziesel sowie vermutlich rund 20 Feldhamster. Auf dem Areal des Heeresspitals selbst und auf den brachliegenden Flächen zwischen Heeresspital und Marchfeldkanal leben weitere rund 500 Ziesel. Aufgrund ihrer Erhebungen gehen die Wissenschafterinnen und Wissenschafter davon aus, dass auf dem Feld nördlich des Heeresspitals etwa 27 Ziesel pro Hektar und am Areal des Heeresspitals rund 50 Ziesel pro Hektar leben.

Naturschutzfachlich spricht man bei einer Anzahl ab 100 Ziesel pro Hektar von einer dichten Besiedelung. In Österreich gibt es einige wenige Ziesel-Populationen mit einer Besiedlungsdichte von 160 Tieren pro Hektar. Die Dichte der Ziesel-Population beim Heeresspital ist daher als hoch, aber nicht als außergewöhnlich zu bezeichnen.

Studie besagt: Landwirtschaft und Artenschutz vereinbar

Die Studie beantwortet auch die Frage, ob und unter welchen Bedingungen Artenschutz und Landwirtschaft vereinbar sind.

So wie die Expertinnen und Experten der MA 22 festgestellt haben, kommt auch die Studie zum Ergebnis, dass die Baue der Ziesel durch ein Pflügen des Feldes bis zu 30 Zentimeter Tiefe nicht gefährdet werden. Wenn Gefahr droht, verstecken sich die Ziesel in ihren Bauen. Die Tiere legen diese in einer Tiefe von mindestens 45 Zentimeter an. Bei einer Pflugtiefe von 30 Zentimetern werden diese Baue nicht beeinträchtigt und bieten den Jungtieren sichere Schutzhöhlen.

Damit für die Tiere auf dem Feld bei einer dauerhaften landwirtschaftlichen Nutzung des Feldes trotzdem genug Nahrung vorhanden bleibt, empfiehlt die Studie, einige Streifen des Feldes als Brachen stehen zu lassen. Dringend verzichtet werden sollte auf den Einsatz von Pestiziden.

Strenger Schutz für die Ziesel beim Heeresspital

Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter haben bei ihren Erhebungen vor Ort auch ungenutzte Flächen im Ausmaß von rund fünf Hektar entlang des Marchfeldkanals begutachtet, die sich als Lebensraum für die Ziesel eignen würden. Dieser wurde laut Gemeinderatsbeschluss vom 28. Juni 2011 bereits als Rückzugsgebiet für die Ziesel ausgewiesen und soll von jeder Verbauung sowie Nutzung ausgenommen werden. Teile dieser Flächen sind inzwischen Schutzgebiete nach dem Wiener Naturschutzgesetz.

Ziesel bevorzugen Trockenrasen und deren Vegetation als Lebensgrundlage. Durch regelmäßige Mahd und Anpflanzen von bestimmten Trockenrasen-Arten könnte auf diesen Flächen zusätzlicher ziesel-gerechter Lebensraum geschaffen werden.

Sollte die Landwirtschaft auf dem betroffenen Feld aufgegeben und die derzeit aufrechte Widmung als Bauland genutzt werden, würde die MA 22, wie in vielen anderen Fällen auch, ein konkretes Vorhaben nach den Vorgaben des Naturschutzrechtes genauestens prüfen. Seit 2012 wird ein begleitendes Monitoring durchgeführt, um die Popularitätsdynamik zu verfolgen und zu dokumentieren.

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